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McJesus

McJesus

Titel: McJesus
Autoren: Bill Fitzhugh
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einer Ecke seines Schreibtischs.
    »Man hat sie gefeuert?«, sagte Schwester Peg überrascht. »Aber sie war so zuvorkommend.«
    »Jaja«, sagte Larry traurig. »Es heißt, sie sei recht freundlich gewesen.« Er faltete die Hände auf seinem Schreibtisch. »Glauben Sie mir, Schwester, ich wünschte, wir könnten unser Geld einfach verschenken. Aber … Nun, ich denke, Sie werden das verstehen.«
    Larry lächelte Schwester Peg freundlich an. »Ich wünschte, ich könnte etwas für Sie tun, Schwester. Ehrlich. Aber es ist meine Aufgabe, alle rückständigen Zahlungen einzutreiben.«
    Mr. Sturholm hob die Hände, um auszudrücken, dass ihm nichts anderes übrig blieb. »Ich weiß, es wird nicht leicht sein, aber Ihnen wird bestimmt etwas einfallen.« Er lächelte wieder.
    »Wie heißt es doch so schön: Die Wege des Herrn sind unerforschlich, nicht wahr?« Er schloss die Akte und legte sie in den Korb »nicht bezahlt«.
    Das war nicht die Antwort, um die Schwester Peg so inbrünstig gebetet hatte. Wenn sie keinen Aufschub erreichte oder Mr. Sturholm nicht dazu bewegen konnte, die Akte für eine Weile zu verlegen, würde sie das Care Center verlieren. Und wenn das geschah, würden hilflose Menschen auf der Straße sitzen.
    Schwester Peg hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, für diese Menschen zu sorgen. Jedes Mal, wenn sie jemanden aufnahm, schwor sie einen heimlichen Eid. Sie versprach, sich um diesen Menschen zu kümmern, egal, was passieren würde. Und sie nahm dieses Versprechen sehr ernst.
    Das Care Center war ein großes altes Haus in einer ärmlichen Gegend in Sylmar, ein paar Meilen nordöstlich der alten San Fernando Mission. Schwester Peg führte das Haus seit etlichen Jahren. Sie und einige freiwillige Helfer taten, was sie konnten, um sich der Menschen anzunehmen, die durch die Löcher im Netz der wenigen noch übrig gebliebenen Regierungsprogramme zur Unterstützung der Armen gefallen waren. Das Care Center war vom Gesundheitsamt des Bezirks als freie Sozialeinrichtung zugelassen. Es nahm verlassene und misshandelte Kinder auf, Drogenabhängige, verarmte alte Menschen, Prostituierte und Mitglieder verbrecherischer Gangs, die versuchten, ein neues Leben anzufangen, und auch jeden anderen, dem das Care Center helfen konnte.
    Was die Hypothek betraf, so hatte Larry Sturholm leider Recht.
    Trotz größter Bemühungen hatte es Schwester Peg nicht mehr geschafft, das Geld für die ausstehenden Tilgungsraten zusammenzubringen. Im Lauf der vergangenen acht Jahre hatte sich für Schwester Peg und andere Helfer wie sie die Zahl der Hilfsbedürftigen vervierfacht. Nachdem sich herausgestellt hatte, wie gering die Gewinnspanne bei Investitionen in Armut war, hatte der private Kapitalsektor nicht so reagiert, wie sich das die Republikaner gedacht hatten. Die Kirche musste, zum Teil wegen mangelnden Zulaufs, den Gürtel enger schnallen, so dass ihre finanzielle Unterstützung jetzt geringer ausfiel als früher. Aber wie dem auch sei. Schwester Peg war mit den Tilgungsraten für die Hypothek drei Monate im Verzug, und sie und die übrigen Bewohner des Care Centers mussten sich mit der Tatsache abfinden, dass sie in rund dreißig Tagen auf die Straße gesetzt wurden.
    Mr. Sturholm stand auf, um anzudeuten, dass das Gespräch beendet war. »Also dann, viel Glück, Schwester«, sagte er.
    »Ich sag Ihnen was. Ich werde Augen und Ohren nach einem billigen Objekt für Sie offen halten.«
    Schwester Peg schickte sich an zu gehen. Sie war entmutigt, aber nicht niedergeschlagen. Mit zögernden Schritten ging sie zur Tür. »Oh, warten Sie, Schwester«, rief Larry Sturholm. Sie blieb stehen. Vielleicht war Mr. Sturholm doch noch eine Lösung für ihr Problem eingefallen. Als sie sich umdrehte, streckte ihr Mr. Sturholm die Hand entgegen. »Hier«, sagte er.
    »Nehmen Sie doch einen unserer kostenlosen Kalender mit.«
     
    Scott Emmons saß vor dem Schreibtisch der Personalchefin, um die jährliche Bewertung seiner betrieblichen Leistung über sich ergehen zu lassen. In Scotts Magen hatte sich so viel Säure angesammelt, dass er das Wort Erleichterung auch mit sämtlichen Buchstaben des Alphabets nicht hätte buchstabieren können. Scott war ein dreiundvierzig Jahre alter Werbetexter der zweiten Garnitur, der sich nie auf sein Aussehen hatte verlassen können, um im Leben voranzukommen. Er war schmächtig und von käsiger Gesichtsfarbe als Folge seiner Abneigung gegen körperliche Bewegung und zu vieler Jahre unter
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