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Mein Tutor

Mein Tutor

Titel: Mein Tutor
Autoren: Lindsay Gordon
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anzufreunden. Außerdem hatte ich schon genug Typen gehabt, die in renovierungsbedürftigen Häusern gehaust hatten. Gut, meine früheren Freunde hatten perfekt ausgesehen. Einer stand auf Hosenträger und Zoot-Anzüge. Ein weiterer hatte von seiner Kleidung bis hin zu seinem silbernen Spyder einen auf James Dean gemacht. Aber allen hatte es in der einen oder anderen Hinsicht an etwas gefehlt. Liam konnte nicht verstehen, dass Monogamie nicht beinhaltete, dass er gelegentlich niedliche junge Schauspieler im Y ficken durfte. Thad mangelte es an der richtigen Arbeitseinstellung. Das James-Dean-Double hatte mich für ein Mädchen verlassen, das aussah wie Natalie Wood.
    War es nicht Zeit für mich, mit einem Mann zusammen zu sein, bei dem alles in Ordnung war?
    Das bedeutete nicht, dass ich mich problemlos in Todds Universum einfügen konnte. Alles hier wirkte auf mich antiseptisch, was vermutlich auch Sinn ergab, da er der Zahnarzt vieler Promis war. Er wollte ein sauberes Image haben. Aber ich bin durch und durch auf secondhand getrimmt – mir gehört eine winzige Vintage-Boutique im Herzen von Hollywood –, und von daher sind wir eigentlich zwei Menschen, die nicht automatisch zusammenpassen. Dank meines Berufs darf ich hinsichtlich meines Kleidungsstils kreativ sein. Mein Freund gab seinen Wagen alle zwei Jahre für ein schlankeres Modell in Zahlung, und auf dieselbe Weise hatte er die Freundinnen gewechselt, bis er mir begegnet war – das Bikini-Model, die Stewardess. Sobald ich mehr über ihn wusste, war ich überrascht, dass er mir bei unserer ersten Begegnung an der Bar einen Drink ausgegeben hatte. Ich fühlte mich geschmeichelt, als er mit mir ausgehen wollte, und war völlig hin und weg, als er damit begann, mich mit Geschenken zu überhäufen.
    »Gegensätze ziehen sich an«, hatte Katea gesagt, nachdem sie Todd zum ersten Mal begegnet war. Glaubte sie, dass wir ein gutes Team waren, oder wartete sie nur darauf, dass Todd mich leid wurde und mich vor dem nächsten Gebrauchtwarenladen in den Mülleimer warf? Denn in letzter Zeit hatte ich das Gefühl bekommen, dass er mich trotz meines Stils mochte, dass er mir, wenn ich eine Puppe gewesen wäre, einfach sämtliche Kleidung ausziehen und mich neu einkleiden würde, und zwar in zueinander passenden Klamotten, wie sie die Frau in dem Möbelgeschäft getragen hatte: weiß zu weiß zu weiß.
    »Was hat er mit dem ganzen Seil vor?«, wollte Katea wissen und riss mich aus meinen Gedanken.
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich, »aber ich hab den Plattenspieler als Erste gesehen.«
    Wir liefen beide auf den alte GE zu, aber meine Hand berührte ihn, bevor sie ihn erreicht hatte.
    »Du hast was gekauft?«, fragte Todd, als ich nach Hause zurückkehrte.
    »Einen Wildcat.« Ich musste schwer schlucken. Ich hatte nicht vorausgedacht, sondern mich so über den Kauf gefreut, dass ich nicht überlegt hatte, was er dazu sagen würde.
    »Ist das ein anderes Wort für einen Plattenspieler?« Er sah mich skeptisch an.
    »Das ist nicht nur irgendein Plattenspieler, sondern ein Wildcat «, erklärte ich ihm rasch. »Er wurde 1974 gebaut. Integrierte Lautsprecher. Und der Arm ist automatisch. Man kann einfach eine Schallplatte auflegen und …«
    »Und …«, unterbrach mich Todd, »wo ist der Wohnzimmertisch?«
    »Du verstehst wirklich nichts von Trödelmärkten«, neckte ich ihn und versuchte, ein wenig gute Stimmung zu machen. Für wen hielt ich mich eigentlich? Für die lustige Ansagerin der Fernsehshow Wohnungstausch ? »Man begibt sich auf die Suche nach einer bestimmten Sache, und die Chancen stehen gut, dass man stattdessen auf sechs andere Schätze stößt.«
    »Erzähl mir jetzt nicht, du hast sechs Plattenspieler gekauft!«
    In meinem Apartment in Hollywood hatte ich einen Silvertone besessen – braun-grau mit eingebauten Lautsprechern –, aber die Möbelpacker hatten die Kiste mit dem kostbaren Plattenspieler fallen lassen, und mir war es bisher noch nicht gelungen, jemanden aufzutreiben, der die benötigten Ersatzteile beschaffen konnte.
    »Wir haben eine hochmoderne Stereoanlage.« Er deutete auf die fast unsichtbaren Boxen an der Wand, und die Furche auf seiner Stirn wurde tiefer. Er hatte meine Plattensammlung doch gesehen, oder nicht? Die Alben nahmen zwei ganze Regalbretter im Gästezimmer ein. Ihm war doch wohl hoffentlich klar gewesen, dass ich den kaputten Plattenspieler ersetzen würde?
    Offensichtlich nicht.
    Er rührte sich nicht, als ich begann, den
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