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Meineid

Meineid

Titel: Meineid
Autoren: Petra Hammesfahr
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vereinbaren? Man kann nicht alles haben im Leben.»

    «Kinder sind Leben», sagte er, und seine verträumte Miene dabei machte deutlich, dass seine Gedanken abschweiften.
    «Ich wollte immer eins, wollte einem Kind das Leben bieten, das ich nicht hatte. Mit Barby hätte es wahrscheinlich schnell geklappt. Sie war nur darauf aus, sich einen Trottel zu angeln, da ist eine Schwangerschaft eine gute Methode. Aber Janine wollte keine. Als sie mit der Pille pausieren musste, hat sie mich nicht rangelassen. Ich musste auf der Couch schlafen. Ich wollte ein Kondom nehmen. Sie meinte, ich würde sie nur reinlegen damit.»
    Er lachte leise.
    «Da dachte ich, lass sie mal eingeschlafen sein. Dann wird sie sehen, wie ich sie reinlege. Es war ihre Zeit. Ich hab mir immer gemerkt, wann sie ihre Periode hatte und wann ihre fruchtbaren Tage waren.»
    Seine Stimme bekam etwas wehmütig Sehnsüchtiges, dem gleichzeitig ein Hauch von Schuldbewusstsein anhaftete.
    «Ich wollte nur ein Kind, Niklas. Kinder sind was Schönes, Unschuldiges. Sie tun dir nicht weh, sind nur dankbar, wenn du sie liebst. Dann lieben sie dich auch. Ihnen ist es egal, ob du im Bett eine Niete bist. Hauptsache, du hast starke Arme und kannst sie durch die Welt tragen, wenn sie zu müde sind, auf eigenen Füßen zu laufen. Mandy mochte mich vom ersten Tag an. Und dann ist Janine aufgewacht. Mein Gott, hat sie getobt. Ich dachte, sie brüllt das ganze Haus zusammen. Ich wollte ihr nur den Mund zuhalten. Ich wollte …»
    Er brach ab, seine Schultern strafften sich, die Stimme ebenso. Es klang eher nach einem Kommando als nach einer Frage.
    «Holst du mir Mandy?»

    «Ich werde sehen, was ich tun kann», sagte ich, und in meinem Hinterkopf sprach Luis über gebrochene Rippen.
    «… wenn ein Mann sein Knie …»
    Er hatte Janine Breste getötet, nicht ganz so, wie er es im Roman beschrieben hatte, aber das änderte nichts. Ich konzentrierte mich auf die Kamera. Die erste Aufnahme war nicht gut. Ich machte eine weitere und trat dafür näher an das Bild heran. Dann ging ich noch näher und zog es von der Wand ab. Und dann sah ich den Aufkleber der Galerie. Ich zog ihn ab, rollte ihn zusammen und warf ihn in den Aschenbecher. Jan registrierte es nicht. Als er mich zur Tür brachte, sprach er wieder über Mandy, über den Sand, den sie ihm ins Arbeitszimmer getragen hatte, über die abendliche Prozedur der Fütterung, über ihre drollige Ausdrucksweise, wenn sie einen Satz von ihm aufgeschnappt hatte und wiederholte. Jan ist ein böser Junge. * Donnerstags hatte ich um neun eine Verhandlung vor dem Landgericht. Ich hatte drei Stunden bis zur Mittagspause einkalkuliert, es ging schneller als erwartet. Um halb elf stand ich bereits wieder auf der Straße. Und die Galerie lag in der Nähe. Es war eine Sache von fünf Minuten. Eine kurze Erklärung, Ermittlung des Rechtsanwalts in einer Strafsache. Als ich eine der Polaroidaufnahmen auf den Glastisch legte, erinnerte der Galerist sich nicht auf Anhieb. Ich half ihm mit dem ungefähren Verkaufsdatum auf die Sprünge. Dann musste er nur noch in seinen Unterlagen nachschauen und konnte mir den Namen des Käufers nennen. Und welche Veranlassung hätte ein Oberstaatsanwalt haben sollen, einer flüchtigen Bekanntschaft ein Kunstwerk im Wert von zwölftausend Mark zur Hochzeit zu schenken? Greta hatte in der Zwischenzeit eine weitere Nachricht erhalten. Diesmal bat Herr Doktor Abeler dringend um einen Besuch. Ich fuhr sie hin. Während der kurzen Fahrt beschäftigten wir uns mit der Frage, wann es wohl angefangen hatte mit ihm und Tess. Greta erinnerte sich an den Abend in ihrer Wohnung, an dem die beiden sich das erste Mal begegnet waren. Es hatte nicht den geringsten Hinweis gegeben, dass sie sich in irgendeiner Weise zueinander hingezogen fühlten. Mir fiel der Vortrag über die Verfolgung und das blockierte Telefon ein, den Tess in der Silvesternacht zum Besten gegeben hatte. Und ihr anschließender Disput mit Luis. An dem Abend hatten wir uns eingebildet, als Einzige zu wissen, dass der entschiedene Satz, sie denke nicht daran, sich noch einmal auf irgendwelche Spielchen einzulassen, die frechste Lüge war, die Tess je über die Lippen gebracht hatte. Luis musste es noch besser gewusst haben als wir. Spielchen! Es war widerlich, so grauenhaft abstoßend. Es war genau die richtige Einstimmung auf das Gespräch. Eine knappe Viertelstunde später traten wir durch die gepolsterte Tür in sein Büro. Greta betrachtete ihn
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