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McJesus

McJesus

Titel: McJesus
Autoren: Bill Fitzhugh
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neuen Kabelkanal auf dem Kontinent. COD, wie sich der Sender nannte, bereitete eine satirische Comedy-Show vor, die wöchentlich gesendet werden sollte, und dies ohne Rücksicht auf Zensurrichtlinien und Verhaltenskodex der Netzbetreiber und Berufsverbände. Unter anderem sollte auch die Werbung auf die Schippe genommen werden, und Dan sollte diese Parodien schreiben und produzieren. Die Bezahlung war großartig, und niemand konnte sagen, wohin eine Nennung im Vor- oder Abspann eines Fernsehfilms oder ein paar Auszeichnungen von Cable Ace in einer Stadt führen konnten, in der so verzweifelt nach guten Leuten gesucht wurde, dass sogar jemand wie Pauly Shore einen Preis erhielt.
    Normalerweise war den Kreativkräften einer Werbeagentur eine solche Nebentätigkeit nicht erlaubt. Aber Dans Chef, Oren Prescott, war geradezu begeistert davon. So wie Oren die Sache sah, rückte ihn Dans Arbeit bei der Show in die Nähe einiger Berühmtheiten, und das konnte für den einen oder anderen künftigen Werbefeldzug von Nutzen sein.
    Die Comedy-Show wurde entsprechend den Anfangsbuchstaben des neuen Kabelkanals COD Comedy on Demand genannt.
    Dan war der Produzent für die Commercials on Demand, die bei dieser einmal die Woche gesendeten Show gezeigt wurden. Sein Job bestand darin, alle zwei Wochen eine Parodie auf das Werbefernsehen zu konzipieren, auszuarbeiten und zu produzieren. Rechnete Dan seine Arbeitszeit bei COD und in der Prescott Agency zusammen, kam er nicht selten auf eine Achtzig-Stunden-Woche. Aber ihm gefiel der Hollywood-Glamour, und die zusätzliche Kohle gefiel ihm auch.
    Während Dan mit dem Aufzug in den dreißigsten Stock des Century-City-Bürohauses fuhr, dachte er an die Parodie für diese Woche. Er wollte etwas über Anwaltskanzleien machen, wusste aber noch nicht, wie er rangehen sollte. Wie immer, wenn er versuchte, sich spontan etwas einfallen zu lassen, begann er mit den Fingern zu schnippen. Er drehte den Oberkörper nach links und nach rechts und schnippte und schnippte. Er sah aus wie ein von der Taille abwärts gelähmter Flamenco-Tänzer. Manchmal kamen die Ideen einfach so, manchmal musste er dafür arbeiten. Als er das zwanzigste Stockwerk passierte, sah das COD dieser Woche nach Arbeit aus.
    Die Türen des Aufzugs öffneten sich vor dem Eingang zur Prescott Agency. Wie immer war der Empfangsbereich voll von ernsten jungen Leuten, die auf ihren großen Durchbruch hofften.
    Bewerbungsmappen, Lebensläufe und theatralisches Haarezurückwerfen bestimmten die Szene. Dan stieg aus dem Aufzug und watete durch die Menge. Die Empfangsdame blickte auf.
    »Hübsches Hemd«, sagte sie. »Handgemalt?«
    »Geschenkt, Süße.« Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen – es sei denn, ihm falle etwas Besseres ein als die Wahrheit. Als er den Konferenzraum betrat, hatte er eine Idee. Er legte die Hand auf die verfärbte Brust, setzte eine gequälte Miene auf und stürzte in den Saal.
    Allen stockte der Atem. »Mein Gott, Dan«, stieß jemand hervor. »Was ist passiert?«
    Dan zog eine kleine Grimasse und winkte mit der freien Hand ab. »Keine Angst. Sieht schlimmer aus, als es ist.«
    »Es sieht aus, als wärst du angeschossen!«
    Dan setzte sich an seinen Platz am Konferenztisch. »Nein. Irgendein Punk ist in der Tiefgarage auf eine Frau losgegangen. Mit einem Messer. Ich glaube, sie war schwanger. Ich hab versucht, ihm das Messer wegzunehmen, aber er hat mich erwischt – hier, ziemlich nah am Herzen, meinte jedenfalls der Sanitäter. Dann ist noch die Polizei gekommen, und na ja – deshalb meine Verspätung. Tut mir Leid.«
    Eine Meinungsumfrage zu Dans Geschichte hätte ergeben, dass sich unter den Anwesenden vier Gruppen gebildet hatten.
    Die erste Gruppe war die der beruflich Unerfahrenen, sie überlegten demografisch und schluckten Dans faustdicke Lüge wie einen Big Mac. Die zweite Gruppe dachte: »Bullshit!« In der dritten Gruppe wussten alle, dass die Geschichte erfunden war, aber sie fanden sie gut. Und in der vierten und letzten, zu der auch Dans Chef gehörte, fragte man sich: »An welchem Herzen?«
    Oren Prescott saß am oberen Ende der riesigen Schiefertischplatte. Er war ein aalglatt aussehender Werbekaufmann in den Sechzigern, weißhaarig und noch gut in Schuss. Er war sonnengebräunt, aber nicht auf die ledrige Art, und sah so clever und durchtrieben aus, wie er war. Demografisch ausgedrückt, war Oren ein diplomierter, dreifach Alimente zahlender, Spesenkonten
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