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Meine 500 besten Freunde

Meine 500 besten Freunde

Titel: Meine 500 besten Freunde
Autoren: Johanna Adorján
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überhaupt nicht, was mit dir los ist, und ich rate dir im Guten, dass …
    Ein warnender Blick von ihr ließ ihn jäh verstummen.

    Ein Mann stand im Eingang. Er hatte die Klinke noch in der Hand und schien wie vom Donner gerührt. In einer Hand hielt er eine lilafarbene Damentasche. Er hielt sie ganz oben am Träger, als wüsste er nicht, dass dieser dazu angebracht war, um sie sich daran über die Schulter zu hängen. Sie schleifte fast am Boden, so lang war der Träger.
    Hallo, sagte Leyla in einem Ton, der Gregor überraschend kühl vorkam.
    Hallo, sagte der Mann und räusperte sich. Er war groß, trug einen Anzug und seine Haare hatten die Farbe, die nicht grau wird, weshalb es Gregor schwerfiel, sein Alter zu schätzen. An die fünfzig vielleicht?
    Ich wollte mir die Ausstellung anschauen, sagte der Mann und trat zögernd ein. Er schloss die Tür und stellte sich dann vor das Bild, das dem Eingang am nächsten hing, die Damentasche baumelte neben seinen Füßen.
    Plötzlich wurde Gregor von einer Berührung an seiner Schulter überrascht. Er zögerte kurz, nahm die Hand seiner Frau, zog sie zu sich heran und umarmte sie von hinten. Der Mann stand immer noch vor dem ersten Bild, als die Tür aufging und eine kleine Frau eintrat, die Gregor irgendwie bekannt vorkam. Als sie Leyla sah, änderte sich ihr Gesichtsausdruck von gelangweilt zu erschrocken und blieb schließlich bei versucht gleichgültig stehen.
    Gregor konnte spüren, wie Leyla sich in seinen Armen ganz hart machte.
    Hallo, sagte die Frau. Sie stand im Türrahmen, als sei sie nicht mehr sicher, ob sie hereinkommen wollte. Ihr Mantel hatte einen Pelzkragen, der aufgestellt war.
    Der Mann stand weiterhin regungslos wie eine Schaufensterpuppe, der man versehentlich ein Accessoire für Damen in die Hand gehängt hat.
    Hallo, sagte Leyla im Ton eines Auf Wiedersehens.
    Die Frau kam nun doch herein. Sie wirkte unsicher, auf welche Seite des Raums sie gehen solle, entschied sich dann für die Seite, auf der der Mann stand und trat mit kleinen Schritten neben ihn. Die Pfennigabsätze ihrer Schuhe erzeugten auf dem Holzboden ein kleines Trappeln. Mit beiden Händen hielt sie im Gehen den Mantel zu. Sie stellte sich neben den Mann, der sie um mehr als einen Kopf überragte, fast schien es, als wolle sie sich hinter ihm verstecken. Wie eingefroren verharrten die beiden für eine Weile, die Gregor in Anbetracht des Kunstwerks, das sie betrachteten, viel zu lang vorkam. Er schob Leylas Haare zur Seite und drückte ihr einen Kuss auf die Hinterseite ihres Halses. Sie hatte ganz feine Haare dort, weich wie die eines Kindes.
    Die Frau machte einen Schritt zurück und nahm dem Mann die Tasche aus der Hand. Es war eine unwirsche Bewegung, fast sah es aus, als entreiße sie sie ihm. Mit Schwung hängte sie sich die Tasche über die Schulter. Dann ging sie zur nächsten Zeichnung. Sie hielt jetzt nicht nur den Mantel vor ihrem Busen fest, sondern gleichzeitig den Träger ihrer Tasche, vielmehr schien sie sich an diesem festzuhalten, festzuklammern, ihr Griff hatte etwas Militärisches. Der Mann folgte ihr und stellte sich in einigem Abstand neben sie. Schweigend standen sie nebeneinander und sahen starr geradeaus.
    Komm, wir gehen, sagte Leyla leise.
    Er ließ sie aus seinen Armen und deutete auf die Scherben. Und das?
    Komm, wir gehen, sagte Leyla noch einmal, und es la cal,nd g so etwas Bittendes in ihrem Ton.
    Er nahm ihre Hand, und gemeinsam gingen sie in Richtung Tür.
    Kurz bevor sie an dem anderen Paar vorbeikamen, drehte sich die Frau nach ihnen um. Gregor beschleunigte seine Schritte, um Leyla die Tür aufzuhalten.
    Alles Gute nachträglich, hörte er die Frau hinter sich sagen. Er hatte gerade die Klinke in der Hand.
    Danke, sagte Leyla ohne stehen zu bleiben und ging vor ihm durch die Tür.
    Die Menschentraube vor der Galerie schien in der Zwischenzeit auf das Doppelte angewachsen zu sein, und Gregor war überrascht, auch Anna und Titus noch dort stehen zu sehen. Es kam ihm so vor, als täten sie beide so, als sähen sie ihn nicht, also nickte er nur dem Künstler zu, der irgendwo in der Menge stand und gerade zu ihm herüber sah. Erst beim Anblick des Posters fiel ihm sein Name wieder ein.
    Leyla war zügig gegangen und wartete abseits der Menge auf ihn.
    Wer war das?, fragte er, als er zu ihr aufgeschlossen hatte. Im Gehen griff er wieder nach ihrer Hand.
    Sag doch mal, wer war das?, fragte er noch mal, da sie nicht geantwortet hatte.
    Wer, fragte Leyla
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