Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0704 - Vampir-Zyklopen

0704 - Vampir-Zyklopen

Titel: 0704 - Vampir-Zyklopen
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
Professor Georges Aurillac platzte fast vor Stolz.
    Die Entdeckung dieses weit verzweigten Grottensystems auf Korsika war die Krönung seiner bisherigen wissenschaftlichen Laufbahn.
    Zwar galt Aurillac in seinem Heimatland Frankreich ohnehin schon als der bedeutendste Höhlenforscher.
    Doch international machten ihm Experten wie Bradbury aus Australien oder Dimitroff aus Russland den Rang streitig.
    Aber nun, nachdem sein Team in diese Mega-Grotte eingedrungen war, würde Aurillac der renommierteste Höhlen-Experte der Welt werden! Davon war er fest überzeugt.
    Der Professor schaffte es vor Aufregung kaum, seine akademische Würde zu bewahren. Er zwängte seine weiße Haarmähne ungeduldig unter den Spezialhelm mit Kinnriemen und Steinschlagschutz.
    Genau wie seine Mitarbeiter trug er einen weißen Overall aus reißfestem, Wasserabweisendem Stoff. Die Kleidung schützte gleichermaßen vor Hitze und Kälte, wirkte temperaturausgleichend.
    »Ist alles bereit?« fragte Aurillac. Die jungen Studenten und Doktoranden nickten. Jeder von ihnen war sich der Ehre bewusst, in dieser Stunde dabei sein zu dürfen.
    Bei der Ersterkundung eines bisher unentdeckten Grottensystems…
    Nur Denise Mercier schien den Professor nicht gehört zu haben. Die 29-jährige Pariserin blickte versonnen über die dichten Kastanienwälder, die uralt und wie versteinert wirkten. Hier, in der abgelegenen korsischen Region Castagniccia, hatte Aurillac den Höhleneingang entdeckt.
    In Denises Augen glitzerte die Furcht…
    »Denise?«, fragte der Professor nochmals.
    »Demoiselle Mercier ist in Gedanken wahrscheinlich bei einer Cocktailparty in Paris«, ätzte Marie Fabienne, die stets eifersüchtig auf Denises weltstädtisches Flair war. »Ernsthafte wissenschaftliche Forschung ist vielleicht doch nichts für sie…«
    Plötzlich wandte sich die Pariserin dem Professor und ihren studentischen Kameraden zu. Es schien, als würde sie aus einer tiefen Trance erwachen.
    »Wir sollten nicht dort hineingehen, Professor Aurillac!«
    »Warum?«, höhnte Marie Fabienne. »Weil du dir deine lackierten Fingernägel abbrechen könntest, Denise?«
    Der Professor warf der blassen Studentin mit den dicken Brillengläsern einen unwilligen Blick zu. Marie schlug die Augen nieder. Aber nun wandte sich auch Aurillac an Denise.
    »Ja, warum, Denise?«
    Die Pariserin sprach mit träumerischer Stimme.
    »Es klingt verrückt, was ich jetzt sage. Aber es ist, als wären Männer hier. Männer mit langen Haaren. Sie sind da und gleichzeitig auch nicht da. Und diese Männer flehen uns an, die Grotte unangetastet zu lassen.«
    »Was für Männer, Denise?«
    »Ich weiß nicht, Professor. Männer mit langen Haaren…«
    Die Studenten und Doktoranden starrten die junge Frau an, als wäre sie verrückt geworden.
    »Nun«, sagte der Wissenschaftler und versuchte, die Situation ins Lustige zu ziehen, »wir wollen uns von ein paar Althippies nicht von unserer wissenschaftlichen Arbeit abhalten lassen, nicht wahr? Wir sind Höhlenforscher. Und vor uns liegt eine Höhle, die erforscht werden will! - Natürlich können Sie hier draußen bleiben, wenn Sie sich fürchten, Denise…«
    »Oh, nein, Professor!«
    Nun wirkte Denise Mercier noch ängstlicher. Es behagte ihr offenbar überhaupt nicht, weitab der Zivilisation allein in der Bergeinsamkeit zu bleiben. Das nächste Dorf war zwanzig Kilometer entfernt. Und dort lebten nur wenige steinalte Bergbauern und Hirten. Es gab keine Arbeit in der Castagniccia. Deshalb wanderte die Jugend aus.
    »Dann bleiben Sie einfach ganz dicht in meiner Nähe, Denise«, sagte Aurillac lächelnd und berührte die Pariserin leicht am Oberarm.
    Sie war seine erklärte Lieblingsstudentin. Marie Fabiennes Gesichtsfarbe spielte ins Grünliche. Sie hasste diese aufgetakelte Tussi aus Paris von ganzem Herzen. Wenn sich doch nur endlich einmal die Gelegenheit ergäbe, Denise eins auszuwischen…
    Marie Fabienne war eine Streberin. Daher konnte sie es nicht ertragen, nicht selbst Professor Aurillacs Favoritin zu sein.
    Die Höhlenforscher verschwanden, einer nach dem anderen, im zerklüfteten Eingang des Grottensystems.
    Die Stimmen der langhaarigen Männer gellten vor Entsetzen. Aber außer Denise Mercier konnte niemand sie hören…
    ***
    Der Höhleneingang war durch einen größeren Felsbrocken versperrt gewesen. Gemeinsam mit drei Studenten und mit Hilfe von Brechstangen hatte Professor Aurillac den Riesenstein ein Stück zur Seite gewuchtet.
    Im Licht seiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher