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Mein Sommer nebenan (German Edition)

Mein Sommer nebenan (German Edition)

Titel: Mein Sommer nebenan (German Edition)
Autoren: Huntley Fitzpatrick
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eigene.
    Sobald wir auf der letzten Verandastufe stehen, dreht er sich zu mir um und fragt mit einer Heftigkeit, die ich an ihm nicht gewohnt bin: »Was soll das? Warum ist sie hier?«
    Ich zucke erschrocken zurück. »Ich weiß es nicht.« Meine Mutter tut so als würde sie ihren Nachbarn einen netten kleinen Besuch abstatten, als wäre es das Normalste auf der Welt. Dabei ist nichts normal. Wie kann sie nach allem, was sie getan hat, so ruhig sein?
    »Ist das etwa auch wieder auf Clays Mist gewachsen?«, fragt Jase. »Hat er sie rübergeschickt, um sich bei uns einzuschleimen, bevor ich es ihnen erzähle und alle davon erfahren?«
    Mir treten die Tränen in die Augen. »Ich habe keine Ahnung, Jase. Woher soll ich wissen, was dahintersteckt?«
    »Hoffen die beiden vielleicht, dass meine Familie dann denkt, diese reizende Frau könnte niemals etwas Schlimmes tun und ich wäre verrückt geworden und würde mir Geschichten ausdenken …«
    Ich greife nach seiner Hand. »Ich weiß es nicht«, flüstere ich noch einmal. Hat er recht? Versucht Clay möglicherweise immer noch, sein Spielchen zu spielen? Und ich war fast versucht gewesen, zu glauben, dass es vielleicht ein erster Schritt sei, ihren Fehler wiedergutzumachen … eine Art Friedensangebot, aber möglicherweise ist es wirklich nur pures Kalkül. Ich weiß nicht mehr, was ich denken oder fühlen soll. Wütend wische ich mir die Tränen von den Wangen.
    »Es tut mir leid«, sagt Jase und zieht mich an sich, sodass meine Kopf an seiner Brust ruht. »Natürlich weißt du nicht, was sie damit bezweckt. Ich bin nur … Mitanzusehen, wie sie seelenruhig bei uns in der Küche sitzt und mit George plaudert, als wäre alles in bester Ordnung, das macht mich …«
    »Krank«, beende ich den Satz für ihn und schließe die Augen.
    »Auch deinetwegen, Sam. Nicht nur wegen Dad. Auch wegen dir.«
    Ich würde ihm gern noch einmal voller Überzeugung sagen, dass meine Mutter kein schlechter Mensch ist, aber wenn es tatsächlich stimmt, dass sie nur gekommen ist, weil Clay sie geschickt hat, dann …
    »Habt ihr die Eiscreme?«, hören wir Alice von drinnen. »Ich hätte es ja nicht gedacht, aber wir brauchen tatsächlich Nachschub.«
    »Kommt sofort …«, ruft Jase zurück, zieht das Garagentor auf und holt eine frische Packung aus der Tiefkühltruhe, die wie immer randvoll mit allen möglichen Fertiggerichten gefüllt ist. »Los, gehen wir wieder rein, bevor die Kleinen noch die Schälchen mitessen.« Er versucht ein Lächeln, aber es sieht nicht einmal annähernd so unbeschwert aus wie sonst.
    Als wir in die Küche zurückkommen, hält George gerade eine Schachtel mit irgendwelchen Cornflakes in die Höhe. »Hier. Wenn man sich die aufs Eis streut, schmeckt es noch besser«, erklärt er meiner Mutter. »Die heißen Gorilla Munch , aber sie sind nicht wirklich aus Gorillas gemacht, sondern ….«
    »Oh … na dann bin ich beruhigt.«
    »Da ist nur Erdnussbutter drin und andere gesunde Sachen, die Gorillas auch mögen.« George schaut in die Packung, hält sie schräg und schüttet sich die Flockenmischung über sein Eis. »Aber mit jeder Packung, die man kauft, rettet man Gorillas, was gut ist, weil sie sonst nämlich vielleicht bald verrottet sind.«
    Meine Mutter sieht mich ratlos – oder hilfesuchend – an.
    »Ausgerottet«, übersetze ich.
    »Genau das hab ich gemeint.« George gießt zum Schluss noch Milch über alles und rührt energisch um. »Das bedeutet, dass sie sich nicht genügend paaren und dann für immer tot sind.«
    Wieder Schweigen. Betretenes Schweigen. Für immer tot. Die drei Worte scheinen – zumindest in meiner Wahrnehmung – von den Wänden widerzuhallen. Mr Garrett, der mit dem Gesicht nach unten im Regen in einer Pfütze liegt. Das Bild, das Jase dem Echo des schrecklichen Aufpralls hinzugefügt hat, den ich immer noch zu hören meine. Geht es Mom auch so? Sie legt ihr Pizzastück auf den Teller zurück, greift nach einer Serviette und tupft sich mit gesenktem Kopf den Mund ab. Jase starrt zu Boden.
    Plötzlich steht meine Mutter so abrupt auf, dass beinahe der Stuhl umfällt. »Ich muss jetzt leider gehen. Samantha, kannst du bitte kurz mit rauskommen?«
    Leichte Panik steigt in mir auf. Will sie mich nach Hause schleppen, damit Clay mich weiter bearbeiten kann? Bitte nicht. Ich schaue hilfesuchend zu Jase rüber.
    Mom beugt sich zu George hinunter, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. »Das mit deinem Vater tut mir sehr leid«, sagt sie. »Ich
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