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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610
Autoren: Heinz G. Konsalik
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alles ja auch sein Gutes …« Der Mann, der neben Iris auf dem Sitz vierundzwanzig C Platz eingenommen hatte, streckte seufzend die Beine. Sie waren schwer und dick wie alles an ihm. Sie steckten in einem Paar ausgebleichter grüner Baumwollhosen. Grün war auch sein Hemd. Das bemerkenswerteste an ihm waren die rotgebrannten Fettringe unter seinem Kinn. Die Lider der hellblauen Augen, die Iris anstarrten, zitterten, aber sein Grinsen signalisierte abgeklärte Macho-Sicherheit. »Ich weiß ja nicht, wie das so bei Ihnen ist, aber ich laß mich nicht stressen. Schon lange nicht mehr. Und durch gar nichts.«
    »Aha«, sagte Iris. Anja brachte noch nicht einmal ein Nicken auf.
    »Streß bringt nichts. Außerdem, wenn's dicke kommt, hilft mir noch immer TM. Kennen Sie das?«
    »Nein.«
    »Ist so eine östliche Meditationstechnik.«
    »So?«
    »Ja. Hätte ich mein TM nicht, hätt' mich längst der Infarkt, sagt mein Arzt.«
    »Wie schön für Sie.«
    »Na sehen Sie mal: Gestern hat mich doch mein Chef angerufen. Im Hotel. Das muß man sich mal vorstellen. In der Firma haben sie da so 'nen Buchungsfehler. Und dazu brauchen sie mich so dringend, daß der Chef mir den Firmenwagen direkt an den Flugplatz schicken will. Dabei hab' ich Urlaub.«
    »Wirklich?«
    »Ja, aber in der Zwischenzeit hat sich das sicher von selbst erledigt. Und die haben ihren Fehler von allein gefunden. So ist das. Ich sag' ja: Alles hat sein Gutes.«
    Anja hatte ihre Umhängetasche auf dem Schoß. Sie sagte noch immer kein Wort. Ihre Finger kramten sinnlos in der Tasche. Seit drei Minuten taten sie das. Iris legte ihr die Hand auf das Gelenk. Anja sah sie an und drückte, als sei sie bei irgend etwas erwischt worden, hastig den Verschluß zu und drehte sich wieder zum Fenster: Flugzeuge, Palmen, schattenhafte Autos, Menschen, da war das Singen der Turbinen und das leise Schaukeln der Maschine, die sich über den Rollweg dem Anfang der Startbahn entgegen bewegte …
    Die Bauzäune waren jetzt im Cockpit deutlicher zu erkennen. Der Nebel wechselte an Intensität. Manchmal waren es nur Schleier, dann mußten sich die Scheinwerfer des Airbusses wieder richtige Schneisen aus dieser Waschküche herausbeißen.
    »Das hier war gerade Charly 6«, meldete Rainer Bode, der Copilot.
    »Deutlich lesbar?«
    »Ja.«
    Auch die Startbahnbeleuchtung, die wegen des Nebels eingeschaltet war, konnte man nun klar erkennen. Das breite Zementband des Runways, das dazwischen lag, die Achse des Flugverkehrs auf Son San Juán, war vor zwei Jahren von dreitausend Meter auf eine Sicherheitslänge von dreitausendfünfhundert Meter verlängert worden. Nach dem Flugplatzausbau würde sogar ein Startbahnkreuz entstehen, da eine zweite Bahn im schrägen Winkel zur ersten geplant war. Die Abrollwege der Bahn zur Rollstrecke, die ›Intersections‹, zeigten auf weißem Grund große, deutliche schwarze Zahlen und Buchstaben. Normalerweise waren sie beleuchtet. Doch jetzt? Irgendein blödes Kabel in irgendeiner blöden abgesoffenen Baugrube hatte wohl einen Kurzschluß verursacht. Na, es herrschte ausreichend Licht.
    Landau warf einen Blick nach links. »Ich weiß nicht, das gefällt mir nicht besonders«, sagte er.
    »Meinst du, mir«, antwortete Rainer Bode.
    Die KLM-Maschine konnte nicht weit von ihnen sein. Die Positionslichter waren jetzt auszumachen. Aber bei Nebel, und das wußten sie beide, war die Entfernung schwer abzuschätzen. Der Regen wenigstens hatte wieder nachgelassen. Die Checklisten waren gelesen, Olaf Meinhart, der Chef-Purser, hatte auch die Kabine startbereit gemeldet.
    Landau hörte, wie der Lotse dem KLM-Piloten die Anweisung gab, sich im Startbereitschaftsraum zu melden und die bevorstehende Landung der Schweizer Maschine abzuwarten.
    Dann rief der Controller auch ihn auf: »DE 320. Bitte melden!«
    »Hier DE 320.«
    »Wie weit sind Sie vorgerückt?«
    »Wir haben gerade Charly 6 passiert.«
    Er konnte ihn also kaum sehen. Bodenradar gab's hier nicht. Auch diese Idee war nicht gerade angenehm.
    »Wir sind gleich da.«
    »Charly 7«, meldete Bode. Auch Landau hatte das viereckige Schild mit der Bezifferung ›C-7‹ gesehen. Der Condor-Airbus mit seinen vierunddreißig Metern Spannweite hielt an. Kapitän Landau hatte die Parkbremse gesetzt.
    Es gibt die verschiedensten Theorien über die physischen und psychischen Reaktionen des menschlichen Körpers unter extremem Streß. Einigkeit herrscht darüber, daß äußerste Anspannung, gepaart mit Reizüberflutung und
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