Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
Autoren: Dagmar Hoßfeld
Vom Netzwerk:
schüttele, höre ich Münzen klimpern und Geldscheine rascheln. „Das ist ja süß! Danke!“
    „Es hat noch jede Menge Platz in seinem Wanst“, sagt Lena. „Du musst es nur gut füttern. Es heißt Meat Loaf.“
    „Mach ich“, verspreche ich. „Aber wieso Meat Loaf?“
    „Weil es aussieht wie ein englischer Hackbraten“, erklärt Lena trocken.
    Stimmt, sie hat Recht. Ich klemme mir Meat Loaf unter den Arm und bedanke mich bei jedem Einzelnen.
    Und dann geht die Party erst richtig los. Keine gelangweilten Gesichter mehr. Keine Spur von Kindergeburtstag. Phillip kümmert sich um die Musik und lässt es richtig fetzen. Nach vier durchgetanzten Liedern bin ich in Schweiß gebadet. Es ist irre!
    Ich tanze mit Paul, mit Lena und sogar mit Anna, während Lukas-mit-drei-s zwischendurch aufs Klo geht und Anna zu diesem Zweck erstaunlicherweise mal loslässt.
    Und dann tanze ich wieder mit Phillip, als Jesko ihn mit der Musik ablöst.
    Wir trinken Bowle, lachen und tanzen, tanzen, tanzen.
    Eine Viertelstunde vor Mitternacht tauchen plötzlich meine Eltern auf. Mein Vater trägt die Sektflaschen, meine Mutter das Tablett mit den Gläsern.
    „Juhu! Prickelbrause!“, quiekt Lena.
    Jeder bekommt ein Glas Sekt – „Bevor dein Geburtstag vorbei ist und das harte Erwachsenenleben beginnt“, sagt Papa – , und wir stoßen an, bevor wir weiterfeiern, weitertanzen und lachen.
    Um kurz nach zwölf werden die Ersten abgeholt. Billi und Kerstin, auch Anna und Lukas. Die anderen bleiben noch ein bisschen, bis sie schließlich auch von ihren Eltern eingesammelt werden. Am Ende sind nur noch Paul, Phillip und ich übrig, was ein bisschen komisch ist, so zu dritt.
    Paul rettet die Situation, indem er sich verabschiedet. Trotz seines T-Shirts, das mir um ein Haar den ganzen Abend versaut hätte, hat er sich anscheinend ein Stück Restsensibilität bewahrt.
    „Ciao“, sagt er und klettert über die Hecke nach nebenan. „Wir sehen uns.“
    „Tschüs!“, rufen Phillip und ich ihm hinterher. Wenig später hören wir, wie er nebenan die Haustür aufschließt. Als die Tür zuschlägt, nimmt Phillip mich in den Arm. Meine Eltern sind im Haus verschwunden. Wir sind allein.
    „Endlich“, murmelt Phillip. Er sieht ein bisschen müde aus, aber das ändert sich schlagartig, als wir uns in die Augen schauen. Die Anlage dudelt vor sich hin, ganz leise jetzt, wegen der Nachbarn. Aber es genügt uns.
    Eng umschlungen tanzen wir unter den Bäumen. Meine Hände liegen verschränkt in seinem Nacken; seine liegen – besser gesagt: lagen – in meiner Taille. Inzwischen krabbeln sie ein ganzes Stück höher. Es fühlt sich unglaublich gut an. Alles. Die gesamte Gesamtsituation. Über uns sind nur der Nachthimmel, der Mond und ein paar Sterne. Und das Universum natürlich. Wow … Es ist so romantisch, dass ich mir fast in die Hose mache vor lauter Glück.
    Mau schleicht lautlos durchs Gras. Phillip schenkt mir den letzten Rest Sekt ein – gerade noch ein halbes Glas – , dann ist mein Geburtstag endgültig vorbei.
    „Ich fahr dann mal“, flüstert er in meine Haare. „Sehen wir uns morgen?“
    „Heute“, antworte ich. „In ein paar Stunden.“
    Aus dem Haus kommt das Klappern von Geschirr. Meine Eltern sind in der Küche. Time to say goodbye , heißt das wohl.
    Ich bringe Phillip zum Gartentor, wo sein Motorroller steht. Er hat nur mit dem Sekt angestoßen und ansonsten O-Saft getrunken. Kein Problem also, dass er noch fährt. Der Helm hängt am Lenker. Noch ein Kuss, bevor er ihn aufsetzt. Durch das Visier küsst es sich so schlecht. Zögernd startet er den Motor, streichelt mir mit der anderen Hand über die Wange und fährt schließlich los.
    Ich bleibe noch ein Weilchen am Gartentor stehen, bis das Rücklicht in der Dunkelheit verschwindet und ich sicher bin, dass er nicht zurückkommt.
    Langsam gehe ich durch den Garten zurück und mache die Lichterketten aus. Um den Rest kümmere ich mich morgen. Nein, heute. In ein paar Stunden.
    Als ich Mau auf den Arm nehme und mit ihm ins Haus gehe, lächle ich. Kindergeburtstag hin oder her, es fühlt sich ziemlich gut an, fünfzehn zu sein. So viel steht fest.

Eine gute Idee ist eine Idee, die so phänomenal gut ist, dass sie unbedingt realisiert werden muss.

    Am nächsten Morgen habe ich meine Periode, die Stirn voller Pickel und einen leichten Kater – und damit meine ich nicht Mau. Oder was sind das sonst für fiese Kopfschmerzen? Es fühlt sich an wie zehntausend übermotivierte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher