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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe
Autoren: Susan Sloan
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von den Fernsehsendern schalteten ihre
    Minicams bereits ein, als sie noch mehrere Stra-
    ßenzüge entfernt waren. Ihnen bot sich ein An-
    blick totaler Verwüstung. Zwischen den Rettungs-
    fahrzeugen hindurch wurden die Kameras auf
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    Leichenteile gerichtet, die zwischen qualmenden
    Resten von Mobiliar und medizinischen Geräten
    lagen. Die Mikrofone hielten das grauenvolle
    Stöhnen der Sterbenden, das Wimmern von Kin-
    dern und die Schreie von Erwachsenen fest. Über
    allem hing der entsetzliche Geruch von verbrann-
    tem Fleisch. Das alte Gebäude war dem Erdboden
    gleichgemacht.
    »Binnen Minuten«, gab der Einsatzleiter der Feu-
    erwehr mit rauer Stimme bekannt. »Wir konnten
    nichts mehr tun, außer die Verletzten und Toten
    zu bergen.«
    »Wie viele Opfer hat es Ihrer Einschätzung nach
    gegeben?«, wollte ein Reporter wissen.
    Der Einsatzleiter seufzte. »W7ir wissen es noch
    nicht«, sagte er. »Wir müssen zunächst die… Tei-
    le zuordnen. Es kann Tage oder sogar Wochen
    dauern, bis eine eindeutige Identifizierung mög-
    lich ist.«
    Ein Fotograf von der Seattle Times schoss das Bild, das man später immer mit diesem Gescheh-nis in Verbindung bringen würde. Darauf war die
    dreißigjährige Janet Holman in ihrem Arztkittel zu sehen. Sie stand inmitten der Trümmer und hielt
    einen kleinen Arm in der Hand, der noch in einem
    blau gestreiften Ärmel steckte. Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck namenlosen Grauens und absoluter Fassungslosigkeit.
    »Wir haben soeben eine Nachricht erhalten«,
    sagte Nachrichtensprecherin Joyce Taylor Minu-
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    ten später im Fernsehen. »Im Hill House kam es
    zu einer schweren Explosion, deren Ursachen
    noch nicht bekannt sind. Bislang wissen wir nur,
    dass das Gebäude vollständig zerstört wurde und
    es zahlreiche Tote und Verletzte gibt.«
    Auch Dana McAuliffe hatte einen persönlichen
    Bezug zum Hill House. Sie ging seit über zehn
    Jahren dorthin, wenn sie gynäkologische Betreu-
    ung brauchte, und hatte erst vor einem Monat
    dort ihre alljährliche Untersuchung machen las-
    sen.
    »Das gibt es doch einfach nicht«, rief sie aus, als sie nach ihrer Mittagspause in die Kanzlei zurückkehrte. »Und ich dachte, es sei ein Zugunglück
    gewesen.«
    »Es stimmt aber«, versicherte ihr Angeline Wil-
    der. »Ich hab es im Radio gehört. Irgendwie auch
    unheimlich, dass der Arzt gerade hier war.«
    »Großer Gott, natürlich«, rief Dana erschrocken.
    »Er wollte dorthin zurück.«
    Angeline schüttelte den Kopf. »Sie hätten diesen
    Bericht neulich nicht bringen sollen. Der war bestimmt daran schuld. Ich wette, da hat einer ’ne
    Bombe gelegt.«
    »Ich will Erklärungen, und zwar sofort«, brüllte
    der Gouverneur von Washington in seinem Büro
    in Olympia etwa hundert Kilometer entfernt.
    »Wir wissen noch gar nichts«, erwiderte sein
    Stabschef. »So was will ich nicht hören«, lautete die Antwort. »Irgendjemand muss etwas wissen,
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    die wollen bloß nicht reden. Ich bin der Gouver-
    neur dieses Staates, und ich verlange Erklärun-
    gen, verdammt noch mal. Besorgen Sie mir ge-
    fälligst welche. Und solange es keine gibt, halten Sie mir die Medien vom Hals.«
    »Sie müssen aber in Kürze ein Statement abge-
    ben«, sagte sein persönlicher Berater.
    »Das werd ich auch tun«, erwiderte der Gouver-
    neur. »Deshalb sind Sie doch gleich unterwegs,
    nicht wahr? Ich beabsichtige, dieses Jahr wieder
    gewählt zu werden, und ich werde mich nicht
    zum Narren machen, indem ich jetzt etwas Fal-
    sches sage.«
    Die Ermittler brauchten nicht lange, um die Ursa-
    che der Katastrophe zu finden. Als es der Feuer-
    wehr gelungen war, den Brand zu löschen, mach-
    ten sich die Sprengstoffspezialisten des King
    County sowie mehrere Einheiten des FBI ans
    Werk.
    Das Gelände war von der Polizei abgesperrt wor-
    den und wurde nun sorgfältig untersucht, wobei
    die Ermittler binnen kurzem auf Stofffetzen, Spu-
    ren von Dünger und Chemikalien und Teile eines
    kleinen Zeitzünders stießen. »Ursache der Explo-
    sion war zweifellos eine Bombe«, erklärte der Leiter der Spezialeinheit. »Und wer sie platziert hat, kannte sich gut damit aus. Sie war auf maximale
    Wirkung angelegt.«
    »Wird Ihnen diese Spur dabei helfen, den
    Dreckskerl zu schnappen?«, fragte jemand. »Es
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    ist zumindest ein Anhaltspunkt.«
    Bei einer hastig einberufenen Pressekonferenz
    bemühte sich ein Sprecher des Bürgermeisters
    von Seattle, der bestürzten und besorgten Öf-
    fentlichkeit zu versichern,
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