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Medicus von Konstantinopel

Medicus von Konstantinopel

Titel: Medicus von Konstantinopel
Autoren: C Walden
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bringt.«
    »Das möchte ich auch nicht.«
    »Was ist mit deinen großen Zielen?«, fragte sie.
    »Ich wollte von einem großen Medicus lernen und musste erkennen, dass er völlig gewissenlos war.« Wolfhart strich Maria über das Haar, während ein kühler Wind durch die kaputten Fenster der Ruine wehte. »Man darf auch den größten Zielen nicht die Menschlichkeit opfern«, setzte er hinzu.
    Einige Tage später gingen sie an Bord eines genuesischen Schiffes. Die Truppen des Sultans standen inzwischen vor den Mauern Peras. Aber es würde nicht mehr zu einem Kampf kommen. Man hatte den Menschen in Pera freien Abzug gewährt. Zusammen mit vielen anderen standen Wolfhart und Maria an Deck der Galeone. Maria blickte zurück und hatte Tränen in den Augen.
    »Sieh nicht zurück«, sagte Wolfhart.
    »Das ist leichter gesagt als getan.«
    »Tu es einfach nicht, sonst ergeht es dir wie Lots Frau, die zur Salzsäule erstarrte, als sie sich zum brennenden Sodom umdrehte.«
    Ein mattes Lächeln glitt über ihr Gesicht. Zum ersten Mal seit langer Zeit. Und während sie darüber nachdachte, was sie wohl in Genua erwartete, nahm er ihre Hand.

Epilog

    Genua, 12. Dezember 1453
    Es konnte hiermit festgestellt werden, dass Jakob Forlanus, der angetraute Ehemann von Maria di Lorenzo, Tochter von Luca di Lorenzo aus Pera und seiner Gemahlin Catarina, bei den mit dem Fall der Stadt Konstantinopel einhergehenden Wirren ums Leben kam. Es gibt mehrere aus Konstantinopel geflüchtete Personen, die bezeugen können, dass der Advocatus Jakob Forlanus von türkischen Plünderern erschlagen wurde, während er im Kontor am Eutherios-Hafen die in seinen Besitz übergegangenen Vermögenswerte des Hauses di Lorenzo in einer schriftlichen Aufstellung erfasste. Ein griechischer Flüchtling, der sich Michael der Kutscher nennt, sah einen türkischen Bogenschützen mit den reich verzierten Schnabelstiefeln und dem an den aufgestickten Goldbrokat-Verzierungen leicht zu erkennenden Wams des Advocatus daherlaufen.
    Maria di Lorenzo ist daher im Stand einer Witwe. Dem Gesuch der Maria di Lorenzo, mit dem Medicus Wolfhart Brookinger aus Lübeck die Ehe einzugehen, steht daher nichts entgegen.
    (Im Auftrag des Erzbischofs von Genua)
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