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Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition)
Autoren: Dino Capovilla
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er sich genau neben mich setzte.
    „David, du gehst doch nicht etwa auf den Strich“
    Entsetzt erkannte ich die Stimme. Er hatte mittellange blonde Haare, war etwas breiter gebaut und hörte auf den Namen Herr Kaspar.
    „Großer Gott, was ist denn mit Ihnen los.“
    „Ach, das hat alles keinen Sinn. Ich hab mich heute betrunken und es hört immer noch nicht auf.“
    „Was sollte denn aufhören?“
    „Nenn mich ruhig Kaspar. Das Sie ist unnötig in diesem Lokal und …“
    „Ich kann Ihnen, äh, dir nicht ganz folgen, wie heißt du denn mit Vornamen?“
    „Der steht im Klassenbuch.“
    „Nein da steht nur Herr Kaspar. Hab das mal geprüft. Wie heißt du denn nun?“
    „Ach lieber David. Namen sind unwichtig. Ich habe keinen Vornamen mehr. Ich hab ihn vergessen.“
    „Gut, blau, wie du bist, kann ich mir das auch noch vorstellen.“
    Ich rief den Ober und fragte diesen, ob er den Mann neben mir kenne. Das Praktische an Stricherkneipen ist, dass die Barchefs viele der Gäste kennen.
    „Das ist Kaspar. Ich glaub der ist Lehrer und unproblematisch, und er hat heute schon etwas zu viel geschluckt.“
    „Danke, bringst du mir noch ein Bier?“
    „Und dein Freier will keines mehr?“
    „Doch, ich will auch noch eines.“
    „Also Kaspar, wie lautet nun dein Vorname.“
    „David, ich hab es dir doch schon gesagt. Ich hab ihn vergessen. Mich hat seit Jahren niemand mehr beim Vornamen genannt und irgendwann vergisst man ihn dann.“
    „Aha, willst du nicht nach Hause fahren? Ich ruf dir ein Taxi.“
    „Nein, ich will hier bei dir bleiben. Wir haben uns ja per Briefpost verabredet.“
    „Bitte was? Lass das Baggern. Wir sind Lehrer und Schüler, da gehört sich das nicht. Das waren deine Worte. Und zweitens hast du mich geschlagen, du Drecksack.“
    „Ja, vielleicht sollte ich Drecksack zu meinem Vornamen machen. Angesprochen fühle ich mich jetzt schon. Es tut mir leid David. Es tut mir so leid, David verzeih mir, bitte verzeih mir.“
    „Schon gut, ich lebe ja noch. Aber ganz klar bist du heute nicht in der Birne.“
    „Wer ist schon klar im Kopf und was soll das überhaupt heißen? Klar im Kopf sein. Was für ne blöde Redewendung.“
    „Ich bin beispielsweise klar im Kopf, und wie du weißt, bin ich ein Genie.“
    „Ja, ich weiß. Die Welt ist so ungerecht. Gott hat ein Genie geschaffen und das auch noch wunderschön gemacht.“
    „Gott gibt es nicht, und hätte ich mich auf Gott verlassen, wäre ich längst tot. Aber übertreib mal nicht. Ich meinte das ironisch. Was hast du für eine Akte bei der Kripo? Der Bulle, der den Fall damals untersuchte, hat da ein paar Anspielungen gemacht.“
    „Unwichtig, ich schäme mich dafür.“
    „Angenommen du hast Schüler belästigt, warum hat man dich dann nicht rausgeworfen.“
    „Ja, ich würde mal sagen, weil ich niemanden belästigt habe, und ohne Fakten hast du das zur Gewissheit in deinem Kopf werden lassen, du Genie.“
    „Stimmt. Sorry. Was war dann los?“
    „Ich hatte einen bezaubernden und begabten Schüler, dessen Geschichte deiner sehr ähnlich war. Er ist mehrmals zuhause abgehauen und irgendwann hab ich ihn bei mir aufgenommen. Leider steckte er schon bis über beide Ohren im Drogensumpf und jeder unserer Versuche, dies zu beenden, scheiterte.“
    „Und mit dem hattest du was?“
    „Nein ich liebte ihn wie einen Sohn, er tat mir einfach nur unendlich leid. Ich ertrug es nicht, ihm bei seiner Selbstzerstörung zuzusehen. In meiner Verzweiflung habe ich ihn dann eingesperrt und wollte ihm auf diesem Weg clean kriegen. Nach zwei Wochen hat er mich niedergeschlagen und hat sich aus dem Staub gemacht. Als Gegenleistung für einen Schuss hat er mich angezeigt. Ich wurde wegen dieser Freiheitsberaubung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, behielt aber meinen Job, da mir keine sexuellen Handlungen nachgewiesen werden konnten, die es ja auch nie gab.“
    „Na jetzt bin ich platt. Ober, bitte noch zwei Bier. Wie ging das dann weiter?“
    „Es endete, wie alle diese Geschichten enden. Er bewohnt jetzt einen Sarg.“
    Über Kaspars Wange rollte eine Träne, die sich ihren Weg über den kleinen Tränensack entlang der Mundwinkelfalte zum Kinn bahnte.
    „Als ich damals Conny an die Schule holte, dachte ich, dass nun auch du zusammen mit Conny auf diese Bahn geraten würdest. Auch mein Kleiner war ein Punk wie Conny. Hätte ich gewusst, dass Conny auch einer ist, hätte ich ihn nie geholt. Mit dem doofen Mathematikkurs hatte ich mir eingebildet,
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