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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
Autoren: Paul Bedel
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Wort weiter. Da zog er endlich ab.
    Von den Löchern der anderen lässt man die Finger. Das ist, als wäre man wo eingeladen. Du setzt dich hin und breitest ordentlich
     deine Serviette aus. Wenn das Gleichgewicht in einem Hummerloch gestört wird, stirbt dort alles ab. Also dreht man einen Stein
     um, sucht und legt den Stein dann genauso wieder hin wie vorher.
    Meine Löcher sind immer vom Tang verdeckt, nur im Februar nicht. Da reißen ihn die Stürme mit. Wie die Bäume verliert die
     Pflanze die Blätter, um sich zu regenerieren. Acht oder fünfzehn Tage, bevor das Gras kommt, treibt der Tang aus. Darauf kann
     man sich verlassen. Das Gras folgt unweigerlich nach.
    Ich vergleiche oft das Gras und den Tang miteinander, Erde und Meer, alles ist Natur. Ein Büschel Gras ist für mich wie ein
     Büschel Tang. Der Tang ist das Gras des Meeres.
    Wenn die Wellen hoch schlagen und das Meer kabbelig wird, dann wird die Hummerjagd für einen wie mich, der nicht schwimmen
     kann, gefährlich. Aber auch wenn die See glatt ist, heißt das erst mal gar nichts. Die scheinbare Ruhe dauert höchstens einen
     Augenblick, das Meer holt Luft, es holt Atem in der Tiefe. Du stehst ruhig und sicher auf deinem Felsen. Du hebst einen Stein
     an und willst sehen, ob du darunter etwas findest. Aber schon kommen die beiden nächsten Wellen, und wenn du dann noch auf
     deinem Stein stehst, dann ziehen sie dir die Füße weg. Du verlierst das Gleichgewicht und platsch.
    Das Meer bewegt sich immer in Dreierschritten, drei Wellen wie der Himmel, die Erde und das Wasser.

Ein Morgen am Meer
    Eines Tages bücke ich mich, um ein Hummerloch von etwa einem Meter Tiefe zu inspizieren, und platsch, schon liege ich im Wasser
     mit meinem schönen neuen Pullover, den mir Françoise gestrickt hat. Gleich nach dem ersten Spaziergang ist er voller Salz.
     Sie hat ganz schön gemeckert! Nach meinem Sturz machte ich die Augen auf und sah im Wasser über mir meine Mütze und meinen
     Hummerhaken. Das Wasser war wie ein durchsichtiger Sarg. Das kalte Wasser hat mich wieder zu Bewusstsein gebracht. Ich habe
     von dem Schwächeanfall nichts erzählt, mir tat es so leid um meinen Pullover.
    Zu jener Zeit schlief ich vor lauter Arbeit nicht mehr gut. Das war unmittelbar, bevor mein Vater gestorben ist. Ich machte
     Doppelschichten, tagsüber an Land, nachts am Meer.
    Ein kleiner Ausflug zum Fischen, bevor der Morgen graut, das stärkt dich für den ganzen Tag, aber der Körper muss sich daran
     erst gewöhnen. Und ich konnte einfach nicht anders, ich musste raus, obwohl mir die Feldarbeit vom Tag davor noch in den Knochen
     saß.
    An einem Tag im Frühling, als mein Vater noch lebte, war ich mit ihm draußen. Plötzlich ruft er:
    »Ein Hummer. Rühr dich nicht. Schau, er ist genau unter dir.«
    Aber wie ich auch schauen mochte, ich sah nichts. Ich rührte mich keinen Millimeter, meinem Vater gehorchteman besser. Und so blieb ich wie ein Standbild stehen, die Füße im Wasser. Sehen konnte ich trotzdem nichts. Dann spürte ich
     einen Stoß gegen meinen Stiefel und zack! Ich bückte mich und nahm ihn auf. Ein Riesenvieh. Einer meiner besten Fänge, aber
     nicht eine meiner besten Geschichten.
    Wenn du mit dem Haken in seinem Loch rumstocherst, dann wehrt sich der Hummer gegen dich. Doch das Männchen muss seinen Pflichten
     nachkommen. Damit meine ich: Er ist hinter den Weibchen her. Dazu muss er raus aus seiner Höhle. Deshalb kann man sie manchmal,
     wie ich damals, mit der bloßen Hand fangen. Man steht da wie eine Salzsäule. Die kleinen Halbpfünder sind ja schnell wie der
     Blitz, die flitzen davon wie der Teufel – schwupp! Aber die alten sind wie alle alten Leute, sie rühren sich nicht mehr so
     viel. Sie sind größer, stelzen elegant durchs Wasser und träumen ein bisschen. Du bückst dich und packst sie, aber aufgepasst,
     du musst schon achtgeben, wo du sie nimmst, denn ihr Schwanz ist voller harter Stacheln und wenn du sie dort greifst, bleibst
     du dran hängen. Wenn du hingegen mit dem Haken in der Höhle nach dem Männchen fischst, kämpft er mit dem Ding: klack, klack!
     Er verteidigt sein Loch und sein Weibchen, bis du ihn packst. Das Weibchen hingegen kneift nur einmal zu: klack. Und kein
     zweites Mal. Aber sie ist listig. Wenn du sie nicht gleich beim ersten Mal erwischst und sie ihre Gegenmaßnahmen getroffen
     und ein großes Loch gegraben hat, um sich darin zu verkriechen, dann kannst du da stundenlang stehen und mit deinem Haken
    
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