Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meineid

Meineid

Titel: Meineid
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
schweigend. Ich grüßte kurz, überließ die Einleitung ihm. Dass ich mitgekommen war, störte ihn nicht, er ignorierte mich anfangs. Er versuchte es mit Sanftmut, einem Appell an Gretas Vernunft, einem weiteren an ihr Gewissen. Ich ließ ihn reden. Es folgte eine Aufzählung aller Punkte, die für Jan als Täter sprachen. Für Greta sprach kein einziger – nicht nach dreißig Jahren Freundschaft. Ich hatte genug, legte Luis die beste Aufnahme auf den Schreibtisch. Er kniff die Augen zusammen.
    «Was ist das?»

    «Eine Aufnahme des Bildes, das du Tess zur Hochzeit geschenkt hast. Ich habe sie gestern Abend gemacht. Und heute Morgen war ich damit in der Galerie.»
    Luis antwortete nicht, aber ich hatte ihm ja auch keine Frage gestellt. Nach ein paar Sekunden, in denen er die Augen nicht von dem Bildchen ließ, erkundigte er sich:
    «Ist etwas dagegen einzuwenden, dass ich einer Frau, die ich kannte und schätzte, ein Geschenk zu ihrer Hochzeit machte?»

    «Dagegen nicht», sagte ich.
    «Wogegen dann?»

    «Gegen Diebstahl, erklärte Greta.
    «Du hast den Perlenring aus der Kassette genommen. Jeder Richter wird es ebenso sehen, dass du als Einziger die Gelegenheit dazu hattest – und ein berechtigtes Interesse. Und es ist auch eine Menge einzuwenden gegen die Unverschämtheit, einen Mann, der in seiner Jugend mehr Prügel, Qualen und Demütigungen hat einstecken müssen, als du dir bei aller Perversität vorstellen kannst, über volle zwei Jahre in so infamer Weise zu betrügen und ihm als krönenden Abschluss den Mord an seiner Frau anzulasten.»
    Luis schnappte nach Luft, um zu einem energischen Protest anzusetzen. Greta ließ ihm keine Zeit, sie schlug sich großartig.
    «Und jetzt behaupte nicht, du hättest nie etwas mit Tess gehabt. Der Gerichtsmediziner hat genug aus ihr herausgeschabt. Du weißt, dass sie eine DNA-Analyse machen. Das hat Bevering noch in Auftrag gegeben, ehe du ihm den Fall aus den Händen gerissen hast. Hast du ihm den Fall nur abgenommen, um das Ergebnis ebenso verschwinden zu lassen wie den Ring?»
    Ich hatte Luis noch nie blass werden sehen. Aber einmal ist immer das erste Mal. Da wir beide standen, zeigte er auf die Stühle vor seinem Schreibtisch und sagte mit belegter Stimme:
    «Jetzt setzt euch doch endlich.»
    Wir nahmen Platz, ich lehnte mich entspannt zurück. Greta schaute ihn abwartend an. Er brauchte eine Weile, ehe er ihre Worte verdaut hatte und antworten konnte.
    «Ihr meint, ich hätte Tess getötet? Ihr irrt euch! Und außer mir kommt nur noch einer in Frage, Jan Tinner.»
    Nun schaute er Greta abwartend an. Vielleicht erhoffte er sich eine bestimmte Wirkung. Als sie nicht reagierte, probierte er es bei mir.
    «Ich habe mir am Telefon anhören müssen, wie er sie beschimpfte, wie er ihr drohte, wie er sie fertig machte.»

    «Das hattest du doch vorher schon besorgt», sagte Greta.
    «Quatsch, murmelte Luis und senkte den Kopf. Aber er hob ihn sofort wieder und erklärte bestimmt:
    «Ich habe nichts getan, wozu Tess nicht ihr Einverständnis gegeben hätte. Es war immer abgesprochen, wie weit wir gehen wollten.»

    «Damals auch? Als du deine Vaterschaftserklärung zurückhaben wolltest und sie so übel zugerichtet hast?, erkundigte ich mich. Luis lachte trocken.
    «Es gab keine Vaterschaftserklärung. Ich war verrückt nach ihr, aber so verrückt nicht. Wir hatten ein Abkommen. Ich zahle, wenn sie den Mund hält. Das hat sie getan.»

    «Bis Freitag», sagte ich.
    «Du musst doch noch bei ihr gewesen sein, als sie mich anrief.»
    Er schüttelte den Kopf.
    «Ich bin kurz vor halb drei aus dem Zimmer.»
    Zimmer, dachte ich. , eine Zimmernummer, irgendein Hotel. Dass Tess mich angerufen hatte, wusste Luis natürlich aus den Protokollen. Er kannte auch meine Aussage vom belanglosen Geplänkel. Und er hatte das für bare Münze genommen.
    «Das kannst du mir nicht einreden», sagte ich.
    «Tess wollte sich scheiden lassen. Du musst ihr Hoffnungen gemacht haben, sonst hätte sie nicht zum Telefon gegriffen, kaum dass du die Tür hinter dir zugezogen hattest.»
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    «Ich habe ihr weder Hoffnungen noch sonst etwas gemacht. Es war alles wie immer.»

    «Und warum hast du sie dann um halb vier angerufen?, fragte Greta.
    «Das hast du doch.»
    Er nickte.
    «Wir haben häufig nochmal miteinander gesprochen, wenn wir zusammen gewesen waren. Sie wollte dann meist noch einmal …»
    Er sprach nicht weiter, starrte sie aus zusammengekniffenen Augen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher