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Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Meister Antifer's wunderbare Abenteuer

Titel: Meister Antifer's wunderbare Abenteuer
Autoren: Jules Verne
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Zambuco heiraten zu müssen! bemerkte der Frachtschiffer. Doch gleichviel… wir dürfen nicht zugeben, daß er so viele Millionen im Stiche läßt!«
    Kurz, unser Malouin war jetzt ein ganz andrer und Gildas Tregomain der, der »den Antifer spielte«. Jetzt nagte der Durst nach Gold an ihm! Das war ja nur logisch. Erst, wo man nicht wußte, ob sich ein Eiland finden würde, zog man zu dessen Entdeckung aus, und jetzt, wo dessen Lage bekannt war, schwieg Alles davon, dorthin aufzubrechen?
    Der Frachtschiffer sprach hierüber des öfteren mit Juhel.
    »Was kann’s nützen?« erwiderte der junge Kapitän.
    Er sprach darüber mit Nanon.
    »Ach, lassen wir den Schatz liegen, wo er liegt!«
    Er sprach davon mit Enogate.
    »Na, wie wär’s, Kleine, dreiunddreißig Millionen in Deine Tasche?
    – Hier, Herr Tregomain, haben Sie dreiunddreißig Küsse! Die sind mehr werth!«
    Endlich entschloß er sich, Meister Antifer selbst zur Rede zu stellen, und vierzehn Tage nach dem letzten Vorkommnisse sagte er zu ihm:
    »Nun… alter Freund… das Eiland?…
    – Welches Eiland, Frachtschiffer?
    – O, das Eiland im Mittelmeer!… Das existiert da, glaub’ ich bestimmt.
    – Ob es existiert, Frachtschiffer!… Ich sage Dir, ich glaube an seine Existenz fester, als an Deine und meine!
    – Warum gehen wir dann nicht dahin?
    – Dahin gehen, Süßwasser-Seemann?… Da wollen wir doch warten, bis uns Kiemen gewachsen sind!«
    Gildas Tregomain zerbrach sich den Kopf, was diese Antwort bedeuten sollte. Er ließ den Muth aber nicht sinken. Freilich, die dreiunddreißig Millionen kamen ja weniger ihm, als den Kindern zu gute. Verliebte denken nicht an die Zukunft. Man mußte für sie daran denken.
    Kurz, er verharrte bei dieser Angelegenheit so zähe, daß Meister Antifer ihm eines Tages erwiderte:
    »Drängst Du denn so darauf, abzureisen?
    – Jawohl, ich, alter Freund.
    – Du meinst, daß wir das thun sollten?
    – Ganz gewiß… lieber heute als morgen!
    – Nun gut… reisen wir ab!«
    Doch mit welchem Tone brachte der Malouin die letzten Worte heraus!
    Vor der Abreise galt es aber, sich wegen des Banquiers Zambuco und des Notars Ben Omar klar zu werden. Ihr Verhältniß als Miterbe und Testamentsvollstrecker bedingte: Erstens, daß sie von der Entdeckung des Eilands Nummer Vier Kenntniß erhielten und zweitens, daß sie sich an noch zu bestimmendem Tage auf genanntem Eiland einfanden, um der eine seinen Antheil, der andre seine Provision in Empfang zu nehmen.
    Meister Antifer hielt vielleicht noch mehr als der Frachtschiffer darauf, daß alles vorschriftsmäßig zuging. So wurden also zwei Depeschen nach Tunis und nach Alexandria entsendet, die ein Zusammentreffen mit den beiden Interessenten für den 23. October in Girgenti, der der Lage des letzten Eilandes am nächsten kommenden Stadt, bestimmten, um von dem Schatze Besitz zu nehmen.
    Was den Reverend Tyrcomel anging, sollte diesem sein Antheil zu gelegener Zeit zugesendet und ihm freigestellt werden, seine Millionen in den Forth zu werfen, wenn er sich daran die Finger zu verbrennen fürchtete.
    Um Saouk brauchte man sich nicht zu kümmern. Ihm kam ja nichts zu, und er verdiente es, seine Strafjahre in finsterm Loche des Edinburger »Jarl« abzusitzen.
    Nachdem die Reise festgesetzt war, wird es niemand wundern, daß sich diesmal Gildas Tregomain drängte, von der Partie zu sein. Erstaunlicher möchte es sein, wenn Enogate sich nicht ebenfalls anschloß. Es wäre kaum zwei Monate nach ihrer Hochzeit gewesen, daß Juhel zugestimmt hätte, sich von seiner Gattin zu trennen, und Enogate gezögert hätte, ihm zu folgen.
    Der neue Zug sollte ja bestimmt gar nicht lange währen; man dachte nur hin und zurück zu reisen. Von der etwaigen Aufsuchung eines fünften Eilands sollte in jedem Falle abgesehen werden. Gewiß hatte Kamylk-Pascha seiner schon zu langen Inselkette kein weiteres Glied angeschlossen.
    Nein, die Angabe lautete zu bestimmt: Der Schatz lag unter einem der Felsen des Eilands Nummer Vier und dieses Eiland nahm mit mathematischer Sicherheit eine Stelle zwischen der Küste Siciliens und der Insel Pantellaria ein.
    »Doch muß es eine geringe Ausdehnung haben, bemerkte Juhel, da es nicht einmal auf den Seekarten angegeben ist.
    – Wahrscheinlich!« erwiderte Meister Antifer mit mephistophelischem Lächeln.
    Das war rein unbegreiflich!
    Man beschloß zunächst, die schnellsten Beförderungsmittel zu wählen, also so viel wie möglich die Eisenbahnen. Schon gab es einen
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