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Matrjoschka-Jagd

Matrjoschka-Jagd

Titel: Matrjoschka-Jagd
Autoren: Marijke Schnyder
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erinnerte sich an den Weg. Kaum hatten sie das Dorf hinter sich gelassen, sahen sie die Camper und die Zelte.
    ›Camping Seegarten‹, stand auf einem Schild am Wegrand.
    Sie bog in den Fahrweg ein und hielt auf dem Vorplatz einer Schreinerei an. Das Haus wirkte unbewohnt.
    »Wie heißen Sie?«, fragte Nore Brand. Sie betrachtete das Gesicht der Kroatin aufmerksam im Rückspiegel.
    »Mein Name? Warum?«
    Nore Brand schaute sie von der Seite an. »Sie können anonym bleiben, wenn Sie das möchten.«
    Die Kroatin lachte ungläubig auf. »Es wäre leicht für Sie. Kein Problem.«
    Nino Zoppa rutschte nervös hin und her.
    »Ich heiße Jelena Petrovic.«
    »Sie hätten Ihren Namen nicht zu sagen brauchen«, sagte Nino Zoppa verärgert.
    Er hatte Partei ergriffen. Jetzt war er dran; vermutlich würde er etwas mehr erfahren von dieser Frau.
    »Wenn Sie möchten, können Sie meinem Assistenten in Ihrer Muttersprache erzählen, was Sie wissen.«
    Die Frau schaute die beiden abwechslungsweise an, dann nickte sie Nino zu.
    Nore Brand stieg aus und entfernte sich vom Wagen. Endlich eine Pause für eine Zigarette. Nicht so sehr wegen des Nikotins. Der Rauch, der sie leicht umhüllte, half ihr beim Denken. Die Dauer einer Zigarette reichte ihr, um die verwirrenden Eindrücke von sich  wegzuschieben und Teil für Teil neu zu sortieren.
    Es dauerte nicht lange, bis Jelena Petrovic aus dem Wagen stieg.
    »Ich muss gehen«, rief sie Nore Brand zu.
    »Wir fahren Sie zurück.«
    »Nein, besser nicht.«
    »Sie kennt eine Abkürzung«, rief Nino Zoppa. Er war neben dem Wagen aufgetaucht. »Sie will nicht von der Polizei zurückgebracht werden«, ergänzte er ungeduldig. »Ist doch klar.«
    Nora Brand öffnete die Wagentür und setzte sich hinter das Steuer. »Und?«
    Nino Zoppa ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. »Verdammt nochmal, ich habe nicht alles verstanden. Sie kommt aus einer anderen Gegend als meine Mutter. Sie studiert Medizin in Zagreb. Sie will dort eine Praxis eröffnen. Dazu braucht sie natürlich Geld. Sonst hat sie immer wieder mit anderen Worten dasselbe gesagt. Sie musste einen Brief auf die Post bringen. Im Auftrag von  Frau Ehrsam. Sie habe gedrängt, der müsse unbedingt weg. Auf jeden Fall sei sie sehr aufgeregt gewesen vor ihrem Tod. Unruhig. Und wütend. Jelena sagte andauernd etwas von Bernstein. Zuerst habe ich sie nicht verstanden, aber dieses Wort wusste sie auf Deutsch. Bernstein. Und dann diese Uhr, die verschwunden ist.«
    »Hat sie zufällig die Adresse auf dem Brief gelesen?«
    »Das hätte sie mir doch gesagt.«
    Nore Brand biss sich auf die Unterlippe.
    »Aber es ist ihr erst eingefallen, als sie merkte, dass diese Uhr verschwunden ist.«
    »Was ›es‹?«
    »Dass die Frau unruhig war vor ihrem Tod.«
    »Vielleicht, ja.«
    »Und woher weiß sie, dass die Uhr weg ist?«
    »Sie hat der Schwiegertochter von Frau Ehrsam geholfen, die persönlichen Sachen einzupacken, und die Uhr sei nicht dabei gewesen. Darauf hat sie Bucher angerufen.«
    Nore Brand drehte den Zündschlüssel. »Dann wissen wir etwa gleich viel wie vorher. Irgendwann wird die Uhr auftauchen und …«
    »Jelena hat Angst.«
    Nore Brand ließ den Motor absterben.
    Jelena nannte er sie.
    Er wandte sich mit einem Ruck von ihr ab. »Vielleicht war es Raubmord.«
    Nore Brand drehte den Zündschlüssel wieder und fuhr geräuschvoll an.
    »Haben Sie Jelenas Augen gesehen? Die ist nicht blöd.«
    »Sie haben mit ihr gesprochen.«
    »Sie auch. Für Jelena war es sehr wichtig, uns mitzuteilen, dass Frau Ehrsam unruhig war vor ihrem Tod. Außerdem litt sie an Herzbeschwerden. Für solche Menschen sind Aufregungen bekanntlich schlecht. Oder etwa nicht?«
    »Herzbeschwerden?« Nore Brand ging langsam vom Gas.
    »Ja, Herzbeschwerden.«
    »Davon hat der Arzt nichts gesagt. Er sagte nur ganz allgemein etwas von Schwächen im Alter. Irgendeinmal sterben wir, je älter man ist, desto größer die Möglichkeit, oder? So einfach ist das.«
    Nino warf seinen Kopf herum. »Und warum wollte Bucher nichts damit zu tun haben? Der war ja total hysterisch. Wenn die Sache so einfach gewesen wäre, hätte er uns nicht gebraucht.«
    Nore Brand versuchte sich an seine Worte zu erinnern. Bucher war keiner, der sich in die Karten schauen ließ. Etwas hatte ihn dazu gebracht, Hilfe zu holen, weil er entweder wirklich keine Zeit dazu hatte oder weil er sich die Finger nicht verbrennen wollte. Immerhin handelte es sich um eine Millionärin.
    Nein, er hatte gesagt, er
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