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McJesus

McJesus

Titel: McJesus
Autoren: Bill Fitzhugh
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tauge. Er sah nicht ein, warum er sich diese Tortur antun sollte, nur weil irgendein gerade in Mode gekommener Norman Vincent Peal positives Denken verkaufte.
    Für Dan fiel Scott lifestylemäßig unter »Möchtegernaufsteiger«. Scott Emmons war ein Paul McCartney hörender, auf Partnervermittlung angewiesener, für United Way spendender Ein-Zimmer-Apartment-Mieter und Hobby-Modellbauer.
    »Zeit ist Geld«, sagte Dan.
    »Ja, richtig«, meinte Scott. Mit beiden Händen hielt er einige lose Blätter, die noch warm vom Drucker waren. Er räusperte sich. »Ich glaube, ich habe die Antwort auf die Fujioka-Frage.«
    Zaghaft hob er die Papierbögen etwas höher.
    »Das sagten Sie schon.« Dan blickte auf seine letzten Telefonnachrichten und verweilte einen Moment schwelgerisch bei der Nachricht von Beverly. »Gestoppt sind fünfzig Sekunden. Ich warte.«
    Bis auf ein Blatt breitete Scott alles, was er mitgebracht hatte, auf Dans Schreibtisch aus. Es waren Computerausdrucke – erste Layout-Skizzen für Anzeigen, ein bisschen Grafik und Musterbeispiele, die Scott auf seinem Computer in den letzten Stunden zusammengestoppelt hatte. Es war alles ziemlich primitiv, zugegeben, aber gleichzeitig hatte es etwas Inspiriertes.
    Dan sah es sofort.
    »Es ist ein umgekehrtes Zen-Ding, okay?« Scott deutete auf eines seiner Blätter. »Hier ist unser Sprecher. Ein alter, weiser Japaner, der so redet wie … wie Meister Po über Kung Fu.«
    »Po war Chinese«, sagte Dan und blickte wieder auf die Uhr.
    »Dreißig Sekunden.«
    Scotts Magen krampfte sich zusammen, während er fortfuhr und sich nur eines wünschte: das hier hinter sich zu haben.
    »Chinese. Okay. Jedenfalls sitzt er im Lotossitz, richtig? Er sitzt an einem Teich, in dem sich das Fujioka-Logo spiegelt.«
    Dan blickte gelangweilt auf Scotts Papiere. »Ja, ja, ja.« Er gähnte.
    Scott starb tausend Tode, aber es gab kein Zurück. »Okay. Sie wissen, wie sich Fujioka darstellen will – alles unter dem Gesichtspunkt größer, lauter, bunter. Richtig? Und hier ist der Slogan.« Mit einer Geste, der jeder Schwung fehlte, brachte Scott das letzte Blatt zum Vorschein, das er hinter dem Rücken gehalten hatte. Er hielt es hoch, damit Dan es sehen konnte, und las laut vor: » More is more – mehr ist mehr.« Er machte eine kleine Pause, um es wirken zu lassen. »Verstehen Sie? Es ist eine Abwandlung des Zen-Mottos ›Weniger ist mehr‹. Aber mehr ist mehr, verstehen Sie? Es ist …«
    »Ich verstehe schon. Jeder Idiot würde es verstehen, okay?«
    Dan wusste sofort, dass Scott die perfekte Kampagne für Fujioka erfunden hatte. Sie war elegant, sprach genau die demografische Zielgruppe und ihr aufgeblasenes Prestigedenken an, und – was das Beste war – sie saß auf Anhieb. Unter diesen Umständen konnte Dan nur eines sagen: »Das ist Scheiße. Warum stehlen Sie mir damit meine Zeit?«
    Genauso gut hätte Dan den armen Scott mit einem Heftklammerentferner ausweiden können. »Scheiße?«, sagte Scott fragend.
    Dan sah sich plötzlich vor einem Konflikt. Viele an seiner Stelle hätten sich dieser Idee angeschlossen und am sicheren Ruhm partizipiert. Aber nachdem sich der Preis für Moms Heim schon wieder erhöht hatte, konnte er sich das nicht leisten. Er brauchte diese Kampagne für sich allein. »Scott«, sagte er, »ich weiß, Sie meinen es gut, und ich weiß, Sie hätten gern die Stelle des zweiten Kreativdirektors, aber ich finde, das hier ist es ganz einfach nicht. Trotzdem – ein guter Versuch.«
    Scott wäre am liebsten gestorben. »Ist die Idee wirklich so schlecht?«, fragte er.
    »Lassen Sie es mich auf die ›Weniger ist mehr‹-Art sagen … ja. Ich meine es nicht böse, aber Fujioka würde sich niemals dafür begeistern. Wenn wir ihnen damit kämen, wären sie eine Stunde später bei Ogilvy.« Dan schob die Seiten zusammen.
    »Wer hat das noch gesehen?«
    »Niemand«, sagte Scott. »Warum?«
    Dan warf den Stapel in den Papierkorb. »Lassen Sie es dabei. Oren reagiert alles andere als freundlich, wenn sich Angestellte über das Teamkonzept hinwegsetzen. Capisce?«
    Scott hörte die väterliche Schelte. Das kleine Ego, das ihm geblieben war, schrumpelte noch mehr. Traurig blickte er auf den Papierkorb. »Könnte ich das zurückhaben?«, fragte er schüchtern. »Es ist die Mastercopy.« Dan winkte ab. »Scott, es ist Zeitverschwendung. Besser, Sie vergessen das Ganze. Und nun raus mit Ihnen. Ich habe zu tun.« Er griff nach dem Telefon und wählte.
    Emmons ging,
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