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Mein ist dein Herz

Mein ist dein Herz

Titel: Mein ist dein Herz
Autoren: Patricia Adam
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es, denn mir fällt nichts Besseres ein ...

    I ch muss erneut um Verzeihung bitten. Mir ist doch noch was ›Besseres‹ eingefallen.
    Ausgerechnet Wut wurde zu dem einzigen Mittel, um mit dem Schmerz zurechtzukommen. Und ja, ich weiß, dass es falsch war, Sean anzuschreien, nachdem er seiner langen Entschuldigung ein » ...wir sind doch noch jung und können jederzeit ein anderes Kind zeugen« dranhängte. Allerdings suchte ich erfolglos nach der Fundierung seiner Annahme, ich könnte das eine Baby gegen ein anderes austauschen. Wenn man nämlich davon absieht, dass es rein aus dem gesundheitlichen Aspekt nicht so günstig wäre, würde meine innere Welt sicherlich gänzlich daran zerbrechen.
    Also warf ich ihm die für einen Mann typische Gefühlskälte vor, erklärte, dass sein Zimmer, das Bett, die Berge um uns herum und nicht zuletzt er selbst mich an das erinnert, was ich verloren habe und stürmte aus dem Haus. Adriana wollte mich zunächst aufhalten, nach einem eindringlichen Blick in meine Augen hielt sie aber selbst Sean davon ab, mir zu folgen.
    Meine Schuhe zog ich bereits im Auto an, während die Jacke achtlos auf dem Beifahrersitz landete.
    Wann und wer mein Auto hierher gebracht hat, war unwichtig.
    Wie es mit mir und Sean weitergeht, ebenfalls.
    Nur eins wollte ich so schnell wie möglich: Allein sein.

    S eit ein paar Monaten bin ich es auch. Die Tage messe ich anhand der Arbeitsaufträge, die ich gewissenhaft und schweigend erledige. Die Wochen an den Sonntagen, die ich damit verbringe, in irgendeinem Eck meines gefühltermaßen viel zu großen Appartements zu sitzen. Und die Monate, aufgrund dessen, dass ich bald schon auf eine dünnere Jacke umsteige.
    Im Laufe der nächsten drei Monate melde ich mich immer wieder bei Sean. Dabei sprechen wir über dies und jenes, aber niemand traut sich, das ›Tabuthema‹ anzuschneiden. Stattdessen stelle ich mich als ›Prüfer‹ zur Verfügung, um ihm die Vorbereitung für die MPU leichter zu machen. (Erst im Nachhinein habe ich überhaupt erfahren, dass er bei dem Unfall leicht angetrunken war und deswegen seinen Führerschein abgeben musste.)
    Kurzum helfe ich, wo ich nur kann und versuche jeder seiner Sorgen Gehör zu schenken, während er davon absieht, ausführliche Schilderungen meiner Gefühlswelt einzuverlangen. Es bedarf demnach auch keiner Erklärungen, als ich ihm bei einem unserer Telefonate verkünde, dass ich Arbeit und Wohnung kündigen will. Er weiß auch so, dass das eine aus dem Grund wäre, weil ich Tylers hasserfüllte Blicke einfach nicht mehr ertragen kann und das andere, weil ich mich in meinem sonst scheinbar behaglichen Heim überhaupt nicht mehr heimisch fühle.
    Sean bot mir seine Hilfe an und versuchte dabei lässig zu wirken, ich aber lehnte dankend ab. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, wie ich ihm entgegentreten könnte, und bat ihn abermals um Zeit. Mit einem einzigen Unterschied: Diesmal sprach ich endlich aus, dass ich es unfair finden würde, wenn er meinetwegen auf die Bekanntschaft mit einer anderen Frau verzichtet.
    Schließlich konnte keiner so genau sagen, wann und wo meine Insichgekehrtheit ein Ende findet. Mein ganzes Leben wirkte fremd. Fast so, als ob es jemand anderem gehören würde.
    Einer Janessa Bears, die ich niemals war.
    So gesehen war nämlich selbst dieser Gedanke gar nicht mal so dumm. Die alte Janessa war von Ängsten geplagt und hat eher auf ihre Träume und Wünsche verzichtet, als sich diesen Ängsten zu stellen. Zudem lebte sie eine Lüge nach der anderen und erkannte nicht, dass sie in allererster Linie sich selbst belogen hat.
    Andersgesagt hasste ich mittlerweile diese Persönlichkeit ohne Persönlichkeit und sah nur einen Weg, um aus dem Teufelskreis auszubrechen, in dem ich seit meiner Volljährigkeit gefangen war: Ein grundlegender Richtungswechsel musste her.
    Gedacht, getan!
    Mein Abteilungsleiter, ein sehr liebenswürdiger, kleiner Mann mit blonden Haaren und einem gütigen Blick, rückte seine Brille zurecht, hörte mir aufmerksam zu und segnete letzten Endes den Antrag auf die Versetzung in eine Partnerfirma ab. Auch hatte er Verständnis, als ich ihn darum bat, meinen Weggang nicht an die große Glocke zu hängen.
    Damit war die Sache vom Tisch und ich spüre die erste Erleichterung innerhalb der letzten Monate, als ich, samt meiner Sachen aus dem Spind, auf den Parkplatz trete, die warme Frühlingsluft einatme und gen Himmel blicke. Gefühltermaßen symbolisiert er von nun an meine
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