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Mein Hund Mister Matti

Titel: Mein Hund Mister Matti
Autoren: Michael Gerard Bauer
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dass ich Mat nicht hätte rufen dürfen, damit er nicht dauernd versuchte herzukommen, obwohl er doch gar nicht konnte. Aber Dad meinte, mich treffe keine Schuld, denn ich hätte ja nichts von dem Haken gewusst.
    Wir redeten immer noch über die Geschichte mit dem Angelhaken, als Mum mich von der Veranda aus zum Abendessen rief. Ich sagte: »Gleich, in einer Minute«, denn ich wollte das Gespräch mit Dad nicht unterbrechen. Aber vermutlich dauerte es doch länger als eine Minute, denn Mum kam herunter, um nachzuschauen, was ich hier trieb.
    Ich war mir sicher, dass Mum sauer auf Dad werden würde, weil er mir Bier gegeben hatte. Und ich wollte nicht, dass sie und Dad wieder stritten. Mir wurde ganz bang, als sie an den Tisch trat und zuerst das Glas und dann Dad und mich ansah. Aber sie sagte nur: »Was ist denn hier los – geheime Gespräche unter Männern?« Ich wusste nicht, ob sie mit mir oder mit Dad redete. Aber da Dad nur vor sich auf den Tisch starrte, antwortete ich ihr, dass wir eine Gedenkminute für Mister Matti abhielten. Mum lächelte ein bisschen, was mich beruhigte, und sagte: »Verstehe.«
    Dann ging Mum wieder nach oben, und Dad und ich blieben einfach schweigend sitzen. Dad trank sein Bier aus und sagte mir, ich solle lieber hochgehen, bevor mein Essen kalt wäre. Sonst würden wir beide Ärger mit Mum bekommen.
    Ich wollte gerade gehen, als jemand die Treppe herunterkam. Es war Amelia. Und hinter ihr ging Mum. Sie trug ein großes Tablett.
    Amelia rannte herbei und drehte einen Stuhl um, damit sie direkt neben mir sitzen konnte, und Mum stellte das Tablett auf den Tisch. Darauf standen drei Teller mit Spaghetti Bolognese und eine große Schüssel mit Eiscreme. Mum meinte, Amelia hätte schon gegessen, und Grace schlafe. Dann sagte sie: »Wenn ihr eine Gedenkminute für Mister Matti einlegt, dann geht das eigentlich die ganzen Familie an.«
    Ich sagte Mum, dann müsse sie auch etwas zu trinken haben, damit sie auf Mat anstoßen könnte. Eigentlich dachte ich, sie hätte mich gar nicht gehört, denn sie schaute die ganze Zeit Dad an. Aber sie antwortete: »Ich könnte schon was vertragen.« Ihre Stimme klang ziemlich traurig und müde, als sie das sagte. Dad holte also noch ein Bier aus dem Kühlschrank und auch ein paar alkoholfreie Getränke. Und Mum ging noch einmal nach oben und brachte Grace in ihrer Wippe herunter.
    Es war ein denkwürdiger Abend. Wir aßen alle zusammen unten im Haus zu Abend. Nur Mister Matti fehlte. Aber nach einer Weile schien er gar nicht mehr zu fehlen, weil wir uns Geschichten über ihn erzählten. Zuerst fragte ich Mum, ob sie sich daran erinnere, wie Mat den Angelhaken im Gaumen hatte. Denn darüber hatte ich ja gerade eben mit Dad geredet. »Der arme Kerl«, sagte Mum. »Wie könnte ich das vergessen?« Und dann erzählte sie irgendetwas von diesem Tag, und Amelia wollte mehr wissen, weil sie noch klein gewesen war, als es passierte.
    Dad sagte zunächst wenig, sondern hörte einfach zu. Aber als ich Amelia erzählte, wie ich beim Tierarzt in Ohnmacht gefallen war und mir den Kopf gestoßen hatte, und wie Mister Matti diesen Trichter um den Kopf hatte, und wie Dad uns beide zum Auto tragen musste, da sagte Dad: »Ihr gleicht euch, wie ein Ei dem anderen«, und Mum lächelte.
    Wir erzählten alle Geschichten von Mister Matti, die uns einfielen. Eine nach der anderen. Wie wir Mat von Onkel Gavin bekommen hatten. Wie Mat zu seinem Namen gekommen war und wie er die erste Nacht gejault hatte, als wir ihn unten im Keller allein ließen. Wir redeten von dem Teddybären und dem Wecker. Und wie Amelia ihn bemalt hatte. Und wie er im Park war. Und von seinem Kampf mit dem Rosaroten Panther. Und wie er lernte, die Zeitung zu holen. Und wie er damals verschwunden war und natürlich, wie das Auto ihn angefahren hatte und viele andere Geschichten.
    Ich glaube, geredet haben vor allem Mum und ich. Amelia stellte wie immer tausend Fragen. Und Dad hörte zu und trank Bier, aber immer wieder fügte er eine Bemerkung an. Als ich zum Beispiel sagte, dass es ein ziemlich gutes Kunststück war, wie Mat immer die Zeitung holte, meinte er: »Ja, bis er versuchte, die Zeitungen aus der ganzen Nachbarschaft zu klauen.« Das war zwar ein bisschen übertrieben, aber wir lachten trotzdem.
    Wie gesagt: Obwohl Mister Matti nicht da war, war er trotzdem irgendwie
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