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McJesus

McJesus

Titel: McJesus
Autoren: Bill Fitzhugh
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können.
    Das Gesicht von Schwester Peg, das unter einer Haube hervorschaute, die zu einem Teil minoritisch anmutete und zu zwei Teilen denen der Reformierten Zisterzienserinnen von La Trappe glich, war süß und sanft. Sie war vielleicht Ende zwanzig oder Anfang dreißig – es war schwer zu sagen, weil ihre Kleidung nur Hände und Gesicht frei ließ. Aber unter all den Verhüllungen war Schwester Peg möglicherweise eine ganz hübsche Frauensperson.
    Doch für Mr. Larry Sturholm spielte das alles keine Rolle. Er musste sich um die Geschäfte kümmern, und im vorliegenden Fall ging es um die ausstehenden Zahlungen für eine Hypothek, auf der Schwester Pegs Name stand. Larry saß hinter seinem schäbigen Sachbearbeiterschreibtisch im Erdgeschoss einer Bankfiliale in einer unansehnlichen Gegend des San Fernando Valley. Er war mager, was seinem bescheidenen Einkommen entsprach, und sein Hemdkragen saß locker um seinen Hühnerhals. Mr. Sturhooms Augen schienen für ihre Höhlen eine Nummer zu groß und sahen aus, als könnten sie ihm jeden Moment herausfallen. Schwester Peg saß Mr. Sturholm gegenüber und fingerte an ihrem Rosenkranz, während Larry in seinen Unterlagen blätterte. Schließlich blickte er auf. »Verzeihen Sie, Schwester, was sagten Sie eben?« Er schien recht gutmütig zu sein.
    »Also, es ist so«, begann sie. »Als ich das letzte Mal hier war, habe ich mit einer Mrs. Barclay gesprochen, und sie sagte, nachdem ich guten Willen bewiesen hätte und zahlte, was ich zahlen konnte, würde uns die Bank die Hypothek nicht kündigen. Aber dann erhielten wir diese gerichtliche Verfallserklärung. Und deshalb bin ich hier.« Sie lächelte schüchtern und fuhr mit ihren stummen Gebeten fort.
    »Haben Sie gesagt: ›uns‹?« Mr. Sturholm runzelte verwirrt die Stirn und sah sich die Akte nochmals an. »Ich verstehe nicht, was Sie mit ›uns‹ meinen. Ihr Name ist als einziger eingetragen.« Er drehte den Ordner um, damit Schwester Peg selbst Einblick nehmen konnte.
    »Nun ja, theoretisch bin ich diejenige, die mit den Zahlungen im Verzug ist«, sagte sie. »Mit ›uns‹ habe ich die Leute im Care Center gemeint. Die Menschen, um die ich mich kümmere.«
    »Oh, natürlich«, sagte er mit einem leisen Lachen. »Diese Art von ›uns‹. Ich dachte schon, Sie meinten, da gäbe es noch jemand anderen, der bezahlen könnte.« Er blickte wieder in seine Unterlagen. Dann sah er Schwester Peg an. »Schwester, sagen Sie, in welcher Verbindung stehen Sie zur katholischen Kirche?«
    Schwester Peg blickte erschrocken auf. »Wie meinen Sie das? Ich bin eine Nonne.« Sie sagte das, als gäbe es dazu nicht mehr zu sagen.
    »Ich habe mich nur gefragt, ob ich nicht mal mit jemandem in der Diözese wegen dieser Zahlungsprobleme sprechen sollte.
    Sind Sie dort in einem Angestelltenverhältnis?« Er blätterte in den Papieren, als suche er etwas, dann blickte er lächelnd auf.
    »Wissen Sie, ich war bis zur zehnten Klasse in einer katholischen Schule. Bei den guten alten Barmherzigen Schwestern, die Sie bestimmt auch kennen.«
    Schwester Peg lächelte ängstlich und nickte, ohne Larry anzusehen.
    Larry deutete auf sie. »Sie gehören nicht zu ihnen, richtig? Ich meine, ich erkenne das an Ihrer Tracht. Es sei denn, sie hat sich verändert. Ist schon eine Weile her, dass ich in der zehnten Klasse war.« Er verdrehte die Augen und wandte sich wieder seinem Ordner zu. »In welchem Orden sind Sie?«
    Schwester Peg ließ die Hände in den Schoß fallen und versuchte, nicht allzu verzweifelt auszusehen. Sie fragte sich, warum solche Sachen für die Leute so wichtig waren. »Mr. Sturholm.
    Es ist unwichtig, welchem Orden ich angehöre. Wichtig ist, das Care Center über Wasser zu halten.«
    Larry zuckte die Achseln. Sie benahm sich wie eine Nonne, dachte er, das war schon mal sicher. Er blätterte einige Seiten weiter, las ein paar Klauseln des Vertrags; dann deutete er auf eine Stelle. »Ah, hier ist es«, sagte er. »Jetzt sehe ich das Problem.« Er schüttelte traurig den Kopf, als handelte es sich um einen Fehler, der häufig gemacht wurde.
    Schwester Peg war erleichtert. »Wundervoll«, sagte sie. »Ich wusste, es konnte sich nur um eine Verwechslung handeln. Ich weiß, wie so etwas passieren kann.« Ihr Rosenkranz rückte eine Perle weiter.
    »Das Problem war Mrs. Barclay«, sagte Larry. »Sie wurde vor zwei Monaten entlassen, und ich habe jetzt die von ihr bearbeiteten Kredite geerbt.« Er wies auf einen hohen Aktenstapel an
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