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Meeresblau

Meeresblau

Titel: Meeresblau
Autoren: Britta Strauß
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Überlebenden?“
    „Gut“, antwortete sie kaum hörbar. „Ich glaube, sie sind ganz froh, sich an kaum etwas zu erinnern.“
    „Dann hat es funktioniert?“
    „Ja. Du hast keinerlei Spuren hinterlassen.“ Sie stemmte sich hoch und sah auf ihn herunter. „Hör zu, Chris, das Unglück ist nicht deine Schuld. Du hast dich nur gewehrt.“
    „Wir bezahlen einen hohen Preis, Maya.“ Er zog sie wieder an seine Brust und schloss die Augen. Seine Gedanken visualisierten, was vielleicht hätte geschehen können, und ob dieser Bilder überzog sich sein Körper mit Gänsehaut. „Ohne den Tod all dieser Menschen wären wir nicht hier. Wir wären für immer getrennt worden.“
    „Ich weiß.“
    Maya erschlaffte und sagte eine Weile nichts. Wie konnten Glück und Schuld so nah beieinanderliegen? Für die Dummheit und die Gier einiger Weniger waren zu viele gestorben, und doch konnte er nichts bereuen, denn er lag hier. Neben der Frau, die er liebte.
    „Man wartet auf dich“, flüsterte Maya. „Sie können es kaum erwarten, dich wiederzusehen. Alan, Jeanne und Solander arbeiteten inzwischen in meinem Institut. Alle Menschen, die von eurer Existenz wissen, sind damit vereint.“
    „Und was werde ich tun? In meinem neuen alten Leben als Mensch?“ Der Gedanke war obskur. Geradezu unmöglich. Und doch gefiel er ihm.
    „Deine Welt beschützen“, antwortete sie. „In den letzten Monaten habe ich das Institut vollkommen umstrukturiert. Man bringt uns weltweit Aufmerksamkeit entgegen, unsere Geschichte ist in aller Munde. Dramatik, Tragik und ein Schuss Romantik, dann noch das spurlose Verschwinden unseres berühmten Ehrengastes. Genau das war die Mischung, nach der sich die Menschen die Finger lecken. Ich kann mich vor Anfragen kaum retten. Stell dir nur vor, wie viel Gutes wir mit unserer neuen Position bewirken können. Man wird uns zuhören. Man wird unsere Worte hören und darüber nachdenken. Komm mit mir, Chris. Arbeite mit uns, schenke uns dein Wissen und deine göttlichen Vorträge. Gemeinsam können wir mehr für deine Welt tun als jeder andere Mensch oder Fisch auf diesem Planeten.“
    Er nickte, wie betäubt von dem Schwall ihrer Worte. Der Gedanke faszinierte, doch konnte er wieder als Mensch leben? In einer Welt, die ihm so fremd geworden war? Es fühlte sich schon skurril an, in einem Bett zu liegen und Kleider zu tragen.
    „Die Vertreter des Landes und des Meeres“, sagte er nachdenklich. „Eine Symbiose zweier Welten.“
    „Genau.“ Leidenschaft überwältigte Maya und verstärkte seinen Entschluss. Er musste es versuchen. Ganz gleich, wie verrückt es ihm jetzt erschien. „Stell es dir nur mal vor. Gibt es eine bessere Möglichkeit, deinesgleichen zu beschützen? Man wird an deinen Lippen hängen, mehr noch als zuvor. Mit dir an unserer Seite können wir so viel bewirken.“
    „Es wird ein Spiel mit der Gefahr. Es ist gewagt, aber perfekt. Wird man nicht Verdacht schöpfen, wenn ich wie aus dem Nichts wieder auftauche?“
    „Ist das ganze Leben nicht ein Spiel? Als man uns auf das Schiff zog, kontrollierte niemand, wie viele oder wer wir waren. Keiner weiß, dass du nicht bei uns warst. Genau genommen glauben dank meiner Berichte alle, du hättest dir nach diesem traumatischen Erlebnis eine Auszeit am anderen Ende der Welt gegönnt. Und die Erinnerungen der Überlebenden sind ein für alle Mal gelöscht. Sie wissen nichts mehr.“
    Christopher wagte kaum, daran zu glauben. „Ich hätte nicht erwartet, dass es so gut funktioniert. Schon gar nicht unter Stress.“
    „Hat es aber. Übrigens hast du mal wieder die Fachwelt zur Verzweiflung getrieben. Niemand konnte sich erklären, wie sich eine Welle solchen Ausmaßes auf eine Länge von wenigen Hundert Metern beschränken konnte und noch dazu bei absolut ruhigem Wetter auftauchte. Die Crew des Schiffes, die uns gerettet hat, durfte praktisch zusehen, wie eine weiße Wand aus dem Nichts entstand und vor ihnen wieder abebbte. Deshalb blieb das Containerschiff auch unversehrt.“
    „Die Sache dürfte inzwischen in der Vergraben-und-Verschweigen-Schublade verschwunden sein?“
    „Vermutlich.“ Maya holte tief Luft. „Aufmerksamkeit kann übrigens ein Segen sein, wenn man mal genauer drüber nachdenkt. Je berühmter und angesehener du bist, umso sicherer bist du, denn deine Worte haben Gewicht und werden nicht so schnell angezweifelt. Es ist der beste Weg für alle von uns. Und vor allem für deine Welt. Während meiner Wartezeit habe ich mehrere
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