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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer
Autoren: Jules Verne
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auf den Berghöhen Siciliens.
    Jacobo Grappa hatte nur fünf Mann bei sich, diese genügten schon für alle Segelmanöver der Feluke. Das leichte Fahrzeug glitt auf die hohe See hinaus bei so ruhigem Wasser, daß selbst Ben Omar nicht einmal von einem Anfalle der Seekrankheit heimgesucht wurde. Noch nie war er bei einer Fahrt so außerordentlich begünstigt gewesen.
    Die Nacht verging ohne Zwischenfall und das Morgenroth verkündigte einen wunderschönen Tag.
    Pierre-Servan-Malo benahm sich aber wirklich erstaunlich. Die Hände in den Taschen, die Pfeife im Munde und scheinbar ganz gleichgiltig, wanderte er auf dem Verdeck hin und her. Wenn Gildas Tregomain – er eine Beute höchster Erregung – ihn so sah, wollte er gar nicht seinen Augen trauen. Er hatte sich auf dem Vorderdeck niedergesetzt. Enogate und Juhel standen bei einander. Die junge Frau war entzückt über die herrliche Fahrt und träumte davon, ihren Gatten auch bei allen seinen Reisen nach fernen Erdtheilen begleiten zu dürfen.
    Von Zeit zu Zeit trat Juhel an den Steuermann heran und gab diesem den richtigen Cours, wenn die »Providenza« zu gerade nach Westen hinaus segelte.
    Unter Berücksichtigung ihrer Schnelligkeit rechnete er darauf, daß die Feluke gegen elf Uhr den so ersehnten Punkt erreicht haben müsse. Dann begab er sich wieder zu Enogate, was ihm freilich von Gildas Tregomain mehr als einmal die Ermahnung zuzog:
    »Beschäftige Dich nicht so viel mit Deinem Weibchen, Juhel, und denke hübsch an das, was jetzt unsre Hauptsache ist!«
    Jetzt sagte er »unsre Hauptsache«, der Frachtschiffer. O, welche Wandlung! Und doch war sie nur im Interesse der jungen Leute erfolgt.
    Um zehn Uhr noch kein Stück Land in Sicht. In dem Theile des Mittelmeers zwischen Sicilien und dem Cap Bon trifft man in der Richtung nach Welten außer Pantellaria auch keine bedeutendere Insel. Um eine solche handelte es sich aber auch gar nicht, sondern nur um ein Eiland, ein einfaches Eiland, und nicht weit draußen im Meere.
    Wenn der Banquier und der Notar den Blick auf Meister Antifer richteten, da konnten sie sein blitzendes Auge, seinen sich bis an die Ohren verlängernden Mund durch die bläulichen Tabakswolken, die er aus der Pfeife blies, kaum erkennen.
     

    »Beschäftige Dich nicht so viel mit deinem Weibchen.« (S. 391.)
     
    Jacobo Grappa begriff nichts von der Richtung, die man hier seiner Feluke gab und ob die Passagiere etwa die tunesische Küste anlaufen wollten. Doch das galt ihm schließlich gleich. Er wurde recht gut dafür bezahlt, nach Westen hinaus zu segeln, und das wollte er so lange thun, bis man von ihm verlangte, wieder umzukehren.
    »Donque, sagte er zu Juhel, sollen wir immer noch weiter nach Sonnenuntergang zu steuern?
    – Ja.
    – Va bene!
«
    Und er steuerte
bene.
    Um zehneinviertel Uhr begann Juhel, den Sextanten in der Hand, seine erste Beobachtung, die ihm ergab, daß sich die Feluke unter 37°30’ nördlicher Breite und 10°33’ östlicher Länge befand.
    Während er das ausführte, sah ihm Meister Antifer, mit den Augen zwinkernd, von der Seite zu.
    »Nun, Juhel?…
    – Wir befinden uns in der richtigen Länge, lieber Onkel, und brauchen nur wenige Meilen nach Süden zu segeln.
    – Na, so segeln wir hinunter, lieber Neffe, immer zu! Ich glaube immer, wir können gar nicht weit genug nach Süden hinunter kommen!«
    Da soll einer von diesem außerordentlichsten aller Malouins der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein Wort verstehen! Die Feluke fiel nach Backbord ab, um sich Pantellaria zu nähern. Das Auge halb geschlossen und die Lippen zusammengekniffen, überließ sich der alte Schiffer allerhand Muthmaßungen.
     

    Ueber die Strickleiter an Backbord kletterte Juhel zur Höhe des Mastes hinaus. (S. 394.)
     
    Als Gildas Tregoman einmal ganz in seiner Nähe stand, konnte er sich aber nicht überwinden, zu fragen, was die Fremden denn eigentlich hier suchten.
    »Unser Taschentuch, das wir früher in dieser Gegend verloren haben! antwortete der Frachtschiffer, den trotz seines gutmüthigen Charakters nun doch die üble Laune übermannte.
    –
Va bene,
Signor!«
    Um zwölfeinviertel Uhr war auch noch kein Felsenhaufen in Sicht, und doch mußte die »Providenza« jetzt an der Stelle des Eilands Nummer Vier schwimmen.
    Doch nichts… nichts, so weit das Auge reichte!
    Ueber die Strickleiter an Backbord kletterte Juhel zur Höhe des Mastes hinaus. Von hier aus überblickte er das Meer in zwölf-bis sünszehnmeiligem
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