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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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„Wir hatten bisher nur Zeit, Bücher und sonstige bewegliche Habe auf den Boden zu kippen und wieder das Weite zu suchen, und die einzigen Möbelstücke bestehen bis jetzt aus deinem Zeichentisch und Pennys Bücherregal. Nicht einmal ein Stuhl zum Sitzen ist da!“
    „Und die Sonne scheint heute auch nicht“, fügte Penny entschuldigend hinzu, „sonst ist jedes Zimmer sehr sonnig, mindestens bei gutem Wetter.“
    „Ich bin überrascht, daß ihr bereits soviel erledigt habt in den drei Tagen“, tröstete Cara die beiden. „Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll, daß ihr alle meine Klamotten für mich herübergeschleppt habt.“
    Pennys Stimme überschlug sich vor freudigem Eifer. „Oh, wir hatten allerlei tüchtige Helfer. Taylor und Phil und Marc und — “
    „Und Luke“, fügte Liz hinzu. „Er ließ es sich einfach nicht nehmen, deine Zeichenbretter zu schleppen, und dann lief er viermal mit deinen Koffern und Büchern hin und her.“
    Luke, dachte Cara dankbar. Wie lieb von ihm!
    „Und in der Küche haben wir sogar schon Vorhänge, und zwar die aus meinem Zimmer“, führte Penny weiter aus.
    „Weil Löcher drin waren“, erklärte Liz.
    „Ich kann es kaum erwarten, bis ich dies alles sehe.“ Cara strahlte. Ein herrlich kribbelndes Glücksgefühl rührte sich in ihr und erfüllte sie mit jedem Atemzug mehr, bis sie glaubte, die Freude wolle sie zersprengen. Die Wohnung, Weihnachten, bald daheim zu sein und — das war das Allerschönste — dann wieder in die Hawley-Schule zurückkommen zu dürfen!
    „Hier sind wir!“ verkündete Penny triumphierend, als das Taxi vor einem alten braunen Steinhaus zum Halten gekommen war. „Der Kakao ist bereits aufgesetzt, und der Herd funktioniert. Willkommen im neuen eigenen Nest!“
    Als Liz hinter Cara und Penny die Treppe hinaufstieg, mußte sie denken, daß ihr die Weihnachtsferien nicht so verlockend erschienen wie den beiden andern. Weihnachten, ja, darauf freute sie sich, aber nicht auf die lange, lange Woche, die darauf folgte. Sieben Tage, an denen sie Marc nicht sah. Statt dessen würde Peter sie belagern, und sie müßte seine Litaneien über sich ergehen lassen und ihm erneut tausendmal die langen Erklärungen vorkauen, was sie empfand und wie alles gekommen war. Wie befremdend war es, Peter gegenüber derart zu empfinden! Peter, den sie so sehr geliebt hatte! Was war nur mit ihm vorgegangen? Sie hatte ihn sich reif, ernst und erwachsen gewünscht, und all das war er gewesen, bis er dann ganz plötzlich keine dieser Eigenschaften mehr zu besitzen schien. Vermutlich hatte sie ihn nie richtig gekannt. Zuweilen kam ihr die Befürchtung, daß er vielleicht nie wirklich existiert hatte, jener Peter, der ihr einst alles bedeutete.
    Im Hausflur zeigte sie Cara den Briefkasten und gab ihr die Schlüssel. „Ich hoffe, daß du Puste genug hast, all die Treppen zu erklimmen“, meinte sie etwas besorgt. „Wir wohnen im vierten Stock! — Ah, guten Tag, Mr. Merton !“ wandte sie sich dem Hausverwalter zu, der soeben aus dem Keller kam.
    „Tag, Miß Gordon“, grüßte er.
    „Mr. Merton , Sie kennen bereits Penny, aber heute bringen wir die dritte im Bunde. Cara, dies ist Mr. Merton !“
    „Guten Tag!“ sagte Mr. Merton , schaute Cara an, dann Penny und dann wieder Cara. „Schönes Wetter heute!“ Sein Blick blieb an Cara hängen.
    Sie wünschten ihm alle ein frohes Fest und waren bereits schon die halbe Treppe hinauf gestiegen, als Mr. Meton unvermittelt rief: „Miß Gordon!“
    Liz drehte sich um. „Ja?“
    „Kann ich Sie einen Moment sprechen?“
    „Gewiß!“ Penny und Cara gingen weiter nach oben, und Liz wandte sich mit einem Lächeln dem Hausmeister zu. „Und Sie wünschen?“
    Mr. Merton wartete, bis die beiden Mädchen im Treppenhaus verschwunden waren. Dann neigte er sich wie ein geheimer Verschwörer zu Liz hinüber und flüsterte verhalten: „Welche der beiden ist denn nun die Negerin? Ich sag’s nicht weiter. Mich interessiert’s nur!“
    Liz starrte ihn verwundert an.
    „Ich weiß, daß eine von euch farbig ist“, kicherte er, „und Sie sind’s bestimmt nicht. Unmöglich bei diesem blonden Schopf! Also, ist es die Große oder die Kleine?“
    Liz fühlte plötzlich eine starke Abneigung gegen den Mann. Sie trat bestürzt einen Schritt zurück. Irgend etwas Widerliches, Gemeines sprach aus seiner Neugierde. Sie dachte an Cara, die ihm schutzlos ausgesetzt sein würde. Noch nie hatte sie einen derartigen Zorn in sich
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