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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610
Autoren: Heinz G. Konsalik
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draußen? Nun, ein bißchen unruhig. Aber die meisten von Ihnen sind sicher schon oft geflogen und kennen das. Trotzdem möchte ich Sie jetzt bitten, sich anzuschnallen. Danke.«
    Er schaltete ab und versuchte, auf UKW die Flugverkehrskontrolle in Palma zu erreichen. Die statischen Störungen waren derartig heftig, daß er beschloß, noch ein paar Minuten zu warten. Bei dem Zweihundertfünfzigmeilensprung von der Küste zur Insel konnte es sich nur um Minuten handeln, bis bessere Empfangsbedingungen auftraten.
    »Versuchen Sie es weiter mit der Barcelona-Wetterstation, Gilbert«, befahl er seinem Copiloten. »Vielleicht kriegen wir von denen Informationen. Außerdem kommen wir ohnehin in ein paar Minuten in den VHF-Bereich. Dann wird der Empfang klar.«
    »Es ist der beschissene Sturm …«
    »Und wenn?« sagte Stutz. Sollte das Wetter dort bringen, was es wollte. Noch immer fühlte er sich im Pilotensitz sicher und gemütlich wie zu Hause in seiner Zürcher Wohnung im Fernsehsessel oder auf seiner Terrasse über Banyalbufar. Und das berechtigterweise. Einmal lag ihm die MD-80 mehr als jede andere Maschine, er war ein passionierter MD-80-Pilot. Ihre Schönheit, ihre Eleganz, ihre Flugeigenschaften … Vielleicht war sie nicht die jüngste Dame, die man in die Finger bekommen kann. Sie war ein Kind der alten DC-9, die längst nicht mehr gebaut wurde. Nicht einmal Douglas existierte mehr als eigenständige Firma. Und dennoch: Allein von den DC-9 gurkten noch immer mehr als neunhundert über den Erdball. Und das Muster, das er hier flog, die MD-80, gehörte zu den zuverlässigsten Jets. Ihm hatte das nicht gereicht. Nach dem Ankauf war alles, was auszutauschen war, ausgetauscht worden. Auch die Triebwerke. Hinten am Rumpf sang das Feinste vom Feinen: zwei brandneue Pratt-and-Whitney-Turbinen. Kabine, Instrumente, Navigationselektronik – der allerletzte Stand! Selbst den Autopiloten hatten sie noch vor drei Wochen bei der Cross Air in Basel durch einen neuen ersetzt …
    Stutz tätschelte das Steuerhorn. Das war nicht zuletzt sein Verdienst: »Bei Halbheiten, meine Herren, können Sie mit mir nicht rechnen«, hatte er im Aufsichtsrat gesagt. »Entweder – oder.« Ja, er hatte sie überzeugt. Und nicht zuletzt deshalb, weil er selbst mit einer halben Million Franken eingestiegen war. Hundertfünfzig hatte er von der Bank vorgestreckt bekommen. Weitere hundertfünfzig zum Nullzins von Ruedi, seinem Schwiegervater. Der Rest – Ersparnisse.
    Nicht nur der Sitz, in dem er saß, gehörte ihm. Eine ganze Menge mehr. Es war schon ein gutes Gefühl. Zumal die Falcon Air im letzten Jahr nur schwarze Zahlen geschrieben hatte.
    Wieder suchte er ATC-Barcelona, die Bereichskontrolle, hereinzubekommen.
    »Buenas días! Falcon Air 117. Passieren FF-210. Erbitte Abstieggenehmigung auf 7.000. Geschätzte Ankunftszeit über Pollenca: elf Uhr fünfzig.«
    »Falcon Air 117. Transponder 3194. Setzen Sie Kurs bis Funkfeuer POS, und gehen Sie in den Warteraum auf Flugfläche 70.«
    Neben ihm nickte Gilbert Tassis, als habe er diese Worte erwartet – genau diese.
    Stutz blieb ruhig. »Aber Palma ist offen?«
    »Das ist richtig, Falcon Air 117. Aber wir haben zur Zeit nur Startbewegungen. Außerdem, die Wetterlage verschlechtert sich wieder. Aufkommender dichter Nebel. Wind aus wechselnden Richtungen.«
    Nicht gerade erfreulich. Sein Flight-Level, die Flugfläche, betrug für ihn jetzt zweiundzwanzigtausend Fuß. Die MD-80 würde sich im Warteraum in siebentausend Meter Höhe wie in einer gewaltigen Freiluftgarage bewegen, bei der jede der auf Landeerlaubnis wartenden Maschinen in ›ihrem Stockwerk‹ Kreise ziehen konnte. Diese unsichtbaren Warteräume reichten bis zu einer Höhe von fünfundvierzigtausend Fuß. Die Flugfläche vor ihm schien frei zu sein. Doch was half das?
    »Palma. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich maximal vier Warteschleifen fliegen werde.«
    »Falcon Air 117! Verstanden. Was wollen Sie damit sagen?«
    Die Stimme des Lotsen war kristallklar zu vernehmen. Nun wirkte sie hellwach.
    »Daß ich Treibstoffprobleme habe.«
    »Verstanden, Falcon Air 117. Ist dies eine Notlagemeldung?«
    »Noch nicht. Aber machen Sie sich darauf gefaßt, daß ich in spätestens zwanzig Minuten Luftnotlage melden werde.«
    Stutz warf einen neuen Blick auf die Treibstoff anzeige. Er mußte die Kapitulation anmelden und war sich klar, was die an Konsequenzen beinhalten würde: Meldung an das zuständige Luftamt, Untersuchungen und vor
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