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McCreadys Doppelspiel

McCreadys Doppelspiel

Titel: McCreadys Doppelspiel
Autoren: Frederick Forsyth
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Tür und spuckte auf die Erde.
    »Sie können mich nicht ausliefern«, sagte er in sehr gutem Englisch. »Sie können mich festnehmen und abwarten, ob die Amerikaner um meine Auslieferung ersuchen. Mehr geht nicht.«
    »Und das würde Monate dauern«, sagte McCready. »Mein Bester, Sie werden nicht verhaftet, Sie werden nur ausgewiesen.«
    Er wandte sich Eddie Favaro zu.
    »Es macht Ihnen hoffentlich nichts aus, diesem Burschen die Gelegenheit zu geben, nach Miami mitzufliegen«, sagte er. »Es könnte natürlich sein, daß Sie ihn bei der Landung plötzlich als einen von Metro-Dade Gesuchten erkennen. Danach ist alles Sache von Uncle Sam.«
    Sie schüttelten einander die Hände, und die Cessna rollte die Piste entlang, wendete, blieb stehen und raste dann mit voller Pulle los. Sekunden später war sie über dem offenen Meer und schlug nordwestlichen Kurs, nach Florida, ein.
    McCready ging langsam zum Jaguar zurück, in dem Oscar auf ihn wartete. Es war an der Zeit, zum Government House zurückzufahren, sich umzuziehen und die weiße Gouverneursuniform wieder in den Kleiderschrank zu hängen.
    Als er dort eintraf, war Detective Chief Superintendent Hannah in Sir Marston Moberleys Dienstzimmer und nahm einen Anruf aus London entgegen. McCready schlich sich nach oben und kam in seinem zerknitterten Tropenanzug wieder nach unten. Hannah kam gerade aus dem Büro gelaufen und rief nach Oscar und dem Jaguar.
    Alan Mitchell hatte an diesem Montag bis neun Uhr abends gearbeitet, ehe er in Sunshine anrief, wo es erst vier Uhr nachmittags war. Hannah griff ungeduldig nach dem Hörer. Er hatte den ganzen Nachmittag in diesem Raum auf den Anruf gewartet.
    »Es ist erstaunlich«, sagte der Ballistikexperte. »Eines der ungewöhnlichsten Projektile, das ich jemals untersucht habe. Schon gar nicht im Zusammenhang mit einem Mordfall.«
    »Was ist daran so sonderbar?« fragte Hannah.
    »Nun ja, zunächst einmal das Blei. Es ist ungewöhnlich alt. Mindestens siebzig Jahre. Blei von dieser Molekularstruktur wird seit den frühen zwanziger Jahren nicht mehr hergestellt. Das gleiche gilt für das Pulver. Ein paar winzige Spuren davon sind an der Kugel zurückgeblieben. Es ist eine Chemikalie, die 1912 zum erstenmal und ab den frühen zwanziger Jahren dann nicht mehr verwendet wurde.«
    »Und die Tatwaffe, was gibt’s dazu zu sagen?« fragte Hannah in dringlichem Ton.
    »Das ist ja der Punkt«, sagte der Wissenschaftler. »Die Waffe paßt zu der verwendeten Munition. Die Kugel hat eine absolut unverkennbare Signatur, wie ein Fingerabdruck. Einzigartig. Sie hat genau sieben nach rechts verdrehte Rillen, die der Revolverlauf an ihr hinterlassen hat. Keine andere Handfeuerwaffe hat an den Projektilen diese sieben nach rechts verdrehte Rillen hinterlassen. Ungewöhnlich, was?«
    »Wunderbar«, sagte Hannah. »Diese Kugel kann nur aus einem einzigen Revolver abgefeuert worden sein, ja? Ausgezeichnet. Und was für ein Revolver ist das, Alan?«
    »Der Webley 4.55 natürlich.«
    Hannah war kein Experte in Handfeuerwaffen. Er hätte auf den ersten Blick einen Webley 4.55 von einem Colt Magnum.44 nicht unterscheiden können.
    »Gut, Alan. Jetzt sagen Sie mir, was ist an dem Webley 4.55 so besonders?«
    »Das Alter; er ist eine richtige Antiquität. Er kam 1912 heraus, aber schon gegen 1920 haben sie die Produktion wieder eingestellt. Es waren Revolver mit einem ungewöhnlich langen Lauf, mit keinem anderen zu verwechseln. Sie haben nie viel Anklang gefunden, weil der überlange Lauf den Benutzern immer wieder in die Quere kam. Allerdings sehr zielgenaue Waffen, aus demselben Grund. Sie wurden im Ersten Weltkrieg an britische Offiziere in Frankreich als Dienstrevolver ausgegeben. Haben Sie schon einmal einen gesehen?«
    Hannah dankte ihm und legte auf.
    »O ja«, hauchte er, »o ja, ich habe schon einen gesehen.«
    Er eilte gerade durch die Halle, als er diesen komischen Kauz Dillon vom Außenministerium entdeckte.
    »Benutzen Sie ruhig das Telefon. Es ist frei«, rief er, rannte hinaus und stieg in den Jaguar.
    Als er hineingeführt wurde, saß Missy Coltrane in ihrem Rollstuhl im Salon. Sie begrüßte ihn mit einem Willkommenslächeln.
    »Das ist aber nett, Sie wiederzusehen, Mr. Hannah«, sagte sie. »Möchten Sie sich nicht setzen und eine Tasse Tee trinken?«
    »Danke, Lady Coltrane, aber ich bleibe lieber stehen. Ich muß Ihnen leider ein paar Fragen stellen. Haben Sie schon einmal eine Handfeuerwaffe mit der Bezeichnung Webley 4.55
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