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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Autoren: Kristan Higgins
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schwungvoll ihr Hinterteil zu. Ich lasse meinen Kopf auf den Tisch fallen.
    „Oh, Chas“, sagt Trevor lachend. Ohne den Kopf zu heben, zeige ich ihm meinen Mittelfinger.
    Er steht auf, setzt sich neben mich auf die Bank und legt mir brüderlich den Arm um die Schultern. „Sei nicht traurig. Alles wird wieder gut.“
    „Bla bla bla“, murmele ich und widerstehe dem Drang, ihn in die Seite zu boxen. Solche Plattitüden sind genauso hilfreich, als würde man einem Ertrinkenden eine Bowlingkugel zuwerfen. Ich bin sauer, dass ich mich mit dem langweiligen, sommersprossigen Jason eingelassen habe, auch wenn es nur für ein paar Wochen war. Ich bin sauer, dass Mr. New York Times meilenweit außerhalb meiner Liga ist. Ich bin sauer, dass ich gerade für lesbisch gehalten wurde.
    Es ist nicht fair. Hier sitzt Trevor, der Frauenschwarm, der eine Frau in neunzig Sekunden verführen kann. Meine Brüder, die zwischen zweiunddreißig und achtunddreißig Jahren alt sind, haben entweder schon tolle Frauen oder können sich vor Angeboten kaum retten. Ich hingegen bin mit gerade mal einunddreißig zur Paria geworden. Sobald ich mein Alter erwähne, geraten Männer in Panik, so als hätte ich ihnen die exakte Anzahl meiner noch intakten Eizellen genannt und sie aufgefordert, wenigstens eine davon zu befruchten. Es ist einfach nicht fair.
    Während ich so neben Trevor sitze, dem Mann, der alles hat, was ein Mann in meinen Augen braucht, dem Mann, der meine erste Liebe und der Erste war, mit dem ich geschlafen habe, dem Mann, dem ich dabei zusehen muss, wie er von anderen Frauen umschwärmt wird, lege ich ein Gelübde ab.
    Die Dinge werden sich ändern. Ich muss mich verlieben. Und zwar schnell.

2. KAPITEL
    I ch wusste immer schon, dass ich nach Eaton Falls zurückkehren würde. Das ist mein Schicksal. Die O’Neills leben hier seit sechs Generationen, und ich will, dass meine Kinder eine ebenso glückliche und gesunde Kindheit erleben wie ich: dass sie am Lake George angeln, auf den vielen Bergpfaden in den Adirondacks wandern gehen, Kanu, Kajak und Ski fahren, Schlittschuh laufen, gute, saubere Luft atmen, alle Leute im Postamt und im Gemeindezentrum kennen und vor allem nah bei ihrer Familie sind.
    Na gut, ich hatte mir natürlich vorgestellt, dass ich deshalb zurückkehre, weil mein heiß geliebter Ehemann und ich uns irgendwo fest niederlassen und eine Familie gründen wollen. Stattdessen bin ich allein gekommen. Ich arbeitete gerade beim Star Ledger und wohnte im glamourösen Stadtteil Newark, als das Schicksal sich meldete: Die Eaton Falls Gazette , Tageszeitung meiner Heimatstadt, suchte eine Redakteurin für das Unterhaltungsressort. Nach fünf Jahren bei einer Großstadtzeitung war ich ohnehin bereit für Neues, und plötzlich fügte sich alles wunderbar zusammen. Ich nahm die Stelle an, zog vorübergehend bei meiner Mutter ein und fand zwei Wochen später ein hübsches, kleines Häuschen. Da die monatlichen Abzahlungsraten recht hoch sind, nahm ich meinen jüngsten Bruder als Untermieter auf, klatschte ein paar Eimer Farbe an die Wände und zog ein.
    Das ist jetzt sechs Wochen her. Es ging alles ziemlich schnell, lief aber wie am Schnürchen.
    Heute ist ein milder, schöner Samstagmorgen im April, ein geradezu perfekter Tag. Der Himmel ist blassblau, vom Hudson River steigen feine Dunstwolken auf, und an den Bäumen knospt das erste schwache Grün. Ich jogge die menschenleere Uferstraße hinunter. Am Ende der Straße steht ein breiter Schuppen aus rostigem Metall. Ich bleibe stehen,sauge die klare, feuchte Luft ein und bin rundum glücklich, wieder in meiner Heimatstadt zu sein.
    Den Schuppen habe ich vom alten Mr. McCluskey gemietet. Er steht ein ganzes Stück von den Bootshäusern entfernt, die ich früher benutzt habe, aber das geht in Ordnung. Ich drehe das Zahlenschloss auf die richtige Kombination und öffne die Tür. Da steht sie: Rosebud , mein wunderschönes, hölzernes King Skiff. „Guten Morgen, meine Beste“, sage ich, und meine Stimme hallt von den Blechwänden wider. Ich nehme die beiden Skulls, trage sie zum Steg und lege sie vorsichtig ab. Dann gehe ich zurück, befreie Rosebud aus ihrer Hängevorrichtung und trage auch sie nach draußen. Sie ist knapp über neun Meter lang, aber leicht wie eine Feder –na ja, eine fünfzehn Kilo schwere Feder. Ich schiebe sie aufs Wasser, lege die Skulls in die Dollen, stabilisiere, steige ein, schnalle meine Schuhe am Stemmbrett fest, und los geht’s.
    Mit dem
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