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Meineid

Meineid

Titel: Meineid
Autoren: Petra Hammesfahr
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ehe der Rauch dicht ist, ist der Mann erstickt. Wenn er dagegen wach ist und über eine Gasmaske verfügt, was man bei einem ehemaligen Bundeswehrangehörigen nicht ausschließen darf, kann er abwarten, bis die Lage für ihn selbst kritisch wird.»
    Luis hob einen Finger wie ein Dozent an der Uni.
    «Was mit Janine Breste geschehen ist, war ein Mord! In Ihrem Manuskript hatten Sie die Einzelheiten, speziell den Tritt in die Rippen, beschrieben. Sie hatten sogar angeführt, dass Janine Breste Sie zwei Tage zuvor aus der Wohnung geworfen hatte. Eine Freundin von Janine Breste erinnerte sich damals an ein Telefongespräch, in dem Janine ihr diesen Rauswurf geschildert hatte. Leider hat niemand dieser Aussage eine Bedeutung beigemessen, weil sie von der Nachbarschaft nicht bestätigt werden konnte.»
    Luis holte tief Luft.
    «Darüber hinaus haben Sie fünf weitere Morde an jungen Frauen beschrieben. Ich werde die Namen ans BKA geben, vielleicht bringt uns das weiter.»

    «Die Mühe können Sie sich sparen, erklärte Jan ruhig.
    «Es handelt sich um ungeklärte Morde. Ich habe in diesen Fällen bei der Polizei recherchiert. Die Beamten waren sehr hilfsbereit. Ich habe sogar Einblick in die Akten bekommen. Natürlich nur unter der Zusicherung, Namen und Fakten zu ändern.»

    «Kann ich die Obduktionsbefunde sehen?, fragte ich.
    «Nein», sagte Luis knapp.
    «Die stehen hier nicht zur Diskussion.»

    «Da habe ich einen anderen Eindruck, widersprach ich.
    «Ich wollte es nur erwähnen», sagte Luis.
    «Ich wollte aufzeigen, dass sich die Befunde mit dem Manuskript decken. Ich habe nicht vor, damit vor Gericht zu argumentieren. Da werde ich nur den aktuellen Befund vorlegen. Und dazu gab es ja auch eine Szene im Roman. Es soll eine sehr detaillierte Schilderung der Stichführung gewesen sein. Leider wurde sie aus dem Text entfernt.»
    Jetzt sprach Luis Greta an:
    «Hast du ihm dazu geraten? Du warst doch seine juristische Ratgeberin für dieses Machwerk.»
    Er verzog die Lippen. Es sollte wohl ein abfälliges Lächeln werden, aber es war nur zornig und ohnmächtig. Er wusste, dass er nichts in der Hand hatte, er stocherte nur blindwütig im Dreck.
    «Du hast rasch Karriere gemacht», sagte er.
    «Von der juristischen Ratgeberin für einen Krimi zur Alibizeugin in einem Mordfall. Ich habe deine Aussage mit Interesse gelesen und frage mich, ob du dabei warst, als Tess starb. Hast du ihm zugeschaut?»
    Greta wollte antworten, ich kam ihr zuvor.
    «Du kannst dir viel Arbeit und Frust ersparen, wenn du dich um den Mann kümmerst, mit dem Tess den frühen Freitagnachmittag verbracht und um halb vier noch einmal telefoniert hat.»
    Luis grinste nur abfällig. Ich sprach unbeirrt weiter, machte ihn aufmerksam auf das, was Karreis als Grenzüberschreitung bezeichnet hatte. Luis’ Grinsen erlosch und damit der Rest an Beherrschung. Er kam sogar ein wenig hinter dem Schreibtisch in die Höhe. Seine Stimme war ein Gemisch aus Wut und Spott.
    «Woher willst du wissen, was in diesen Kreisen üblich ist? Hast du persönliche Erfahrungen? Nein? Das dachte ich mir. Dann kannst du dir auch kein Urteil erlauben, wann eine Grenze überschritten wurde. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich habe nicht vor, ein Phantom jagen zu lassen, wenn die Situation so klar ist wie in diesem Fall, wo nur ein Sündenbock gesucht wird.»
    Seine Hand schoss mit abgespreiztem Zeigefinger vor.
    «Mir sitzt der Mörder gegenüber. Greta kann einem biederen Kriminalbeamten Sand in die Augen streuen, mir nicht.»
    Karreis warf mir einen neugierigen Blick zu. Es schien ihn zu wundern, dass ich Luis toben ließ. Den biederen Kriminalbeamten steckte er ein, ohne mit der Wimper zu zucken. Feibert saß ohnehin nur da, als hätte er mit dem Fall nichts zu tun. Greta setzte zu einer Erwiderung an. Doch in genau dem Augenblick sprang Jan auf.
    «Mir reicht’s. Ich hab die Schnauze voll von dem Theater. Mich muss niemand mit einem falschen Alibi decken.»
    Sein Daumen zeigte über die Schulter auf Greta.
    «Sie hat es so dargestellt, als wollte sie mir einen Gefallen tun. Aber es ging gar nicht um mich.»

    «Waren Sie zur fraglichen Zeit nicht mit Greta zusammen?, erkundigte Luis sich plötzlich überaus freundlich.
    «Nein!»
    Jan schüttelte heftig den Kopf.
    «Ich war in meinem Zimmer und habe gearbeitet.»
    Luis’ freundliche Miene war der reinste Hohn. Er hörte aufmerksam zu, wie Jan ihm den Ablauf des Freitags und die Absprache mit Greta schilderte,
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