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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610
Autoren: Heinz G. Konsalik
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allem die hohen Kosten, die der Flugplatz in Rechnung stellen würde …
    »Ich habe jetzt noch eins Komma sechs Tonnen in den Tanks. Es bleibt mir also nichts anderes übrig. Ich muß Sie deshalb bitten, mir die entsprechenden Möglichkeiten zu schaffen.«
    Ein Seufzen war in den Kopfhörern zu vernehmen. Ein langes, ergebenes Seufzen. Dann kam die Antwort: »Okay, verstanden. Wir melden uns wieder.«

17. September , Son San Juán , Ortszeit: 11 Uhr 55
    Immer wieder, selbst in diesen Sekunden der Anspannung, tauchte wie von Geisterhand gezeichnet das blasse, dreieckige Gesicht Anitas vor ihm auf. Ihre Augen … Tief lagen sie in den Höhlen. Und die Schatten schienen so dunkel wie die Iris, über der ein kranker, fiebernder Glanz lag.
    Aber der kleine, trockene Mund lächelte: »Es tut ja nicht weh, Papa, kein bißchen. Mach dir doch nicht solche Sorgen.«
    Pep Vidal hatte die ganze Nacht bei Anita, seiner zweiten Tochter, in der Klinik Son Dureta verbracht, in diesem gewaltigen Zweitausendbettenkrankenhaus, dessen Mauern so viel Elend und Schmerz umschlossen. Catalina, seine Frau, war nicht mehr in der Lage, ihren Dienst bei der Kleinen zu versehen. Ihre Nerven hatten versagt.
    Am Morgen, nachdem der Arzt ihnen versichert hatte, daß Anita trotz des schweren Krankheitsverlaufs ihrer Bronchiektasie durchaus eine Chance habe, beging er den entscheidenden Fehler: Statt sich abzumelden, hatte er gegen jedes Gebot der Vernunft und auch gegen die Arbeitsvorschriften seinen Dienst als Schichtleiter des Kontrollzentrums von Son San Juán angetreten. Er hatte es getan, um nicht allein mit Catalina in dem großen Haus in Genova herumsitzen zu müssen. Um sich abzulenken, das auch. Aber, dios mío, konnte er wissen, welcher Wahnsinn ihn erwartete? Doch Pech, das wußte Pep Vidal schon lange, Pech kommt immer in Serie, und so gesehen war es ja schon fast normal, anzunehmen, daß Nebel – und was für ein Nebel – kurz vor Mittag über die Ebene kroch, um sich über den Flugplatz zu legen. Wenigstens hatten sich Regen und Sturm nun zum zweiten Mal beruhigt. Auch der Nebel würde bald vorübergehen. Nebel gab's auf Son San Juán äußerst selten, dafür sorgte der Wind. Aber ausgerechnet jetzt! Wie auch immer: Der Betrieb mußte weitergehen. Sobald der Nebel wieder weg war und er die Falcon Air 117 mit ihrem Treibstoffproblem am Boden hatte, konnte er die Maschinen gestaffelt starten lassen, und zwar jeweils eine vom Pistenbeginn aus, die folgende von der Intersection Charly 7. Das würde den Rollvorgang abkürzen und endlich das fatale Gedränge lösen, das den Flughafen verstopfte.
    »Rollfreigabe?« hatte Toni Ferrer, der Lotse der Platzkontrolle gefragt, hinter dessen Sessel der lange, dünne Pep Vidal gerade aufgetaucht war.
    Vidal fuhr sich mit allen fünf Fingern durch den schwarzen Bart und sagte: »Si.«
    Toni Ferrer sah den Erkennungscode des Condor-Airbusses auf seinem Monitor aufleuchten. Dann schaltete er das Mikrophon ein. Landebahn und Rollbahn waren vom Tower derzeit kaum noch zu erkennen. Nichts sah man vor den Scheiben als ein weißgraues Gebräu, das einige Lichter erhellten.
    Toni Ferrer räusperte sich, um die Stimme frei zu bekommen. Auf den Betonplatten direkt unter ihm krochen zwei Schlepper. Auch der deutsche Airbus war nichts als ein schemenhafter Schatten. Seine Positionslichter schimmerten matt. Na schön, mit den Scheinwerfern würde der sich eine Sicht von dreißig oder vierzig Metern freischaufeln. Und das reichte ja schließlich.
    Wenn bloß dieser verdammte Schweizer schon unten wäre …
    Toni Ferrer drückte die Mikrophontaste, um mit dem Airbus Verbindung aufzunehmen: »DE 320. Melden Sie sich bitte!«
    »Hier DE 320«, kam es zurück.
    »Wie ich schon sagte, können Sie jetzt zur Intersection Charly 7 aufrücken. Ich wiederhole: Rollen Sie bis Charly 7 vor … Leider haben wir ein Problem. Durch einen Wassereinbruch ist ein Teil der Beleuchtung ausgefallen. Sind die Abrollweg-Kennzeichen für Sie lesbar?«
    »Affirmativ. Sie sind lesbar. Ich komme gerade an Charly 5 vorbei.«
    »Sehr gut. Ich wiederhole: Sie sind freigegeben bis zur Intersection Charly 7. Dort im Intersection-Vorfeld stoppen Sie.«
    »Affirmativ – verstanden.«
    Die schwarzen Buchstaben auf weißem Grund dort draußen verschwanden wieder hinter fließenden Schleiern. Die Startbahnbeleuchtung war eingeschaltet, aber sie stellte nichts dar als eine undeutliche Abfolge von Lichtpfützen, sonst waren weder Begrenzungen noch
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