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Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich

Titel: Meine Brüder, die Liebe und ich - Higgins, K: Meine Brüder, die Liebe und ich
Autoren: Kristan Higgins
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Rudern habe ich angefangen, als mein Bruder Lucky der Ruderriege seines Colleges beitrat und jemanden brauchte, der ihn bewunderte. Dieser Jemand war ich … wofür sind kleine Schwestern schließlich da? Lucky ließ mich auch einmal an seinem Riemen sitzen, und wir entdeckten, dass ich ein angeborenes Talent zum Rudern besitze. Als ich an der Universität in Binghampton studierte, saß ich mit drei anderen stolzen, strammen Mädels im einzigen Doppelvierer. In New Jersey trat ich dem Passaic River Rowing Club bei, aber jetzt, wieder zu Hause, rudere ich allein, und ich glaube, ich habe die wahre, zenartige Gelassenheit dieses Sports entdeckt. Letzte Woche beobachtete ich eine V-Formation von Wildgänsen, die wie ich aus dem Süden in die Adirondacks zurückkehrten. Sie flogen so tief, dass ich die schwarzen Füße unter ihren flaumigen Bäuchen erkennen konnte. Am Donnerstag sah ich einen Otter, und gestern einen riesigen braunen Fleck, der ein Elch gewesen sein könnte. Und im Herbst, im berühmten Indian Summer,leuchten unsere Berge wie ein Meer aus rotgoldenen Flammen. Einfach fantastisch.
    Mein schmales Boot schneidet durchs Wasser, das einzige Geräusch ist ein sanftes Plätschern gegen den Rumpf. Ich sehe ab und zu über die Schulter nach vorn und ziehe immer kräftiger, Auslage, Rücklage, Auslage, Rücklage, sodass der Druck gegen die Ruderblätter immer weiter steigt. Kleine Wasserwirbel markieren mein Vorankommen. Auslage, Rücklage, Auslage, Rücklage.
    Es ist ein gutes Heilmittel gegen den Kater, mit dem ich heute Morgen infolge der eineinhalb Zombies aufgewacht bin, und eine gute Vorbeugung gegen die Kopfschmerzen, die ich nachher bei Mom bestimmt noch bekommen werde: Familienessen mit Anwesenheitspflicht. Das bedeutet, dass Mom und Dad, meine vier Brüder Matthew, Mark, Luke und John – besser bekannt als Matt, Mark, Lucky und Jack – mit ihren Frauen und Sprösslingen zugegen sein werden.
    Jack ist mein ältester Bruder, verheiratet mit Sarah und stolzer Vater von vier Kindern: Claire, Olivia, Sophie und Graham. Lucky und Tara sind ihnen mit ihren drei Kindern hart auf den Fersen: Christopher, Annie und Baby Jenny. Mark, der dritte O’Neill-Sohn, steckt gerade mitten in der bitteren Trennung von meiner besten Freundin Elaina. Sie haben einen gemeinsamen Sohn, Dylan. Als vierter kommt Matt, Single, kinderlos und derzeit mein Untermieter, und dann ich, das Nesthäkchen der Familie.
    Vielleicht wird auch Trevor dort sein, der inoffizielle O’Neill, den meine Eltern als Teenager quasi adoptierten und der bei fast allen Familienfeiern dabei ist. Der gute alte Trevor. Ich ziehe kräftiger und gleite den Hudson in stetigem Rhythmus hinauf. Ich spüre ein befriedigendes Brennen in den Muskeln, mein T-Shirt ist nass vor Schweiß, und alles, was ich höre, sind das Eintauchen der Ruderblätter und mein keuchender Atem.
    Eine Stunde später beende ich mein Rudertraining mit einem Gefühl seelischer Reinigung. Ich hebe Rosebud in ihre Halterung, tätschle sie liebevoll und jogge nach Hause. Ja, ich bin ein Sportfreak. Bei der vielen Bewegung kann ich alles Junkfood dieser Welt in mich hineinstopfen, und allein das ist schon den ganzen Aufwand wert. Ich sprinte die Verandatreppe hinauf, öffne meine schöne Eichenholztür und lehne mich gegen die Wand. „Mommy ist wieder da!“
    Und da kommt sie schon, mein Baby, fünfundfünfzig Kilo schwingende Muskeln, hängende Backen und reine Hundeliebe. Buttercup. „Aahhhruuuruuuruuuhh!“, jault sie, während ihre großen Pfoten auf dem Holzboden Halt suchen. Als sie Anlauf nimmt und mich begeistert anspringt, stöhne ich laut auf.
    „Hallo, Buttercup! Wer ist ein hübsches Mädchen, hm? Hast du mich vermisst? Hast du das? Ich habe dich auch vermisst, meine Hübsche!“ Ich streichle sie inbrünstig, und sie sackt als dankbares Häufchen Glück in sich zusammen.
    Als Buttercups Besitzerin fühle ich mich verpflichtet, ihre äußere Erscheinung zu beschönigen. Buttercup ist nicht hübsch. Sobald ich letzten Monat mit meinem Haus alles unter Dach und Fach hatte, ging ich ins Tierheim. Ein Blick, und ich wusste, ich würde sie wählen, weil sofort klar war, dass kein anderer es tun würde. Sie ist eine Mischung aus Bluthund, Deutscher Dogge und Bullmastiff, hat ein rotbraunes Fell, lange Ohren und einen Schwanz wie Stacheldraht. Dazu einen kantigen Kopf, einen plumpen Körper, riesige Pfoten, Hängebacken, gelbe Triefaugen … Tja, sie wird nie einen
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