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McJesus

McJesus

Titel: McJesus
Autoren: Bill Fitzhugh
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Neonbeleuchtung. Zu allem Überfluss war Scott mit der Mode gegangen und hatte sich eine Heimdauerwelle verpasst. Mit seinen dünnen, mühsam in lahme braune Löckchen gezwirbelten Fusselhaaren sah er aus wie ein minderbemittelter Woody Allen.
    Die Personalchefin hieß Leslie Zimmer. Sie war jung und forsch, mit dem ganzen Selbstbewusstsein, zu dem ein nagelneuer Magisterabschluss in Betriebswirtschaft berechtigt.
    »Scott, kommen wir zur Sache«, sagte sie. »Sie sind wie lange in der Prescott Agency?«
    »Ungefähr zehn Jahre.«
    »Und wie viele Clios haben Sie gewonnen?«
    Scott antwortete mit einem Achselzucken.
    »Effys?«
    Scott schüttelte den Kopf.
    »Irgendwelche anderen Auszeichnungen?«
    »Ich war in der engeren Wahl für eine Addy-Nominierung wegen meiner Flohhalsband-Kampagne.«
    Leslie blickte auf Scotts Akte. »Das war wann?«
    »Vor acht Jahren.«
    »Mhm.« Leslie notierte sich das.
    Scott hatte zeit seines Berufslebens in der Werbung gearbeitet, und er hatte so gut wie nichts vorzuweisen. Außer der Flohhalsband-Kampagne konnte er sich nur noch einer Etikettenaufschrift rühmen, die in einem kleinen Absatzgebiet im Mittelwesten für ein paar Wochen zum Slogan geworden war. Alles, was er für seine Arbeit bekam, waren ein Jahresgehalt von 29000 Dollar und eine lausige Rente, und in L. A. kam man weder mit dem einen noch mit dem anderen weit. Verständlich, dass Scott auf eine Gehaltserhöhung hoffte, aber Leslie schien nicht in diese Richtung zu steuern.
    »Woran arbeiten Sie zurzeit?«
    Scott reckte sich. »An einer Werbung in einem regionalen Radiosender für eine neue Slipeinlage«, sagte er munter. »Sie ist ziemlich gut.«
    Leslie schien davon wenig beeindruckt. »Scott, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie müssen mit den anderen Schritt halten. Bringen Sie einen neuen Kunden. Entwickeln Sie eine neue Kampagne für einen vorhandenen Kunden – irgendetwas. Andernfalls fürchte ich, werden wir Ihnen kündigen müssen. Verstehen Sie, was ich Ihnen sage?«
    Scott konnte es nicht fassen. Sie wollten ihn feuern? Ihm drohte die Luft wegzubleiben. Wenn er seinen regelmäßigen Gehaltsscheck nicht mehr bekam, würden ihn allein die Mindesteinzahlungen auf seine Kreditkartenkonten bei lebendigem Leib auffressen. Scott wusste, dass er nie wieder einen Job bei einer anderen Agentur bekommen würde – nicht bei seiner mageren Erfolgsbilanz. Wenn er nur noch die Schecks von der Arbeitslosenunterstützung bekam, müsste er wieder zu seinem Vater ziehen, und das wäre schlimmer, als gleich zu sterben. Wenn man tot war, brauchte man sich von seinem Vater nicht ständig anzuhören, was für ein Loser der Herr Sohn war. Scott wollte Leslie fragen, wie zum Teufel er Preise gewinnen solle, wenn er nie etwas Besseres bekam als Flohhalsbänder und Slipeinlagen, aber er hatte nicht den Mut, eine solche Frage zu stellen.
    Leslie sah ihn über den Schreibtisch hinweg an. Der Mann tat ihr Leid, und nicht nur wegen der Frisur. »Ich sag Ihnen was«, sagte sie. »Mr. Prescott hat eine Konferenz anberaumt. Es geht um einen neuen Kunden. Ich sehe zu, dass Sie dabei sein können. Aber Sie müssen mit etwas aufwarten, sonst …«
     
    Dan glaubte an Gott ebenso wenig wie an den Weihnachtsmann, aber nachdem er es aus der Mitte des San Fernando Valley bis zu seinem Parkplatz in Century City in weniger als dreißig Minuten geschafft hatte, ohne jemanden totzufahren, war er geneigt, es zu versuchen. Weil er jedoch auf Mr. Prescotts Dringlichkeitskonferenz in einem mit Farbe bekleckerten Hemd erscheinen musste, glaubte er eher, wenn denn ein theologisches Wesen in sein Leben hineinwirkte, dass es der Teufel war.
    Im Ganzen genommen, hatte Dan jedoch allen Grund, mit seinem Leben zufrieden zu sein. Er hatte sich in der Werbebranche von ganz unten bis zum Kreativdirektor bei der Prescott Agency hochgearbeitet, einer angesehenen Agentur mittlerer Größe mit Sitz in Los Angeles. Dan war berühmt für die zahlreichen humorvollen Spots, die er für California Air gemacht hatte. Die Kampagne war so erfolgreich, dass California Air unter den regionalen Luftfahrtgesellschaften die Nummer eins wurde, nachdem sie ein Jahrzehnt lang das Schlusslicht gewesen war. Diese Kampagne gewann laufend jede bedeutende Auszeichnung, und Dan hatte sich damit einen Namen gemacht.
    Dann geschah etwas, das nur in Hollywood und dann meistens auch nur in Filmen passieren konnte. Dan erhielt einen Anruf von Cinema on Demand, dem heißesten und gefragtesten
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