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Mein total genialer Doppelgaenger

Mein total genialer Doppelgaenger

Titel: Mein total genialer Doppelgaenger
Autoren: M. E. Castle
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schnellen, wachen Augen huschten über den Inhalt. Er setzte ein breites Lächeln auf und ging mutig zu ihr hinüber.
    »Hey, Veronica«, sagte er und lehnte sich mit dem Ellenbogen lässig an den Spind. Er atmete ihren süßen, faszinierenden Duft ein und unterdrückte den Reflex, seinen Komplimente-Generator zu Rate zu ziehen. Sie blickte auf und lächelte.
    »Hey, Fisher«, sagte sie. »Hab gehört, was passiert ist. Sieht so aus, als hattest du einen guten Grund, mich zu versetzen, was?« Sie lachte ein wenig bemüht. »Wie auch immer, ich bin froh, dass du es heil überstanden hast.«
    »Tja, es war nicht leicht …«, sagte er und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Da drinnen war’s ganz schön brenzlig. Überall Elektrofelder und seltsame künstliche Wesen. Es war ein bisschen wie in einem alten Horrorfilm.«
    »M-hm«, sagte sie und ihr Lächeln erlosch. Sie konzentrierte sich wieder auf ihr Heft. Fisher wurde klar, dass er wohl nicht genug tat, um sie zu beeindrucken.
    »Hinter jeder Ecke lauerten Roboterwachen«, fuhr er fort. »Und manche waren ziemlich riesig. Ich musste ein paar ganz schön mutige Tricks anwenden, um sie zu überlisten.«
    »Ja, sicher«, sagte sie unbeeindruckt, sammelte ihre Bücher zusammen und stopfte sie in ihre Schultasche. »Okay, ich sollte jetzt mal in den Unterricht.« Und sie wandte sich zum Gehen.
    »Aber … willst du denn gar nicht hören, wie ich sie überlistet habe?«, rief er ihr hinterher und versuchte die Verzweiflung in seiner Stimme zu verbergen. War es möglich, dass ihr nicht einmal sein neuer Heldenstatus reichte? Dass sie trotz allem immer unerreichbar für ihn bleiben würde? Vielleicht, dachte er, wäre er ihrer Gesellschaft niemals würdig, ganz gleich was er auch tat.
    »Fisher«, sagte sie seufzend, »ich bin wirklich sehr froh, dass du diesen Schlamassel überstanden hast. Aber … so wie du dich im Moment benimmst, das ist nicht der Fisher, den ich kenne. Ich hab es immer gemocht, dass du dir, egal was dir an den Kopf geworfen wurde, immer selbst treu geblieben bist. Du hast nie versucht, dein wahres Ich zu verbergen, Eindruck zu schinden oder irgendjemanden mies zu behandeln …« Sie hielt kurz inne. »Natürlich sollst du selbstbewusst sein«, fuhr sie dann fort, »und die Streiche, die du gespielt hast, waren auch ziemlich witzig, das muss ich zugeben. Wenn das jetzt also dein neues Ich ist, dann habe ich kein Recht, dir zu sagen, du sollst anders sein. Aber ich werde den alten Fisher vermissen. Das ist alles. Man sieht sich, okay?«
    Sie ging an ihm vorbei, und er spürte die Champion-Aura, die ihn seit Neuestem umgab, verpuffen, als hätte jemand seinen Glorienschein mit dem Bolzenschneider gekappt.
    Er eierte nur noch durch den restlichen Tag. Seine Mitschüler wurden nicht müde, ihn zu belagern – fast immer in Zweier- oder Dreiergruppen oder gleich in ganzen Horden, als hätten sie Angst, allein mit ihm zu reden. Manche waren sogar zu schüchtern, den Großen Fisher, für den alle ihn nun plötzlich zu halten schienen, anzusprechen.
    Das Einzige, was ihn an diesem Tag ein bisschen aufmunterte, war die Biologiestunde. Eine Vertretungslehrerin, Frau Snapper, übernahm die Stunden des abwesenden Herrn Grampl. Er war weder zum Unterricht erschienen noch hatte er angerufen, um sein Fehlen zu erklären, und schon kamen die ersten Gerüchte auf. War er mit dem Gesetz in Konflikt geraten? Hatte er Schulden bei einem Kredithai? Diente sein ruhiges, bescheidenes Auftreten bloß als Deckmantel seiner wahren Identität als Geheimagent?
    Fisher hörte sich dieses Getuschel an, beteiligte sich aber nicht daran.
    Er hatte beschlossen, Herrn Grampls Geheimnis als das zu belassen, was es war – ein Geheimnis.
    »Gibt’s irgendwelche Probleme, Fisher?«, erkundigte sich Frau Snapper, als sie an seinen Versuchstisch trat.
    »Nö, ich glaube, ich komme klar«, erwiderte Fisher und fügte der Bakterienkolonie in seiner Petrischale noch ein paar Tropfen Nährlösung hinzu.
    »Ich werde Herrn Grampl jedenfalls die Aufzeichnungen von allem, was wir heute gemacht haben, zukommen lassen«, sagte sie und schüttelte dann besorgt den Kopf. »Ich hoffe, ihm ist nichts zugestoßen. Ich habe diesen Mann nie wirklich verstanden. Er wirkte immer ein bisschen … abwesend. Ich weiß auch nicht. Verstehst du das, Fisher?«
    »Ich glaube, ich bin wahrscheinlich die einzige Person, die das tut«, sagte Fisher und lächelte ein bisschen traurig.
    Als Fisher aus dem
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