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Mattuschkes Versuchung

Mattuschkes Versuchung

Titel: Mattuschkes Versuchung
Autoren: Rolf Ersfeld
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Sophie ein kleines ,Steh auf Männchen, die zwei Augen und ihren Hasenzahn auf dich geworfen hat, Eric ein verträumtes Sensibelchen, Hano ein undurchsichtiger Dauererzähler mit Aussicht auf Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde und Peter, geschäftstüchtig, aber mit entsetzlich vorstehenden Augen.«
    »Er ist eben sehr vorausschauend«, brummelte Rick knochentrocken. Louise bekam einen Lachanfall.
    »Jedenfalls sind sie mir alle sehr sympathisch.«
    Er gab ihr die für die Klausur benötigten Utensilien, chauffierte sie, verabschiedete sich mit einem langen Kuss, wobei er nach dem Wiedersehen fragte und ließ sie aus dem Wagen steigen, den er provozierend an der Schranke vorbei aufs innere Unigelände gefahren hatte. Da kannte er nichts. Vorschriften und Verbote reizten ihn ungeheuer, sie zu missachten. »Danke, ich melde mich, habe ja deine Telefonnummer«, rief sie ihm noch zu, bevor er wendete und sich wieder waghalsig an der geschlossenen Schranke vorbeimogelte.
    Sie ließ ein paar Tage nichts von sich hören; die Situation zu Hause entspannte sich vorübergehend, offenbar war ihre Mutter in Sorge, als sie in der Nacht nicht nach Hause kam. Obwohl ihr der Abend gut gefallen und sie Rick von einer sympathischeren Seite kennengelernt hatte, verspürte sie keine Sehnsucht nach einem baldigen Wiedersehen.
    Schon von weitem entdeckte sie ihn. Wieder hatte er den grellgelben Wagen in die verbotene Zone gefahren und lehnte lässig an der geöffneten Fahrertür, ein Handy am Ohr, als sie eilig dem Hörsaal zustrebte.
    »Wollte nur mal sehen, ob es dir gut geht und du dich nicht aus dem Fenster gestürzt hast. Bei mir zu Hause wäre das zumindest ungefährlich. Hast du nicht Lust, zu mir zu ziehen, ich habe extra sauber gemacht und aufgeräumt?«
    Die Fülle der gesprochenen Worte entsprach etwa seinem Tagesquantum. Sie musste unwillkürlich grinsen.
    »Ich wusste gar nicht, dass du ein Mann solch schneller Entschlüsse bist, danke für dein Angebot, ich werde darüber nachdenken, aber jetzt muss ich mich beeilen.« Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss, nahm den angenehmen Duft seines Eau de Toilette wahr und lief die letzten Meter, noch einmal zurückwinkend, zum Gebäude. Sein Angebot kam völlig überraschend, sie freute sich darüber und hatte den Eindruck, dass er ernstlich besorgt war, aber das kam für sie nicht infrage, nur so deutlich wollte sie es ihm nicht sagen. An den nächsten beiden Tagen kam sie nicht dazu, ihn anzurufen, obwohl sie es versprochen hatte, und da sie jetzt gerade in der Nähe war, suchte sie ihn in seiner Wohnung auf. Freudig überrascht öffnete er die Tür, wow, das Bett war frisch überzogen mit blauer Bettwäsche, die einen Sternenhimmel mit goldfarbenen Planeten zeigte, das Zimmer aufgeräumt mit neutralem Geruch, vielleicht einem Hauch von Zitrone und das Geschirr gespült. Der Fernseher lief, gerade hatte ein Film mit Richard Gere begonnen, in dem Diane Lane, vom Regen durchnässt, eine Wohnung mit deckenhoch gestapelten Büchern betrat.
    »Dagegen sieht’s bei mir ja klinisch rein aus«, witzelte Rick und half ihr aus der Jacke, »hast du Lust, ihn mit mir anzusehen? Diane Lane ist eine klasse Frau.«
    »Richard Gere ist ein toller Mann«, entgegnete sie leicht pikiert und nippte an dem Rum-Cola-Gemisch, das er ihr ungefragt in die Hand drückte. Sie knabberten Nüsse, der Film war erotisch und spannend, nannte sich ,Untreu oder ähnlich und gefiel ihnen. Obwohl sie nicht im Traum daran dachte, landete sie wieder in seinem Bett mit der Sternenhimmel-Wäsche, sog den angenehmen Duft des Parfüms ein und genoss seine Wärme, die in ihr Inneres drang. In dieser Nacht blieb sie nicht bei ihm, er gab ihr seinen Wagen. »Du kannst mich morgen damit abholen, ist das ok?«
    Sie freute sich über das Angebot und fuhr auf dem Heimweg an der Försterklause vorbei, um Gila abzufangen, die zurzeit kein Auto hatte und auf die schlechte Busverbindung in späten Abendstunden angewiesen war, wenn sie nicht ein Kavalier mitnahm. Gila war gerade dabei, abzurechnen und begeistert vom unerwarteten Chauffeur-Service.
    »Ein neuer Freund mit motorisierter Rikscha?«, meinte sie, als sie das quittengelbe Gefährt bestieg.
    »Wie man es nimmt, ein alter Schulfreund, den ich wieder getroffen habe, allerdings nicht aus Peking.«
    »Na, wenn der dir den Wagen überlassen hat, wart ihr doch sicher schon in der Kiste?«, Gila kicherte in sich hinein, »lehre mich nicht die Männer kennen, ehe die einer Frau das
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