Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein total genialer Doppelgaenger

Mein total genialer Doppelgaenger

Titel: Mein total genialer Doppelgaenger
Autoren: M. E. Castle
Vom Netzwerk:
Biounterricht kam, sah er im Flur bereits drei lauernde Gestalten, die wie Grabsteine am Wegesrand aufragten. Marvin, Justin und Kevin. Er seufzte und ging auf sie zu. Nach der Feuerprobe, die er hinter sich hatte, lösten Schulschläger wie die Wikinger nicht mehr dieselben Ängste in ihm aus wie zuvor.
    »Wir haben gehört, was für ein Riesenheld du bist«, sagte Marvin.
    »Ja, du bist jetzt – hicks! – eine ziemlich große Nummer«, haspelte Kevin.
    »Ein richtiger Schulsellerie«, fügte Justin hinzu. Kevin und Marvin sahen ihn entgeistert an.
    »Celebrity, Justin«, verbesserte ihn Marvin. »Kevin, bitte hau ihn mal auf den Kopf.«
    Kevin tat, was ihm aufgetragen worden war.
    »Au!« Justin zuckte zusammen.
    »Und?«, fragte Fisher, der zu müde war, um sich etwas anderes einfallen zu lassen.
    » Und … uns gefällt das gar nicht«, sagte Marvin. »Wenn du wirklich ein Held bist, dann hast du doch sicher den Mumm, uns entgegenzutreten. Vor der versammelten Schule.«
    »Gut«, sagte Fisher. »Wann?«
    »Morgen Mittag. In der Kantine. Und sei da«, sagte Marvin und die drei machten gleichzeitig kehrt und stapften den Gang entlang davon.
    Fisher wusste, dass er Angst haben sollte, aber alles, woran er gerade denken konnte, war, wie Veronica ihn stehen gelassen hatte, und an die Enttäuschung in ihrem Gesicht.
    x x x
    »Ich versteh es einfach nicht«, sagte er an diesem Abend zu seinem Computer, als er mit FF auf dem Schoß an seinem Schreibtisch saß.
    »Ich finde, die Sache ist ziemlich klar und verständlich, Junge«, sagte CURTIS , der soeben seinen Umzug auf eine brandneue Festplatte vollzogen hatte. »Den meisten ist es wichtiger, was die anderen von ihnen denken, als sich so zu zeigen, wie sie wirklich sind. Sie hat deine Aufrichtigkeit bewundert. Und sie mochte dich so, wie du wirklich bist.«
    »Aber sie hat doch kaum je mit mir geredet!«, sagte Fisher und hätte FF vor Aufregung beinahe vom Schoß geworfen.
    »Ist das eine Tatsache?«, erwiderte CURTIS schmunzelnd mit seiner alten, leicht schmirgelig klingenden Stimme. »Und wenn sie dich angesprochen hat, wie lange hast du dich dann mit ihr unterhalten? Und wie oft hattest du den Mumm, sie anzusprechen?«
    »Ähm … nie.«
    »Bingo!«, rief der Computer. »Woher wusstest du dann überhaupt, wie sie empfand? Du hast deine Karten ja auch nicht gerade offen auf den Tisch gelegt.«
    »Na ja, ich glaube nicht. Ich glaube, ich hatte immer Angst, dass ich ihr zu unwichtig bin, als dass es sie überhaupt gekümmert hätte, wenn ich mit ihr rede. Aber jetzt bin ich ein Held!«, sagte Fisher, stand von seinem Stuhl auf und setzte FF zu Boden. Das Schwein gab ein grunzendes Schnarchen von sich und schlief einfach weiter. »Und das ist echt, echt …« Er dachte einen Moment darüber nach, tigerte dabei auf und ab, rang die Hände und eine seiner Augenbrauen zog sich hoch. »… echt anstrengend und, um ehrlich zu sein, auch ziemlich nervig. Alle belagern mich die ganze Zeit mit diesem Plastiklächeln im Gesicht. Und ich muss die ganze Zeit diese Rolle aufrechthalten und weiß nicht mal, wie viele von ihnen es überhaupt interessiert, dass ich dabei fast draufgegangen wäre.«
    »Ich habe noch keine Gesichtsgrafik«, sagte CURTIS , »aber wenn ich eine hätte, dann würde ich jetzt verständnisvoll nicken. Hör zu, Einstein, du kannst auch ein bisschen Stolz und Selbstachtung haben, ohne gleich deine ganze Persönlichkeit in die Tonne zu treten. Du musst nur ein Gleichgewicht finden.« Fisher ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen und den Rat des Computers eine Weile auf sich wirken.
    »Woher weißt du so viel über menschliches Verhalten?«, fragte er ihn schließlich.
    »Ich fand es ziemlich langweilig, nur die Schnittstelle für das Stromerzeugungsterminal zu sein«, erklärte CURTIS , »also habe ich online viel ferngesehen.«
    x x x
    Am nächsten Tag betrat Fisher langsamen, aber entschlossenen Schrittes die Kantine. Er hatte einen durchsichtigen kugelförmigen Behälter unter den Arm geklemmt. Seine Mitschüler blickten hoch und begrüßten ihn, aber er beachtete sie gar nicht, als er gegenüber von den drei Gestalten am anderen Ende des Korridors zwischen den Tischreihen Position bezog.
    Er schaute einem nach dem anderen ins Gesicht. Justin, Marvin und Kevin: Alle drei blickten finster drein, standen breitbeinig da und ließen die Arme hängen. Er und sie standen sich eine Minute lang reglos gegenüber und musterten einander von Kopf bis Fuß.
    Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher