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McJesus

McJesus

Titel: McJesus
Autoren: Bill Fitzhugh
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Atem ging stoßweise, während er mit der Hand die blutige Brust betastete. »O mein Gott! O mein Gott!«
    »Ich glaub das nicht!«, rief Dan. »Sie … sie hat Sie erschossen!«
    Das Gesicht des Mannes entspannte sich etwas. Plötzlich sah er nicht wie jemand aus, der drei Kugeln in den Oberkörper bekommen hatte. »Warten Sie mal …« Der Mann untersuchte seine Wunden, dann steckte er den blutigen Finger in den Mund und schmeckte, was da so rot war. Er spuckte aus.
    Dan begriff, dass hier etwas nicht stimmte. Er streckte die Hand aus, um die Wunden selbst zu untersuchen. »Was zum Teufel ist das?« Er rieb das Blut zwischen den Fingern, dann roch er daran. »Sie schießt mit Farbpatronen?«
    Der Mann im weißen Jackett richtete sich verwirrt auf. »Sie hat gesagt, dass sie bewaffnet ist. Sie hat nicht gesagt, womit.«
    Plötzlich packte der Mann Dan am Hemd und zog ihn dicht an sich heran. »He, Sie Arschloch«, sagte er. »Sie sind nicht losgerannt.« Er war stinksauer. »Sie haben gesagt: Auf drei! Und einen Scheiß sind Sie losgerannt!«
    »Bin ich doch«, beharrte Dan. »Aber ich – eh … Ich habe mir den Knöchel verstaucht.« Er rieb sich den Fuß und verzog das Gesicht. »Au! Ich glaube, er ist ziemlich schlimm verstaucht.«
    Vorsichtig tastete er seinen Knöchel ab. »Er könnte auch gebrochen sein. Da bin ich mir gar nicht so sicher.«
    »Mhm.« Der langweilige Stadt-Single kaufte ihm die Geschichte nicht ab. »Und was jetzt?«
    Dan versuchte, sich eine salomonische Lösung auszudenken, als sein Handy piepte. Dan wischte seinen roten Finger an der weißen Jacke des Mannes ab, dann zog er das Handy wie einen Revolver. »Steele.«
    »Welche willst du zuerst hören?« Es war Rose, seine Assistentin in der Werbeagentur. Ihr Lieblingsspiel war »Gute Nachrichten, schlechte Nachrichten«.
    »Die schlechte«, sagte Dan. Er hörte einen Moment zu, dann blickte er Hilfe suchend zum Himmel. »Was?« Er lehnte den Kopf gegen die Lastwagentür. »Das ist doch ein Witz.«
    »Nein«, sagte sie. »Ich mache keine Witze. Ich habe keine Zeit, Witze zu machen bei all der Arbeit, die mir mein idiotischer Boss aufbrummt, und besonders nicht angesichts der Tatsache, dass sein idiotischer Boss soeben alle Abteilungsleiter zu einer Dringlichkeitssitzung einberufen hat. In einer halben Stunde hast du hier zu sein.«
    Dan spähte über den Laster zur Geiselnehmerin. »Hör zu, Rose. Ich muss mich hier noch mit einem kleinen Problem herumschlagen. Ich komme, sobald ich kann.«
    »Du wirst dich mit dem Problem ›Arbeitslosigkeit‹ herumschlagen müssen, wenn du deinen traurigen Hintern nicht rechtzeitig ins Büro schaffst.«
    Dan fragte sich, womit er das alles verdient hatte. »Rose, Darling, tu mir einen Gefallen und spiel auf Zeit. Melde eine Bombendrohung, mach ein kleines Feuer. Sei kreativ!«
    »Bei meinem Gehalt? Vergiss es. Aber jetzt die gute Nachricht.
    Beverly Dingsda oder wie sie heißt hat angerufen. Sie ist in der Stadt und will dich sehen. Eiteitei. Du hast noch neunundzwanzig Minuten.« Klick.
    Dan lächelte plötzlich und dachte an ganz andere Dinge, während er sein Handy in das weiche, warme Etui steckte. Das war in der Tat eine gute Nachricht. Beverly war die Frau seiner feuchtesten Träume. Sie war eine Werbespot-Regisseurin mit dem Körper einer Pornoqueen. Bei einem Essen vor ein paar Monaten, als sie bei einem von Dans Fernsehspots Regie führte, gestand sie, dass sie einen exotischen sexuellen Appetit habe, der noch nie richtig befriedigt wurde. Seitdem war kein Tag vergangen, an dem Dan nicht an ihr Geständnis und die darin enthaltenen Möglichkeiten dachte. Beverly hatte versprochen, Dan anzurufen, wenn sie das nächste Mal in der Stadt sein würde. Und siehe da! Sein Tag war gekommen.
    Jetzt musste er nur noch dieses Geiseldrama beenden und rechtzeitig zur Sitzung erscheinen. Doch er wusste auch, dass es praktisch unmöglich war, in weniger als dreißig Minuten von Northridge nach Century City zu kommen, selbst wenn er sich sofort auf den Weg machte. Er brüllte über den Lastwagen hinweg: »Ich habe keine Zeit mehr für diesen Quatsch! Also, was ist jetzt?«
    Die Frau brüllte zurück. »Lebendig kriegt ihr Bullen mich nicht!« Sie lachte verrückt wie ein gackerndes Huhn.
    »Großartig«, sagte Dan. »Jetzt ist sie James Cagney.« Dan hatte schon viel zu viel Zeit mit dieser Sache verschwendet. Er hatte andere Dinge, wichtigere Dinge, zu tun, und von diesen hier hatte er die Schnauze gestrichen
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