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Mein ist dein Herz

Mein ist dein Herz

Titel: Mein ist dein Herz
Autoren: Patricia Adam
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Zukunft, die hoffentlich ein wenig klarer wird.
    Zwar werde ich aufgrund dieser Entscheidung ein paar Monate lang arbeitslos sein, erhoffe mir aber gleichzeitig eine Ruhepause von den Strapazen der jüngsten Vergangenheit. Ich rede mir zumindest ein, dass ich die Zeit eben so einsetzen kann, wie ich es geplant habe. Denn zu meinen Plänen gehört unteranderem, zu einer gemeinnützigen Lebensweise zu gelangen. Und wo kann man sich anmelden, wenn man ein Ehrenamt antreten will? Genau! Bei einer Wohlfahrtsgesellschaft ...

    O b man es mir glaubt, oder nicht, ich war aber wirklich noch nie so glücklich, wie nach der ersten Arbeitswoche in einer Kindertagesstätte für geistig Behinderte. Die meisten Kinder, die in diese Einrichtung gebracht werden, sind genauso in sich gekehrt, wie ich. Und das ist wohl ein guter Grund für den verständnisvollen Umgang, mit dem wir einander begegnen. Ich bin einfach für sie da und empfinde dank der Gruppenleiterin bald schon überhaupt kein Mitgefühl mehr. Sie erklärt mir nämlich, dass diese Kinder akzeptiert werden wollen. Mitleid würde sie nur andauernd daran erinnern, dass sie anders sind. Akzeptanz hingegen vermittelt ihnen das Gefühl, mit allen ihren Eigenarten angenommen zu werden.
    Lange habe ich darüber nachgedacht, was das für mich bedeuten könnte. Fragte mich immerzu, ob ich diese Lektion auch irgendwie auf mich beziehen kann, und entdecke tatsächlich bald schon mehrere Berührungspunkte. Als dann auch noch eines der Kinder - der Junge, welcher zuvor seinen Freiraum eisern verteidigt hat - seine Arme um meinen Hals schlang und mir nach einem eindringlichen, andauernden Blick mitteilte, dass er mich gern hat, nahm alles seinen rechtmäßigen Platz ein.
    Es machte mehrmals ›Klick‹ in meinem Kopf. Ich verstand auf der Stelle, warum Sean so gehandelt hat, wie es der Fall war. Weshalb er das sagte, was ich ihm die Monate über vorgehalten habe und wie es mit uns weitergehen kann. Denn ich gestand mir endlich ein, dass er mich nicht nur liebt, sondern annimmt. Wirklich akzeptiert und nicht einfach so tut als ob.
    Es war von Anfang an seine Sorge um mich, die ihn dazu brachte, zwei Wochen lang schweigend neben mir zu sitzen, während ich mich dem Schock ergab. Und es war seine Art, mich und den Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden, zu akzeptieren.
    Jetzt, da ich das ganz genau weiß und alles verstanden habe, kann ich nur darauf hoffen, dass er mich immer noch will und sein Herz unvermindert für mich schlägt.

    D iese Klarsicht beflügelt mich. Ich fühle mich überhaupt so unbeschwert, wie lange nicht mehr und eile nach Hause. Das erinnert mich derweil eher an eine Lagerhalle, weil die Vorhänge abgehangen sind und mein ganzes Hab und Gut in Kartons verpackt ist. Allerdings freue ich mich wirklich darauf.
    Kaum angekommen wähle ich frische Sachen aus, die ich anziehen könnte, dusche mich schnell ab und mach mich dran, meine mittlerweile überschulterlangen Haare zu trocknen. Mein Spiegelbild nehme ich nun zum ersten Mal seit dem Unfall bewusst wahr und stelle bestürzt fest, dass der Schmerz und der Stress ihre Spuren in meinem Gesicht hinterlassen haben.
    Ich bin definitiv nicht mehr dieselbe, wirke nun ernster und kühler und selbst das Grün meiner Augen scheint nun ›härter‹ zu sein. Nie war der Vergleich zwischen dem und einem Smaragd so treffend, wie jetzt.
    Ob Sean mich trotzdem noch schön findet?
    Das und noch ein paar Sachen will ich alsbald herausfinden und verzichte auf Make-up oder die Benutzung des Glätteisens.
    Gerade als ich meine Haare zu einem äußerst praktischen Knoten zusammenbilden will, klingelt es an der Tür und ich bin dermaßen erstaunt darüber, Besuch zu bekommen, dass ich hinrenne, ohne vorher auf den Parkplatz geschaut zu haben. Dementsprechend perplex schaue ich nun drein ...
    Tyler steht mit vor der Brust verschränkten Armen an den Türrahmen gelehnt da, und bedenkt mich mit so einem Blick, als ob ich ihm was schulden würde.
    Bereits im nächsten Augenblick klärt er mich darüber auf, dass ich mit meiner Vermutung gar nicht so daneben gelegen habe, da ich ihm - seiner unbescheidenen Meinung nach - eine Erklärung für meine Kündigung ›schulde‹.
    »Ich bin dir nicht zur Rechenschaft verpflichtet!«, verlaute ich und wundere mich darüber, dass dieser Widerspruch wie von selbst von meinen Lippen gegangen ist. Sonst muss er mich erst auf die Palme bringen, damit ich kratzbürstig werde. Allerdings nicht heute!
    Ob er mich
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