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Meineid

Meineid

Titel: Meineid
Autoren: Petra Hammesfahr
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besetztes Collier aus Weißgold aufgefallen. Luis wollte die Sache mit einer lässigen Handbewegung abtun.
    «Dann wird Tess den Ring wohl verkauft haben.»

    «Nein, protestierte ich.
    «Ich weiß, was ich gesehen habe. Wo wurde die Kassette aufbewahrt, nachdem wir sie aus dem Schließfach genommen haben? Hat sie die Nacht über hier im Schreibtisch gestanden? Mit dem Schlüssel obenauf? Oder hatten Sie sie in Verwahrung?»
    Der letzte Satz ging an Karreis. Karreis lief dunkelrot an und protestierte lautstark.
    «Ich verbitte mir solche Verdächtigungen.»

    «Ich verdächtige Sie nicht, stellte ich richtig.
    «Ich frage nur.»
    Luis antwortete an Karreis’ Stelle.
    «Sie war hier. Herr Karreis brachte sie gestern am späten Nachmittag. Wir haben sie in das Fach gestellt. Ich habe das Fach verschlossen. Den Schlüssel zum Fach hatte ich bei mir. Das Schloss an meinem Schreibtisch ist unversehrt. Willst du es dir anschauen? Oder willst du jetzt mich fragen, ob ich mich am Inhalt der Kassette vergriffen habe?»
    Ich ließ ein paar Sekunden verstreichen, ehe ich den Kopf schüttelte. Luis schien genug zu haben. Er starrte auf den Schmuck, strich sich mit einer Hand durchs Gesicht. Dann hob er die Stimme.
    «Macht, dass ihr rauskommt, alle miteinander.»

    «Moment noch, bat Jan.
    «Ich wüsste gerne, wann ich wieder in mein Haus kann.»
    Luis warf Karreis einen fragenden Blick zu. Karreis nickte, und Luis sagte:
    «Jederzeit.»
    Dann fixierte er Greta.
    «Mit dir will ich noch unter vier Augen reden.»

    «Ich wüsste nicht, worüber, antwortete sie.
    «Es reicht, wenn ich es weiß, hielt Luis dagegen. Jan verließ den Raum. Auch Feibert und Karreis gingen auf die Tür zu. Ich folgte ihnen zögernd, wohl war mir nicht, Greta mit Luis allein zu lassen. Als sie nach ein paar Minuten heraus auf den Korridor trat, war ich mit Karreis allein. Feibert hatte sich erboten, Jan nach Lindenthal zu fahren – und vorher zu Gretas Wohnung, um Jans Sachen zu holen. Ich hatte Feibert meinen Wohnungsschlüssel überlassen und glaubte kaum, dass Greta Einwände dagegen erhob. Wir sprachen über den fehlenden Ring, als sie dazukam.
    «Sie haben den Inhalt nicht gemeinsam kontrolliert und aufgelistet, bevor Sie Abeler die Kassette überließen?, fragte ich Karreis.
    «Nein, brummte missmutig.
    «Abeler war in Eile. Und ich sah keine Veranlassung – beim Oberstaatsanwalt.»

    «Oberstaatsanwalt oder nicht», sagte ich, «das war ein grobes Versäumnis. Und jetzt ist es eine dumme Situation für Sie, Herr Karreis. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass der Ring in der Kassette war, als wir sie in der Bank öffneten.»
    Karreis’ Gesicht verfärbte sich erneut. Er verabschiedete sich eilig von uns, auf Jans Erklärungen zum Freitag ging er mit keinem Wort ein. Er rannte förmlich zum Treppenhaus. Wir blieben noch einen Augenblick stehen. Ich schaute nachdenklich zu Luis’ Bürotür.
    «Was wollte er von dir?»
    Greta lächelte kläglich.
    «Er pochte auf seine Papierstapel und sagte: Ich kriege ihn, Greta! Nicht für das hier. Das ist lange her und nicht mehr zu beweisen. Aber für Tess. Er hat sie auf dem Gewissen. Es kommt kein anderer in Frage. Wenn du weiter versuchst, ihn zu decken, hat dein Papa sich völlig umsonst abgerackert, dir das Studium zu finanzieren. Du kannst dir eine Putzstelle suchen, wenn du aus dem Knast kommst. Und ich sorge dafür, dass du keine Stelle in einer Kanzlei kriegst.»
    Ich legte ihr eine Hand an den Arm.
    «Gehen wir.»
    Auf der Treppe sagte ich:
    «Da war sonst nichts mit Perlen, sonst würde ich in Betracht ziehen, dass ich mich irre.»

    «Wann hast du dich je geirrt?»
    Von Jans Erklärung, Tess habe ihm erzählt, der Ring sei eigens für sie bei einem Juwelier in Düsseldorf angefertigt worden, hatte sie mir noch nichts erzählt. Daran dachte sie auch nicht sofort in dieser Situation. Sie fand es nur seltsam, dass Karreis sich nicht an den Ring erinnern wollte. Er war nicht der Typ, der lange Finger machte, bestimmt nicht in einer Sache, wo nur er in Frage kam. Luis hatte es nicht nötig, sich auf diese Weise die Geschenke für Hella zu besorgen.
    «Was machen wir nun?, fragte ich.
    «Wir können Karreis die Hölle heiß machen. Oder wir versuchen es bei Luis. Der Fall ginge dann an Bevering zurück. Aber dass wir mit ihm nach Lage der Dinge die besseren Karten haben, bezweifle ich. Lesen kann Bevering ebenso gut wie Luis. Unsere dritte Möglichkeit ist, wir lassen es auf sich beruhen, weil es
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