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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Autoren: Kristan Higgins
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in die Bar hinüber.
    „Hallo, Chas!“, rufen ein paar Männer – Jake, Santo, Paul und George – im Chor, was mein gebeuteltes Ego einigermaßenwieder aufrichtet. Vier ältere Brüder zu haben, von denen zwei gemeinsam mit meinem Vater bei der Feuerwehr von Eaton Falls arbeiten, hat den Vorteil, dass ich beinahe jeden männlichen Einwohner unter fünfzig kenne. Leider hat mir das in puncto Beziehungen bisher noch keine Vorteile verschafft, da sich offenbar alle scheuen, mit dem „O’Neill-Mädel“ auszugehen.
    „Hallo, Chastity“, grüßt auch Stu, der Barkeeper.
    „Hi, Stu. Wie wär’s mit einem … äh …“
    „Bud Light?“, schlägt er mein Standardgetränk vor.
    „Nö. Wie wär’s mit einem Zombie?“
    Stu zögert. „Bist du sicher? Der ist eigentlich für zwei Personen gedacht.“
    „Ich bin zu Fuß da. Das geht schon. Ich brauche das jetzt, Stu. Ach, und ein paar Nachos, bitte. Große Portion.“
    Ich finde einen freien Barhocker und richte meine Aufmerksamkeit auf den Fernseher, wo gerade die Bronx Bombers am Schlag sind. Derek Jeter auf Shortstop-Position vollführt seinen berühmten Sprung, schnappt den Ball und wirft den Runner der Bombers aus, der dumm genug war, die zweite Base zu verlassen. Ein Double Play, hurra! Immerhin läuft heute Abend wenigstens etwas gut.
    Stu serviert mir meinen Cocktail, ich nehme einen großen Schluck und verziehe kurz das Gesicht, weil er extrem stark ist. Blöder Jason. Ich wünschte, ich hätte ihm den Laufpass gegeben, bevor er mich abservieren konnte. Ich wusste genau, dass er nicht derjenige war, bei dem ich bleiben würde, aber ich hatte gehofft, ihn mit der Zeit lieben zu lernen, und vielleicht hätte ich irgendwelche verborgenen Qualitäten entdeckt, die die schleichende Erkenntnis übertönt hätten, dass ich nur deshalb mit ihm ausgegangen bin, weil ich keinen besseren gefunden habe.
    Doch das ist nicht passiert. Ein weiterer Schluck aus meinem riesigen Glas rinnt mir brennend durch die Kehle. Mach dir keine Gedanken um diesen Blödmann , scheint der Cocktail mir zu sagen, der war sowieso doof. Genau! Aber beim Schlussmach-Wettlauf hat er mich geschlagen. Verdammt.
    „Bitte sehr, Chastity.“ Stu stellt einen Berg Nachos vor mir ab. Käsesoße läuft an den Seiten herab, Jalapeños ragen aus einer dicken Wolke Sauerrahm, und plötzlich habe ich einen Riesenhunger.
    „Danke, Stu.“ Ich ziehe ein paar Nachos aus dem Gebilde und schiebe sie mir in den Mund. Himmlisch. Noch einen Schluck vom fiesen Cocktail, der auf einmal gar nicht mehr so schlimm ist, und schon habe ich ein angenehm taubes Gefühl im Hirn. Der gute alte Zombie! Seit den feuchtfröhlichen Partys zu Collegezeiten habe ich keinen mehr getrunken, aber ich erinnere mich wieder, warum die damals so beliebt waren.
    Das Inning ist um, es läuft Werbung. Ich esse und trinke und blicke durch die Glastüren ins Restaurant. Am Tisch neben der Theke sitzt ein gut aussehender Mann. Seine Begleitung kann ich nicht genau erkennen, aber sie hat weißes Haar, was darauf hindeutet, dass sie seine Mutter oder seine Chefin sein könnte. Der Typ sieht wirklich außergewöhnlich gut aus – auf diese perfekte, fast sterile Art, wie man sie im New York Times Magazine sehen kann … Privatschultyp mit vollen Lippen, langem, leicht gelocktem Blondhaar und göttlichem Körperbau. Eins achtundachtzig. Das sehe ich, obwohl er sitzt. Ich kann die Körpergröße jedes Menschen zentimetergenau abschätzen, vorausgesetzt natürlich, es liegt keine unerwartete Beinamputation vor. Eins achtundachtzig. Für einen Mann die perfekte Größe. Neben Baseball-Ass Derek Jeter und Viggo Mortensen als Aragorn in Herr der Ringe wäre dieser Typ also der perfekte Mann für mich.
    Doch während ich ihn weiter beobachte, sinkt mir der Mut. Ein solcher Mann ist weit außerhalb meiner Liga. Nicht, dass ich eine hässliche, warzenbesetzte Vogelscheuche wäre,aber ich bin … nun ja … vielleicht ein bisschen sehr groß? Doch heißt es nicht, „groß“ sei groß im Kommen? Modedesigner lieben große Frauen , versichert mir mein Zombie. Ich schnaube. Das gilt vielleicht für Frauen, die zehn bis fünfzehn Kilo leichter sind als ich! Und trotzdem: lieber eins einundachtzig Komma fünf als eins fünfundvierzig. Und ja, ich bin stark. Gesund. Straff. Muskulös. Wie ein Möbelpacker.
    Ich seufze. Nein, Mr. New-York-Times-Model würde mich nicht einmal bemerken. Das ist überaus schade, denn es macht mich schon an, ihm nur beim Kauen
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