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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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Sie mit den andern Mädchen nicht darüber sprechen.“
    „Ich habe bereits versichert, daß ich das nicht beabsichtigte. Überdies“, fügte sie wutbebend hinzu, „wenn Cara ausziehen muß, werde ich mit ihr gehen. Es liegt mir nichts daran, noch länger hier zu wohnen.“ Sie wunderte sich, wie ruhig sie das sagte, obgleich in ihr der Zorn geradezu brodelte. Als sie die Wohnung der Heimleiterin hinter sich gelassen hatte und über die Treppe ging, begannen verschiedene Erkenntnisse sich in ihr zu kristallisieren. Am Nachmittag war sie so verwirrt und dann böse gewesen, weil sie sich von Cara hintergangen fühlte. Es war nicht wichtig, ob Cara schwarz oder weiß war. Gestört hatte sie lediglich, daß Cara versucht hatte, die Wahrheit zu vertuschen. Jetzt begann sie zu ahnen, weshalb Cara es getan hatte. Es mußte sehr häßlich sein, wie eine Aussätzige behandelt zu werden, die man mit einem süßlichen Lächeln immer wieder in ihre Grenzen zurückweist. Und dies eben taten Erwachsene, nicht etwa Kinder! Cara war gewiß an solche Vorkommnisse gewöhnt, aber Liz erlebte das zum erstenmal. Wie mußte es sein, wenn man farbig war? Wie in aller Welt lebte man als Neger?
    „Ich bin nicht mehr so naiv“, eröffnete sie Marc mit einem kleinen Lächeln im Blick, „es kommt alles am Schluß auf dasselbe heraus, nämlich auf die Tatsache, daß Cara meine Freundin ist. Was soll ich tun, Marc?“
    Er lächelte zurück. „Ich fürchte, das mußt du selbst entscheiden. Du mußt tun, was du für richtig hältst.“
    Sie seufzte. „Vielleicht ist es unklug, sich einzumischen.“
    „Es ist immer unklug, sich einzumischen, aber zuweilen empfiehlt es sich doch. — Gehen wir?“
    Sie nickte und stand auf. „Ich hatte gar nicht bemerkt, daß es schon so spät ist. — Oh, schau! Da drüben sitzt Melanie! Hallo, Melanie!“ rief sie, und Melanie schaute auf und winkte.
    „Liz und Marc! Daß ihr uns hier über den Weg lauft! Schau, Peter, wer da kommt!“ Melanie konnte den belustigten Ton in ihrer Stimme nicht verschleiern.
    Der junge Mann, der ihr gegenüber am Tisch mit dem Rücken zu Liz saß, drehte sich um, und es war — Peter! Ihr Peter! Ungläubig rief sie: „Na, so was! Guten Abend!“ Melanie und Peter, dachte sie, Peter und Melanie. „Oh, das ist ja reizend“, hörte sie sich sagen, „warum hast du mir nicht gesagt, daß du mit Peter verabredet bist? Du kennst natürlich Marc. — Wie geht es dir, Peter?“
    Peter zwinkerte verlegen mit den Augen und antwortete vorsichtig: „Gut, Liz.“
    „Warum setzt ihr euch nicht zu uns?“ lud Melanie sie ein. „Danke, aber wir sind bereits auf dem Heimweg. Macht’s gut, ihr beiden!“
    Draußen auf der Straße blickte Marc sie amüsiert von der Seite an und fragte: „Denkst du das gleiche wie ich?“
    „Was?“
    „Ich hatte das Gefühl, als ob Melanie ein bißchen Feuerwerk gewünscht und erwartet hatte; zumindest ein paar Tränen oder dergleichen! Auf jeden Fall eine weniger gleichmütige Vorstellung, als du sie ihr geboten hast.“
    „Das war keine Vorstellung!“ widersprach sie energisch. „Ich hin in der Tat froh, daß die beiden zusammen ausgehen!“
    „Es würde mich interessieren, ob das dein Ernst ist“, überlegte er abwägend.
    „Ja, durchaus“, beteuerte sie. „Ich mag Peter gern. Schließlich war ich drei Jahre mit ihm befreundet. Aber Liebe? Mir ist langsam klargeworden, daß wir einander nichts bedeuten.“
    „Setzen wir uns da drüben auf die Bank“, schlug Marc vor und bog in den Park ein. „Mir scheint, du hast allerlei Probleme gewälzt. Schieß los, ich bin ganz Ohr!“
    Hoch über dem Kirchturm stand der Mond, und der Boden unter ihnen war frostig weiß vom Rauhreif. Liz zitterte ein wenig.
    „Ich weiß nicht recht, was ich zuletzt sagte.“ Das stimmte zwar nicht ganz, aber es widerstrebte ihr, über all das zu sprechen. Es war ihr gerade kürzlich klargeworden, daß Peter absolut nicht recht hatte mit seiner Feststellung, die Schule habe sie verändert. Es war weder die Schule gewesen noch Marc, sondern vielmehr Peter selbst. An jenem entsetzlichen Nachmittag, als er ihr eröffnete, er liebe Margaret Hewitt , besann sie sich auf sich selbst, und seitdem hatte jeder Schritt, den sie tat, sie ein Stückchen weiter von ihm entfernt. Hätte sie ihn damals geheiratet, wäre ein völlig anderer Mensch aus ihr geworden. Vielleicht wäre sie ebenso glücklich geworden wie jetzt, aber anders. Ein Zurück gab es nicht. Irgendwann zwischen
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