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Meines Bruders Moerderin

Meines Bruders Moerderin

Titel: Meines Bruders Moerderin
Autoren: Irene Rodrian
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vermutest du?«
    »Einen Serienkiller Einen Sexmaniac. Einen, der auf kleine Mädchen steht. So was wie in Belgien damals. Wieso sollte das bei uns nicht auch möglich sein, verdammte Scheiße?«
    »Und das will keiner hören.«
    »Genau. Sánchez weigert sich, das auch nur in Erwägung zu ziehen.«
    »Er hat Angst, logo.« Pia dachte an ihren früheren Chef. Den jovialen comandante, der es immer allen recht machen wollte. »Da hätte er ja auch sofort die ganzen Medien im Genick. Und vielleicht hat er sogar Recht.«
    »Ja, gut. Vielleicht ...«
    »Nein.« Barbara schaltete sich unerwartet heftig ein. »Diese Mädchen sind viel zu jung, das sind doch noch keine Ausreißerinnen! In dem Alter rennt man noch nicht weg. Da versucht man noch, sich zu arrangieren, so grauenhaft die Situation auch sein mag. Da hofft man noch auf ein bisschen Liebe und Zuneigung.«
    »Soweit ich weiß, war die Situation für keins der Mädchen grauenhaft. Sie kommen offenbar aus liebevollen, intakten Familien.«
    »Da kann man sich sehr irren.« Pia zog einen kleinen Faltplan von Barcelona aus einem Stapel alter Telefonbücher hervor und breitete ihn aus. »Vier Kinder unter zehn in drei Wochen, das ist auch für eine Großstadt sehr viel.«
    »Mit Sánchez kann man im Moment nicht reden, und die anderen sind sowieso zu blöde. Außer Víctor, da hast du Recht, der ist in Ordnung. Aber eins muss ich dir leider sagen, Pia, du hast dein eigenes Geschlecht schmählich verraten. Du warst eine von winzigen drei Prozent weiblichen Ermittlern im oberen Drittel bei der Kripo, du hättest es noch viel weiter bringen können, aber du hast gekniffen.«
    »Josep als Frauenrechtler, das ist neu. Du weißt ganz genau, dass ich nicht gekniffen habe. Noch nie. Und weit gebracht hätte ich es nur, wenn ich damals geschwiegen hätte. Dann säße Barbara lebenslang unschuldig in Nad Ras. Und es wäre immer so weitergegangen. Leute, die nachdenken und den Mund aufmachen, sind unbequem. Oder warum bist du jetzt hier?«
    »Weil ich dich vermisse. In mehr als einer Hinsicht.« Bonet grinste kurz und goss Wein nach. »Und weil du in London warst.«
    »Das hast du mir nie verziehen.«
    »Nein, nie! Das Praktikum hätte mir zugestanden. Ich bin der capitán.«
    »Aber dein Englisch ist leider very poor.« Pia lachte. Vor einem Jahr hatte es ein Austauschprogramm mit New Scotland Yard gegeben, und Pia hatte sich dafür interessiert, sobald sie davon hörte. Sie hätte trotzdem keine Chance gegen Bonet gehabt, wären da nicht ihre überragenden Sprachkenntnisse gewesen. Ein Vorteil, den sie den Erziehungsversuchen ihrer hochnäsigen Mutter verdankte. Immerhin. In London hatte Pia Dr. Ellen Steward kennen gelernt, eine der besten Profiler Europas. Plötzlich verstand sie, was Bonet von ihr erwartete.
    »Ich bin kein Profiler.«
    »Du hast ein Vierteljahr mit Ellen Steward zusammengearbeitet. Du weißt mehr als jeder andere hier.«
    Pia sah zu Barbara. Sie war blass geworden, schien die Luft anzuhalten. Barbara hatte selbst eine Horrorkindheit in verschiedenen Heimen durchlebt, und auch sie war ausgerissen. Immer wieder. Bis sie in Barcelona landete und von Pablo ei Rey aufgenommen wurde, dem König der Taschendiebe. Dem großen Caballero aus längst vergangenen Zeiten. »Wieso sind diese Vermisstenanzeigen bei uns ... äh, ich meine, bei euch gelandet?«
    »Ich hab's gehört. Uns. Du fühlst dich immer noch solidarisch mit der brigada criminal.« Triumph. Pia winkte müde ab.
    »Was denn sonst nach so vielen Jahren ... Also?«
    Die Anzeigen landeten zu verschiedenen Zeiten bei verschiedenen districtos. Wir hatten eine Anfrage aus Sants, und dann habe ich ein bisschen im Computer herumgestöbert.«
    »Es ist also mehr oder weniger dein privater Feldzug?«
    »Víctor weiß Bescheid.« Bonet zog einen Packen Fotokopien hervor. »Die hängen, erschießen und vierteilen mich standesrechtlich, wenn sie erfahren, dass ich interne Unterlagen außer Haus gebracht habe.«
    Pia zog die Papiere zu sich herüber. »Ihr habt keinerlei Spuren von den Mädchen gefunden. Auch keine Leiche.«
    »Nada.«
    »Woher kommen sie?« Pia begann zu blättern. Sah die Fotos. Ein herzförmiges Gesicht mit Stupsnase, Sommersprossen, einem Kirschmund und blonden Locken. Und einem kleinen Hollywoodlächeln.
    »Àngela Doménech. Acht Jahre alt, wohnt in der Reina D'Aragó 84. Ein kleiner Bruder von vier Jahren. Eine Tante, die unverheiratete Schwester des Vaters. Sie besorgt den Haushalt. Der Vater
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