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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau
Autoren: Britta Strauß
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cetera et cetera. Alles für einen unguten Zweck und zum Wohle der gönnerhaften Investoren. Aber ich muss eine Bedingung stellen, ohne deren Erfüllung meine Teilnahme an dieser Reise ins Wasser fällt.“
    „Und die wäre?“
    „Ich kann meine Schwester nicht drei Monate allein lassen. Sie hat niemanden mehr außer mir, seit unsere Eltern gestorben sind.“
    „Das tut mir leid.“
    Er zuckte mit den Schultern. „Wir kommen damit klar. Oder besser gesagt: Wir müssen es.“
    „Du kümmerst dich also um deine Schwester? Ihr beide seid allein?“
    Er nickte und sah wieder zum Fenster hinüber. Melancholie stand ihm ausgezeichnet. Sie gab ihm eine Tiefe, die etwas Magisches an sich hatte. Maya wollte ihn nicht schamlos anstarren, doch sie konnte nicht anders.
    „Ich habe meine Stelle an der St. Andrews Universität aufgegeben, um mich um meine Schwester zu kümmern“, erzählte er. „Ich konnte sie nach dem, was passiert ist, nicht alleinlassen. Nächstes Jahr beendet sie ihre Schule, dann sehen wir weiter.“
    Maya ertappte sich, wie sie mit dem Zeigefinger auf ihre Unterlippe tippte. Ihr Sessel knarrte leise, während sie vor und zurück wippte. Dieser Mann konnte unmöglich real sein. „Das ist bewundernswert“, sagte sie. „Es gibt nicht mehr viele Menschen, die sich so um ihre Familie kümmern. Und bezüglich ihrer Teilnahme sehe ich keine Probleme. Wir tragen sie einfach gleich mit ein, als eine meiner Helferinnen. Um die Schule kümmere ich mich nächste Woche. Für solche Sachen machen Lehrer gern eine Ausnahme. Den Stoff nimmt sie mit auf das Schiff, Prüfungen werden nach Rückkehr nachgeholt. Als Vorbereitung für ein Studium ist so eine Expedition immerhin Gold wert.“
    „Danke.“
    Christopher erhob sich, was sie mit unvermittelter Enttäuschung erfüllte. Er wollte gehen? Jetzt schon?
    „Leider ist meine Zeit heute knapp bemessen. Ich muss mich verabschieden, so gern ich unser erstes Zusammentreffen auch ausgeweitet hätte.“
    Maya stand auf und ging zu ihm. Es war schwer, ihre Begeisterung für sich zu behalten, doch sie bemühte sich um Professionalität. Christopher war jemand, dessen Wohlwollen enorm kostbar für ihr Institut war. „Danke, dass du uns unterstützt“, sagte sie. „Durch deine Teilnahme wird die Expedition ohne Frage an Wert gewinnen. Ach ja, ich habe hier übrigens deinen Arbeitsvertrag. Unterschreib ihn einfach gleich und nimm ein Exemplar mit.“
    Sie fischte die entsprechenden Papiere aus dem vordersten Stapel, zog einen Stift aus der umfunktionierten Coladose und reichte ihn Christopher. Während er seinen Namen auf dem Papier verewigte, konnte sie nicht umhin, seine Hände zu bewundern. Feingliedrig waren sie, wie die Hände eines Künstlers. Und doch sah man ihnen an, dass sie bereits schwere Arbeit verrichtet hatten. Ein paar Knöchel waren aufgeschürft, auf der Handinnenfläche befanden sich die Spuren frisch verheilter Schrammen.
    „Ich habe in den vergangenen Wochen auf Fischerbooten gearbeitet.“ Ihm war ihre Musterung offenbar nicht entgangen. „Nach all den geistigen Anstrengungen war mir nach etwas Handfestem.“
    „Auf einem Fischerboot? Wie verträgt sich das mit deiner Leidenschaft für den Meeresschutz?“
    Er zeigte ein undurchsichtiges Lächeln. „Es handelt sich um kleine Kutter unseres heimischen Dorfhafens. Kaum groß genug, um die Selbstversorgung und einen Verkauf in kleinem Rahmen sicherzustellen. Das hat nichts mit den industriellen Raubzügen zu tun. Und da ich Fische auch in gebratenem Zustand liebe, finde ich es am ehrlichsten, sie selbst aus dem Wasser zu ziehen. Außerdem brauche ich das Geld. Ich verdiene weniger als die meisten glauben, und das Studium meiner Schwester dürfte teuer werden.“
    Sie schmunzelte. Sich diesen Mann auf einem Fischkutter vorzustellen, schwere Netze hievend und klatschnass, hatte etwas für sich. „Stimmt eigentlich diese Gefängnis-Geschichte?“, wagte sie zu fragen. „Manche meinen, es wäre nichts weiter als ein bösartiges Gerücht. Andere schwören, sogar dabei gewesen zu sein. Mit dir in einer Zelle.“
    „Es stimmt“, antwortete er tonlos. „Und ich bereue nichts.“
    „Welche Version der Geschichte ist die Richtige?“
    Sein Lächeln war absolut entwaffnend. „Kein Kommentar.“
    „Okay.“ Maya nahm einen unterzeichneten Vertrag entgegen und biss sich auf die Zunge, um nicht zu grinsen. „Damit wäreso weit alles geklärt. Wie schon erwähnt, wird der Plan nächste Woche fertig
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