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Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition)
Autoren: Dino Capovilla
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an den Rollstuhl gefesselt. Es fiel mir gar nicht leicht, meine ganzen rigorosen Grundsätze, die ich selbst im Umgang mit Behinderten aufgestellt hatte, nun nicht zu brechen.
    Es war ein schönes Fest und begeistert stellte ich fest, dass einige meiner Gäste sich wirklich Gedanken über die Geschenke gemacht hatten. Man wusste, dass ich mir immer Bücher gewünscht hatte, aber die Auswahl, hob diese Vereinfachung meistens wieder auf. Um meinen Buchgeschmack zu kennen, musste man auch mich kennen und kannte man meinen Büchergeschmack, wusste man auch sehr viel über mich.
    Der zweite Höhepunkt des Abends hatte aber weder mit mir, noch mit Conny zu tun. Hans und Peer waren die beiden ältesten Jungs auf der Party, da Andrea und Eugen schon bald wieder nach Hause gegangen waren. Sie erfreuten sich zwar an unserem Affentheater, hüpften aber nicht wie aufgescheuchte Hühner durch den Garten, wie wir.
    Das zwang die beiden, sich kennenzulernen und uns erfüllte die Freude, als wir sahen, dass sie sich prächtig verstanden. Gab es da vielleicht eine Möglichkeit, dass diese beiden einsamen Geister, sich gegenseitig erlösen und sich ein „wir“ schenken konnten?
    Möglich war das, aber nicht wahrscheinlich. Wenn Menschen so lange ohne Beziehung leben, haben sich viele bereits emotional verschlossen und verdrängen die Liebe, um nicht selbst vom Pfeil Amors verwundet zu werden.
    Sex gab es an diesem Abend zwischen den beiden nicht, was Conny und ich als sehr positiv werteten. Da keiner der beiden ausgehungerten Wölfe über den anderen herfiel, musste etwas wie Respekt und Achtung, oder vielleicht sogar ein klein wenig Verliebtheit, entstanden sein. Da war es wieder, das ewige Spiel mit der Baggerschaufel. Wie ein tonnenschwerer Edelstein hängt dieser Traum an einem mächtigen Tau. Ein dünner Bindfaden verbindet den Träumer und den Traum. Zieht man zu fest, reist er, zieht man zu wenig, bewegt er sich nicht. Schafft man es jedoch das richtige Maß aus Ziehen und Loslassen zu finden, beginnt der Stein zu schwingen und schwingt irgendwann so hoch, dass man ihn endlich erreicht. Das ist die Liebe, aus der unsere Träume sind. Nur wenn wir ein Gleichgewicht zwischen Nehmen und Geben finden und dies mit unserem Gefühl für Zeit verbinden können, dürfen wir von einem ewigen „Ich liebe dich“ träumen.
    Das taten, Conny und ich nun auch. Wir träumten von der Liebe zwischen Hans und Peer, träumten von unserer eigenen Liebe, und liebten uns heftig.
    Mein zweiter und bis heute letzter Besuch in einer Stricherkneipe war erschütternd. Eine Woche zuvor hatte ich in meiner Schultasche ein Stück Papier gefunden. In Druckbuchstaben stand auf dem Zettel: „Wollen wir uns mal treffen? Wo und wann?". Meine Neugier war damit entfesselt. Es war wohl ein Mitschüler, der gerade festgestellt hatte, dass er schwul war und jetzt möglichst anonym, darüber sprechen wollte. Wirklich vorstellen konnte ich mir keinen, aber genau das war das Lustige an dem Spielchen. Ich schrieb „Donnerstag 21:00 Uhr im Tortuga“ auf den Zettel und pinnte ihn an das Schwarze Brett in der Eingangshalle der Schule. Zum einen wusste ich nicht, ob es einer aus meiner Klasse war und zum anderen wollte ich ihn in der Klasse nicht in Verlegenheit bringen. Das Tortuga hatte ich bewusst gewählt, da es schließlich auch sein könnte, dass mich jemand verarschen wollte. Im Tortuga würde er da sicher gewisse Hemmungenhaben und mir taten sich auch ein paar Möglichkeiten auf, ihn bloßzustellen.
    Zu meiner Überraschung war der Zettel bereits nach der ersten Pause verschwunden. Nun war es denkbar, dass jemand von der Schulverwaltung das Stück Papier entfernt hatte, oder eben dieser Geist.
    Conny hatte ich von der Geschichte erzählt, und er war genauso gespannt wie ich, was mich im Tortuga erwarten würde, wenngleich er überzeugt war, dass niemand käme. An diesem Abend schoss er sich mit ein paar Joints ab, und fiel schon gegen acht Uhr schlaftrunken ins Bett. Ich brach kurze Zeit später zum Tortuga auf.
    Als ich mich gerade an die Theke gesetzt und ein Bier bestellt hatte, taumelte mir ein offensichtlich hackedichter älterer Gast entgegen, den ich nicht erkannte, da ich den Blickkontakt mied, damit dieser volle Kelch an mir vorüberginge. Was ich jetzt gar nicht gebrauchen konnte, war ein voller Typ, der meine vermeintliche Verabredung verscheucht hätte. Vielleicht war das Tortuga doch keine so gute Idee gewesen.
    Das Unterfangen war gescheitert, da
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