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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe
Autoren: Susan Sloan
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bin-
    nen Sekunden in einen brennenden Schutthaufen
    verwandelt. Frances Stocker wurde durch die
    Wucht der Explosion zu Boden geschleudert. Ihr
    schwerer Metalltisch stürzte auf sie und zer-
    trümmerte ihre Beine, rettete ihr aber das Leben.
    Ihre Klientin Grace Pauley hatte weniger Glück.
    Sie flog zur Seite wie eine Lumpenpuppe, und als
    sie zu Boden fiel, war ihr Kopf beinahe abgeris-
    sen.
    Das Behandlungszimmer, in dem Claire Callahan
    den Ultraschall überwachte, existierte nicht mehr, ebenso wenig wie Dr. Callahan selbst.
    Jeffrey Korba hatte keine rechte Seite mehr. Er
    lag in einer Blutlache und wurde beinahe leblos
    von Sanitätern aus den Trümmern geborgen.
    Weder Shelly Weld noch Denise Romanidis konn-
    ten von Kollegen identifiziert werden. Ihre Lei-
    chen mussten zusammengestückelt werden, und
    man konnte sie nur zuordnen, nachdem man alle
    anderen Opfer identifiziert hatte. Der zehn Wo-
    chen alte Fötus, der bei Joyce O’Mara abgetrieben werden sollte, überlebte nicht, und auch Joyce’
    Leben hing am seidenen Faden. Betsy Toth war
    nach einer Wirbelsäulenfraktur von der Hüfte ab-
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    wärts gelähmt. Unter diesen Umständen war es
    erstaunlich, dass Ruth Zelkin durch die Explosion lediglich erblindete. Sie verlor zehn ihrer Mitarbeiter und sechsundfünfzig der ihr anvertrauten
    Kinder – auch den zweijährigen Jason Holman.
    Brenda Kiley rettete den Gamble-Zwillingen das
    Leben, indem sie sich über sie warf und so die
    Wucht der Explosion abfing. Doch leider konnte
    sich niemand über sie werfen. Jesse Montero kam
    zunächst mit Schnitten im Gesicht und an den
    Armen davon, die durch umherfliegende Glas-
    splitter verursacht wurden, zog sich jedoch später schwere Verbrennungen an Händen und Armen
    zu, als er versuchte, noch lebende Opfer aus den
    Trümmern des Hauses zu retten. Carl Gentry, der
    fünfundneunzig Kilo wog, wurde von der Veranda
    geschleudert wie ein Mehlsack und prallte mit
    dem Kopf auf eine der Steinbänke. Er war noch
    bei Bewusstsein, konnte sich aber nicht mehr
    rühren, da sein Genick gebrochen war und er
    schwere Schädelfrakturen hatte. Joseph Heradia
    kehrte nur wenige Sekunden nach der Explosion
    von dem Treffen mit seiner Anwältin zum Hill
    House zurück. »O mein Gott«, rief er. »Was ist
    hier passiert?« Auf dem Grundstück lagen über
    zweihundert Erwachsene und Kinder, die verletzt
    waren, an ihren Verletzungen starben oder schon
    tot waren. Später stellte man fest, dass ein paar wundersamerweise überlebt hatten, auch die
    dreijährige Chelsea Callahan.
    33

    Feuerwehr und Sanitäter trafen Minuten später
    ein, gefolgt von der Polizei. Ärzte und Schwestern und andere Mitarbeiter aus den umliegenden
    Krankenhäusern waren bereits im Einsatz. Man
    versuchte die Verletzten aus dem brennenden
    Gebäude zu bergen und transportierte sie je nach
    Schwere ihrer Verletzungen in entsprechende Kli-
    niken. Später verlautete von offizieller Seite, dass es dem raschen Einsatz der Hilfskräfte zu verdanken war, dass doch noch einige Menschen
    überlebten.
    Carl Gentry gehörte zu den Ersten, die auf einer
    Trage abtransportiert wurden. Trotz seines
    schlimmen Zustands ging ihm etwas durch den
    Kopf, eine Beobachtung, die ihm erst jetzt wichtig erschien. Er arbeitete seit acht Jahren im Hill
    House, und dieser erste Dienstag des Februar
    war der erste Tag, an dem die Marschierer sich
    nicht draußen auf dem Gehsteig versammelt hat-
    ten.
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    5
    Der Bombenanschlag auf Hill House erschütterte
    Seattle in seinen Grundfesten. Nicht nur der Bo-
    den geriet ins Wanken, sondern auch die innere
    Ruhe der Menschen, die in dieser Stadt lebten.
    In irgendeiner Form waren die meisten Einwohner
    irgendwann in ihrem Leben mit Hill House in Be-
    rührung gekommen. Wenn sie nicht selbst dort
    arbeiteten oder behandelt worden waren, dann
    kannten sie vielleicht jemanden, bei dem dies der Fall war, oder hatten Kontakt zu einem der Kinder, die dort so liebevoll betreut worden waren.
    Oder die Verbindung war durch eine der externen
    Initiativen des Zentrums entstanden: die Neona-
    tal- und Kinderpflegekliniken, Betreuung von Ob-
    dachlosen, Drogenabhängigen, Jugendlichen in
    Not.
    Als die Nachricht die Runde machte, reagierten
    die Menschen fassungslos und ungläubig und
    konnten nicht begreifen, was sie hörten.
    »Wie kann so etwas geschehen?«, fragten sie
    sich. »Und warum?«
    Reporter von den beiden Tageszeitungen der
    Stadt rasten zum Ort des Geschehens. Kamera-
    leute
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