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Meine total wahren und ueberhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb

Titel: Meine total wahren und ueberhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb
Autoren: Friedrich Ani
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Nümpfe.«
    Echo?, dachte ich.
    Wieso ist das Echo eine Nümpfe? Und was ist eine Nümpfe überhaupt?
    »Setz dich!«, sagte die Stimme. »Beruhige dich. Du kannst mich nicht sehen, denn ich bin unsichtbar.«
    Das seh ich, dachte ich und setzte mich automatisch auf den Moosstein.
    Ich schnaufte mit weit aufgerissenem Mund.
    Da ertönte wieder die Stimme. Diesmal war sie näher als vorher.
    Vorsichtig streckte ich den Arm aus, ganz vorsichtig. Aber da war nur Luft rings um mich rum.
    »Du hast dich verliebt, Simon«, sagte die Stimme. »Und weil du nicht weißt, was das ist, fürchtest du dich davor. Deswegen erzähle ich dir jetzt eine Geschichte. Magst du sie hören?«
    Jemand Unsichtbarem hatte ich noch nie zugehört.
    Ich wusste nicht, ob ich zuhören wollte. Aber sonst wusste ich auch nichts.
    Bevor ich weiter nachdenken konnte, nickte mein Kopf. Mein Kopf nickte.
    Meine Beine klappten übereinander.
    Meine rechte Hand klemmte sich zwischen die Oberschenkel.
    Meine linke Hand legte sich obendrauf.
    Meine Ohren hörten zu.
    Und der Rest von mir machte auch irgendwas ohne mich.

Siebzehn
    Freitag
    Ungefähr so: Der Liebe Gott hatte eine Freundin. Mit der traf er sich im Wald oder auf einer Wiese, und sie machten Picknick und redeten. Außerdem hatte er noch eine andere Freundin. Anscheinend ging er nicht immer mit derselben Freundin spazieren, meistens mit einer anderen. Und alle seine Freundinnen waren Nümpfen.
    Nümpfen waren junge Frauen, die in Bäumen, in Bergen und auch in Seen und Flüssen und Meeren wohnten. Niemand konnte sie sehen, außer der Liebe Gott und die anderen Götter, die es damals gab.
    Damals war vor langer Zeit. Da lebten schon Menschen, aber auch ein Haufen Götter, die alles durcheinanderbrachten, weil sie die Menschen ärgerten und austricksten. Und alle waren die ganze Zeit verliebt, manche Menschen waren in Götter und manche Götter in Menschen und manche Götter in andere Götter verliebt, und am meisten verliebt waren die Nümpfen. Keine Ahnung, wieso.
    Echo war in den Lieben Gott verliebt, der Jupiter hieß.
    Wie der Planet. Aber anstatt mit ihr rumzubummeln, bummelte er mit irgendwelchen anderen Nümpfen rum, die nicht so schüchtern waren wie Echo.
    Aber weil sie so verliebt war und wahrscheinlich hoffte, er würde sie eines Tages doch noch mögen, passte sie auf, dass Jupiter beim Rumbummeln nicht von seiner Frau erwischt wurde.
    Wie die berühmten Schauspieler in Hollywood, deren MEMOIREN meine Ma so gern liest, war Jupiter verheiratet. Trotzdem bummelte er mit der Nümpfe rum, und das ärgerte seine Frau Juli natürlich. Das stimmt nicht. Sie hieß einen Monat früher: Juno. Die war monstermäßig eifersüchtig.
    Also spionierte sie ihrem Mann nach. Und Echo lenkte sie ab. Echo laberte unauffällig mit ihr über alles Mögliche, so lange, bis Jupiter seine Nümpfe wegschickte und die Luft wieder rein war.
    Eines Tages checkte Juno den Betrug. Das war schlecht für Echo.
    Sehr schlecht für Echo war das.
    Juno rastete aus. Und weil sie eine Göttin war, hatte sie übermenschliche Fähigkeiten. Zum Beispiel konnte sie jemandem einfach die Sprache wegnehmen. Zur Strafe. Wie ein Polizist jemandem den Führerschein wegnehmen kann, wenn er zu schnell gefahren oder betrunken ist. Allerdings kriegt man den Führerschein irgendwann wieder. Die Sprache kriegte man nicht wieder.
    Plötzlich hatte Echo keine Sprache mehr. Eigentlich hatte sie kein Sprechen mehr. Sie konnte nur noch nachmaulen und nichts Eigenes mehr sagen. Wenn jemand im Wald laut »Schwabing« rief, dann konnte sie bloß antworten: »Bing.« Oder jemand rief ganz laut »Sendling«, dann rief sie zurück: »Ling.« Mehr kriegte sie nicht mehr hin. Und weil die Göttin keine Polizistin war, kriegte Echo ihre eigene Sprache nie mehr wieder.
    So war das damals.
    Echo schämte sich deswegen so sehr, dass sie nicht mehr aus dem Wald rausging. Obwohl sie genauso schön war wie die anderen Nümpfen.
    Aber dann passierte was. Und Echo traute sich doch wieder aus dem Wald raus.

Achtzehn
    Immer noch Freitag
    Echo hatte sich verschaut. In den Sohn einer anderen Nümpfe hatte sie sich verschaut. Der hieß Narziss. Mit seinen Freunden jagte er in den Wäldern Hirsche. Und er war so schön, dass Echo ihn überallhin verfolgte und jedes seiner Worte nachsprach.
    Er wunderte sich, wo die Stimme herkam. Denn Echo versteckte sich schnell. Sie war doch schüchtern. Aber weil er nicht reagierte und nur an sich selber dachte, hielt sie es
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