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Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen

Titel: Meine Kuehe sind huebsch, weil sie Blumen fressen
Autoren: Paul Bedel
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oder zwei Mal so ein Riesenvieh gefangen!«
    Ja ja, ein unglaubliches Vieh.
    Mein Barsch wog satte vierzehn Pfund und schleifte beim Tragen über den Boden. Meiner Mutter und meinen Schwestern sagte ich,
     es sei ein »Sonntagsbarsch«. So bekamen sie nicht mit, dass ich die Angelhaken schon am Vortag ausgelegt hatte. Immerhin hätte
     ich ja auf dem Feld arbeiten müssen.
    Außerdem macht sich niemand groß Gedanken, wenn man so ein Vieh nach Hause bringt. Ich war sozusagen von der Feldarbeit desertiert,
     das nennen wir daheim »Büxen-Fischerei«.
    Und es macht wirklich Spaß!
    So ein kleines Täuschungsmanöver gibt einem ein Gefühl von Freiheit. Niemand sitzt dir im Nacken, und eine Belohnung gibt
     es auch noch.
    Auf jeden Fall schmeckt es nach mehr.

Es gibt ja nicht nur Hummer!
    Natürlich beschränkt sich die Fischerei bei uns nicht nur auf Hummer und Krebse. Es wird auch mit der Leine gefischt, die
     man bei Niedrigwasser auf einem kleinen Kiesstrand auslegt.
    Zu diesem Zweck breche ich schon nachts mit dem Moped auf. Allerdings lasse ich das gute Stück erst weiter weg vom Haus an,
     damit ich die Schwestern und unsere Nachbarn nicht aufwecke. Als junger Mann schlief ich sowieso kaum, ich stürzte mich in
     die Arbeit, um nicht über mein Leben nachdenken zu müssen. Ich war immer noch nicht darüber hinweg, dass ich die junge Frau
     nicht geheiratet hatte, die so weit weg wohnte. Oder die andere, die ich nicht gefragt habe, weil ich dachte, mein Vater würde
     seine Einwilligung nicht geben, und dann hat ein anderer sie mir weggeschnappt. Also holte ich aus Meer und Erde alles heraus,
     was ich nur konnte, und das wog alles auf.
    Aber man hat nur ein Leben, und so wenig zu schlafen war nicht gut. Eines Tages wäre ich fast ertrunken, weil ich plötzlich
     ohnmächtig wurde, und ein anderes Mal, weil es so neblig war. Der Leuchtturm blökte seit dem Morgen, und als ich am Ufersaum
     ankam, wurde ich unruhig. Ich war wohl hundert Meter zu weit gegangen und war längst über den Platz hinaus, wo ich die Leine
     mit zwei Schwimmern ausgelegt hatte. Einen Schritt weiter und, verdammt noch mal, ich wäre mitten im Ozeangelandet! Ich hatte mich getäuscht. Hätte ich noch einen Schritt gemacht, hätte ich das Gleichgewicht verloren und wäre dringelegen.
     Besonders klug ist es nicht, mitten in der Nacht fischen zu gehen. Fast wäre ich dort geblieben! Hinter dem Tümpel wäre ich
     abgesoffen und der Raz Blanchard hätte mich mitgerissen, denn die Tiefenströmung ist dort stark, und wenn die Stiefel erst
     mal vollgelaufen sind!
    Kaum hatte ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle, sah ich mich nach Augustes Laterne um. Wir waren zwar gemeinsam losgefahren,
     aber mein Bruder war in seiner Ecke. Ich brüllte laut seinen Namen, um herauszufinden, wo er denn steckte, der Hornochse.
     Nach der Panik um mein Leben packte mich die Angst um ihn. Schließlich hörten wir uns, aber der Schreck war uns ganz schön
     in die Glieder gefahren. Wenn du selbst fast abgesoffen wärst, hast du das Gefühl, deinen Lieben könnte noch was Schlimmeres
     zugestoßen sein.
    Als ich bei ihm war, zitterte ich wie Espenlaub.
    Ich fische also nicht nur selbst vom Felsen aus, sondern lege auch Leinen aus, die man bei uns
bêlaée
nennt. Drei zu je fünfzig Metern nebeneinander bringen das beste Ergebnis. Dann sammle ich
glluettes
, kleine Fische von höchstens einem Zentimeter Länge, die einen kleinen Saugnapf am Bauch haben. Damit saugen sie sich an
     Felsen und Steinen fest, aber längst nicht an allen. Als ich zum ersten Mal meine Leinen ausgelegt habe, habe ich zweiunddreißig
     Angelhaken daran befestigt und neunundzwanzig Seelachse gefangen.
    Mein Vater hat das noch anders gemacht. Er befestigte seine
bêlaées
an einer Art selbstgebasteltem Floß. Es war ein dreieckiges Stück Holz von etwa fünfzig Zentimetern Seitenlänge mit einem
     Mast und einem rechteckigenSegel. Wenn er es unter den Arm nahm, glaubte ich immer, er wolle endlich einmal mit mir spielen.
    Von wegen! Er befestigte die Leine an einer Seite und wenn der Wind konstant aus einer Richtung blies, ließ er das »Boot«
     los, sodass es auf dem Meer tanzte. Auf der anderen Seite wurde es an einem Felsen festgebunden, einem
tchu
. Zwei Stunden später holte man es wieder ein. Der Seelachs beißt vorzugsweise nachts, daher war es stockfinster, wenn wir
     die Leine wieder einholten.
    Mein Vater und mein Onkel hatten beide so ein »Boot« mit einem
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