Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest

Titel: Mein Leben, die Liebe, und der ganze Rest
Autoren: Dagmar Hoßfeld
Vom Netzwerk:
Steckdosenschnauze. „Tut mir leid, Süßer.“
    Im Garten fange ich halbherzig damit an, die Lichterketten abzunehmen und die Stühle ordentlich aufzustellen. Anschließend fege ich noch die Terrasse, bringe den Müll in den Schuppen und gönne der malträtierten Tanzfläche eine Dusche aus dem Gartenschlauch, damit aus ihr irgendwann wieder ein grüner Rasen wird.
    Die Sonne scheint, die Luft ist warm, und es verspricht ein wunderschöner erster Maitag zu werden. Ich hab’s geahnt, dass heute der Sommer anfängt!
    Mau streift um meine Beine und signalisiert mit forderndem Maunzen, dass er seiner Meinung nach kurz vorm Verhungern ist und dass ich die Einzige bin, die ihn davor bewahren kann.
    „Okay, okay, ich hab’s verstanden. Komm mit!“
    Mit steil aufgerichtetem Schwanz springt er vor mir her, galoppiert schnurstracks in die Küche und legt mit quietschenden Pfoten eine Vollbremsung vor seinem leeren Fressnapf hin. Dieser Kater versteht jedes Wort, ich schwör’s! Wahrscheinlich kommt er von einem fremden Planeten und ist nur hier, um die Weltherrschaft der Katzen und die Versklavung aller zweibeinigen Dosenöffner vorzubereiten. Seine Vorgesetzten können stolz auf ihn sein. Er leistet wirklich ausgezeichnete Arbeit.
    Brav reiße ich eine Dose seiner Lieblingssorte auf und fülle seinen Napf bis zum Rand. Ich gebe ihm sogar frisches Wasser und werde mit einem anerkennenden Schnurren für meine Mühen belohnt.
    Während mein Kater schmatzt, setze ich Kaffee für meine Eltern auf und schiebe ein paar Brötchen in den Backofen. Normalerweise läuft es eher andersherum, aber heute bin ich mal großzügig. Wenig später höre ich es oben rumoren. Wahrscheinlich haben sie den Kaffeeduft gewittert, der durchs Haus zieht.
    Kurz nach dem Frühstück – ich mümmele zusammen mit meinen Eltern noch ein Nutellabrötchen, weil’s so gemütlich ist – jodelt mein Handy. ANNA steht auf dem Display.
    „Hi, Anna!“, melde ich mich.
    „Hi, Conni. Bist du schon wach?“
    „Klar, würde ich sonst ans Handy gehen?“ Wieso klingt sie so atemlos?
    „Du, tut mir leid, aber wegen dem Aufräumen … Lukas und ich schaffen es nicht. Wir sind bei seinen Eltern eingeladen. Sorry, tut mir echt leid. Ich mach’s wieder gut, okay?“
    Indem du Lukasss umgehend zum Mond schießt? Die Frage brennt auf meiner Zunge wie Kaugummi mit Peperoni-Chili-Geschmack.
    „Kein Problem“, fauche ich. „Ist sowieso nicht mehr viel zu tun.“
    Klingt meine Stimme kalt? Beleidigt? Eingeschnappt? Ich hoffe es. Anna soll ruhig merken, wie enttäuscht ich von ihr bin. „Viel Spaß bei Lukasss’ Eltern.“ Zisch, zisch, das waren mindestens zehn s! „Wir sehen uns dann morgen.“
    „Ja, ciao. Tut mir leid“, haspelt sie.
    Blöde Kuh.
    „Anna kommt nicht“, sage ich zu meinen Eltern. „Lukas zum Glück auch nicht.“
    Bevor meine Mutter vertiefen kann, dass dieser Lukas doch eigentlich ein sehr netter, angenehmer Junge ist und was ich denn gegen ihn hätte, springe ich auf. Auf eine Diskussion über die Vorzüge von Annas Freund verspüre ich nicht die geringste Lust. Und wenn mich nicht alles täuscht, habe ich das Geräusch eines Motorrollers gehört. Dem Knattern nach, das die spätvormittägliche Feiertagsruhe im Ahornweg zerreißt, ist es Phillip.
    Im selben Moment klettert Paul, noch etwas verschlafen und verstrubbelt, über die Hecke. Ich bin gerettet!
    „Bestimmt kommen Billi und Lena auch gleich“, sage ich und verschwinde, um Phillip zu begrüßen.
    *
    „Hast du eigentlich was gegen Lukas?“, fragt Anna mich am ersten Schultag nach meinem Geburtstag. Wir haben große Pause und stehen in einer Ecke des Schulhofs, die ausnahmsweise nicht von hyperaktiven Orientierungsstuflern belagert wird. Phillip ist irgendwo in Sachen Basketball- AG unterwegs. Billi holt sich einen Kakao. Anna und ich sind allein. Die Sonne spiegelt sich in ihren Brillengläsern und bringt sie zum Funkeln. Erstaunlicherweise hat meine beste Freundin heute tentakelfrei; Lukas ist mit seiner Klasse auf einer Exkursion im Naturkundemuseum.
    „Wie kommst du denn darauf?“ Ich versuche, meinem Gesicht die ertappte Note zu nehmen und möglichst unschuldig auszusehen. Anscheinend gelingt es mir nicht besonders gut.
    „Seit Lukas und ich zusammen sind“, sagt Anna spitz, „und das sind immerhin zwei Monate und viereinhalb Tage, behandelst du ihn wie Luft. Und wenn du ihn mal nicht ignorierst, hackst du auf ihm rum. Was soll das?“
    Ups. „Ähm, also, ich …
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher