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Meineid

Meineid

Titel: Meineid
Autoren: Petra Hammesfahr
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spöttisch zu mir herunter:
    «Ach, du bist es. Was willst du?»

    «Ich muss mit dir reden.»

    «Aber ich nicht mit dir. Ich habe auch keine Zeit.»

    «Jan, mach die Tür auf, es ist wichtig.»

    «Du wirst dich noch einen Moment gedulden müssen. Ich habe gerade ein wichtiges Gespräch in der Leitung.»
    Geschlagene fünf Minuten ließ er mich vor der Tür stehen. Dann kam er endlich.
    «Tut mir Leid.»
    Er grinste breit.
    «Ich hatte den Produzenten am Telefon. Den konnte ich nicht einfach abfertigen. Ich konnte ja schlecht zu ihm sagen: Da steht der Mann vor der Tür, der meine Frau auf dem Gewissen und sein Betthäschen dazu gebracht hat, mir ein falsches Alibi zu geben.»

    «Ich habe Tess nicht getötet», sagte ich ruhig.
    «Lässt du mich jetzt hinein oder nicht?»
    Er machte keine Anstalten, die Tür freizugeben.
    «Ich auch nicht, erklärte er.
    «Ich habe auch Barby und Janine nicht umgebracht.»

    «Lass mich hinein, Jan.»
    Er schüttelte den Kopf. Trotzdem trat er von der Tür zurück und ließ mich an sich vorbei. Er schloss die Tür, lehnte sich mit dem Rücken dagegen.
    «Wenn du nur gekommen bist, um zu fragen, ob ich Feibert gestern noch etwas erzählt habe, kannst du gleich wieder verschwinden. Er war nicht an dir oder Greta interessiert. Ihm ging es nur um Mandys Vater.»
    Plötzlich wirkte er müde.
    «Ich hätte ihr einen Tritt geben müssen», sagte er.
    «Gleich als ich das gemerkt habe, hätte ich sie zurück zu ihren Eltern schicken müssen.»
    Mit einer fahrigen Geste strich er sich über die Stirn und fügte mit bitterem Lächeln an:
    «Aber ich habe sie geliebt. Sie und Mandy.»
    Er schaute an mir vorbei, nickte wie unter einer schmerzlichen Erinnerung.
    «Ich wollte Mandy adoptieren. Tess hat mich ausgelacht. Und dann hat sie Mandy weggebracht. Sie wusste, dass sie mich damit ins Mark trifft. Sie war ein hundsgemeines Aas. Hundertmal hab ich mir vorgestellt, dass ich ihr sämtliche Knochen breche.»
    Er lachte trocken.
    «Das wäre ein Witz gewesen, was? Ich breche ihr die Knochen, und sie stöhnt: Ja, mach weiter, so ist es gut. Du bist toll heute. Feibert fand auch, es wäre ein Witz gewesen. Ich hab mich gut unterhalten mit ihm. Er meinte, es macht keinen Unterschied, ob ich oben saß oder aus dem Haus war. Er hat sich meinen Kopfhörer aufgesetzt, dann wollte er, dass ich an der Tür klingele. Ich hab ihm den Gefallen getan, gebimmelt wie ein Versicherungsvertreter. Er hat nichts gehört.»
    Ich ließ ihn reden. Mit jedem Satz überzeugte er mich ein wenig mehr. Er hatte vermutlich wirklich nichts mitbekommen von dem Drama, das sich auf der Terrasse abgespielt hatte. Er hatte wohl auch nicht aus dem Fenster geschaut und Gretas Wagen gesehen. Aber völlig sicher durfte ich mir nicht sein. Er war ein gerissener Hund, gut möglich, dass er sich plötzlich doch an etwas erinnerte oder sich zumindest einiges zusammenreimte. Seine Stimme bekam einen Hauch von Schärfe, als er unvermittelt verlangte:
    «Ich will, dass du etwas für mich tust. Sprich mit Joachim und Sandra. Ich will Mandy. Ich will sie bei mir haben. Wirst du das tun?»

    «Ich kann es versuchen», sagte ich. Er begann wehmütig zu lächeln.
    «Schau dir die Couch an. Was hat Tess geschrubbt, wenn Mandy sich mit ihren Schokoladenfingern daran ausgelassen hatte.»
    Das Lächeln erlosch, seine Miene wurde hart.
    «Ich wollte eine Putzfrau einstellen. Aber sie wollte keine Fremde im Haus haben, die auch mal in ein Schubfach schaut und ihre Utensilien findet. Na, ist ja egal. Jetzt kann ich eine einstellen. Aber die Couch wird sie nicht anrühren. Ein bisschen Dreck gehört dazu, wenn man Kinder hat.»
    Ich drehte mich zum Wohnzimmer um und warf einen Blick zur Couch. Nur einen kurzen Blick. Ich war nicht hier, um mir Mandys Spuren anzuschauen. Ich war nur gekommen, weil ich diesen Funken Hoffnung hatte. Über der Couch hing das Hochzeitsgeschenk des ungenannten Gönners. Einen Fotoapparat hatte ich mitgebracht. Es war eine Sofortbildkamera, mit der mein jüngerer Bruder vor Jahren Schnappschüsse gemacht hatte. Sie funktionierte noch ausgezeichnet. Während ich eine Aufnahme von dem Bild machte, schwärmte Jan von Mandy. Wie er mit ihr leben wollte, wenn ich sie ihm zurückgebracht hatte. Wie er mit seiner Arbeit kürzer treten und stattdessen mit ihr spielen wollte. Er hatte als Kind nicht gespielt.
    «Kannst du dir vorstellen, ein Kind zu haben?»

    «Nein», sagte ich.
    «Wie soll Greta ein Kind mit ihrem Beruf
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