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McJesus

McJesus

Titel: McJesus
Autoren: Bill Fitzhugh
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haben würde. Leider sagte Oren, bevor Scott den Mut aufbringen konnte, selbst etwas zu sagen: »Okay, Leute, das war’s für heute. Bangt um eure Zukunft! Und jetzt zurück an die Arbeit!«
    Scott verachtete sich, weil er den Mund nicht aufgemacht hatte.
    Er hörte im Geist die Stimme seines Vaters, die ihn erinnerte, was für eine Flasche er war. »Du würdest einen Diamanten nicht mal erkennen, wenn du ihn in der Hand hättest«, war eine seiner bevorzugten Redensarten. Scotts Vater glaubte, dies sei die beste Methode, in seinem schwachen Sohn einen starken Charakter aufzubauen. Aber irgendwie hatte die Methode nicht funktioniert, und jetzt war Scott – zumindest seiner eigenen Meinung nach – genau das, was ihm sein Dad vorausgesagt hatte: ein Verlierer.
    Mr. Prescott hielt Dan auf dem Weg nach draußen an und erkundigte sich nach seiner Arbeit bei COD.
    Scott stand nur ein paar Schritte entfernt, doch er war unfähig, sich bemerkbar zu machen. Er wollte sprechen, aber er konnte es einfach nicht, und bestimmt nicht, weil er es nicht genügend versuchte. Seit einem halben Jahr hörte sich Scott Motivationskassetten an in der Hoffnung, im Beruf aggressiver zu werden.
    Er fragte sich, warum die Ergebnisse so lange auf sich warten ließen. Auf dem Beipackzettel war die Rede von zwei Wochen. Scott beschloss, in seine Kabine zurückzugehen und sich noch eine Kassette anzuhören.
    Oren gab Dan einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. »Morgen Nachmittag auf meinem Schreibtisch«, sagte er. »Und vergessen Sie nicht – ich will, dass es knistert.«
    »Betrachten Sie es als erledigt.« Dan klatschte in die Hände. »Ich habe bereits eine prima Idee.« Prescott ging den Flur entlang, während Dan stehen blieb und dachte, dass er alles andere hatte, nur keine Idee.
     
    Dan ging in sein Büro, und während er sich ein sauberes Hemd anzog, begann er, seinen Terminplan neu zu ordnen. Er würde COD für einen Tag zurückstellen müssen. Die Fujioka-Kampagne war eine Riesenchance, die nicht vertan werden durfte. Also, alles, was er jetzt brauchte, war Inspiration. Dan hob die Hände an die Stirn, um sein Blickfeld nach rechts und links abzuschirmen, und begann sein Ritual. Schnipp, schnapp, schnippschnippschnapp. Als Erstes suchte er wie immer einen Aufhänger. »Fujioka … Fujioka … ist besser als eine Glasscherbe im Auge … als ein Holzsplitter im Auge … als mit einem Gummiknüppel eins übergezogen zu bekommen. Mh, Fujioka … nicht einfach eine weitere japanische Firma, die alles besser macht als die Amerikaner …« So ging das eine Stunde lang.
    Dan versuchte es mit geschlossenen Augen, mit Kopfstand und Atemanhalten. Er legte sich wie ein Opferlamm auf seinen Schreibtisch. Er saß im Lotossitz auf dem Boden. Er stand auf und lief hin und her. Schnippschnappschnippschnapp. Aber es tat sich nichts. Er fuhr auf seinem Stuhl Karussell, als die Sprechanlage brummte. »Scott Emmons möchte Sie sprechen«, sagte Rose.
    »Schicken Sie ihn zum Teufel.« Dan fuhr weiter Karussell.
    »Er sagt, es sei sehr wichtig.«
    »Bestimmt.« Dan hielt seinen Stuhl an. »Also schicken Sie ihn schon rein.«
    Scott öffnete die Tür und streckte den Kopf durch den Spalt.
    »Mr. Steele?«
    »Es heißt ›Dan‹.«
    »Dan, richtig. Tut mir Leid.« Zwei Worte, und schon hatte er es vermasselt. In der Werbung galt es als ungeschriebenes Gesetz, dass auf die förmliche Anrede »Mr.« oder »Mrs.« verzichtet wurde. Dass allen Angestellten gestattet war, den Chef beim Vornamen zu nennen, sollte ihnen das Gefühl geben, mit allen gleichgestellt zu sein, und es sollte verhindern, dass Förmlichkeiten den freien Kreativitätsfluss beeinträchtigten. Jüngere Angestellte konnten auf diese Weise bei ihren Vorgesetzten unbefangen gute Ideen äußern, die dann in der Befehlskette weitergegeben wurden, bis sie sich jemand am oberen Ende zu Eigen machte. Wie vieles in der Werbung war auch dies ein leicht zu durchschauender, aber erstaunlich erfolgreicher Trick.
    »Ich habe eine Idee, die ich mit Ihnen besprechen möchte«, sagte Scott. »Es geht um Fujioka.«
    Dan warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Zwei Minuten.« Er wollte nicht unhöflich sein, sondern nur schnellstens wieder allein gelassen werden.
    Aber Scott begann sofort an sich und seiner Idee zu zweifeln. Was war in ihn gefahren? War er verrückt geworden? Scott beschloss, diese Motivationskassetten auf der Stelle wegzuwerfen, wenn Dan ihm sagen sollte, dass seine Idee nichts
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