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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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nochmals, Liz.“ Sie schaute auf ihre Uhr.
    „Wo willst du hin, Penny?“
    „Nun, als erstes gehe ich nach unten, um mit meinen Eltern zu telefonieren, dann suche ich Mrs. Coles auf, und dann fange ich an, meine Bücher und Zeitschriften einzupacken. Du denkst doch nicht etwa, daß ich ohne dich und Cara hier bleibe?“
    Davon überzeugt, nun endlich einmal Liz überrascht und beeindruckt zu haben, schritt sie majestätisch aus dem Zimmer.
    „Nur noch zehn Tage bis Weihnachten“, quäkte es aus dem Radio. „Ja, aber nur noch sechs Einkaufstage!“
    Am Montag machten Liz und Penny früher Schluß in der Schule, um sich nach einer Wohnung umzusehen. Die Ferien begannen am Freitag, und am Freitag sollte auch Cara aus dem Krankenhaus entlassen werden. Plötzlich eilte es also. Die zwei hatten sich eine besondere Prozedur ausgedacht, die sie nun gewissenhaft einhielten. Bei jeder Wohnungsagentur wollten sie gleich von Anfang an verkünden, daß sie zu dritt wären und eine von ihnen farbig sei. In der Annahme, daß die meisten Leute die Angebote am oberen Ende des Anzeigenblattes zu lesen begannen, fingen sie von unten her an. Am Montag hatten sie keinerlei Erfolg. Am Dienstag fanden sie eine Wohnung, die eigentlich genügte, für die sie aber keinerlei Begeisterung aufbringen konnten. Am Mittwochnachmittag begleitete sie ein gewisser Mr. Merton ins oberste Stockwerk eines alten Hauses in der Spruce Street, und beim Anblick der Räume brachen sie alle beide in ein Freudengeschrei aus. Es waren drei gleich große Zimmer, und jedes war vom Leuchten der Nachmittagssonne erfüllt. Der Preis hielt sich in Grenzen. Der einzige Nachteil war, daß die Zimmer nicht möbliert waren.
    „Was meinst du?“ japste Penny, atemlos vor Aufregung. Liz trat zum Fenster und sah weit, weit über die Dächer von Philadelphia.
    „Komm und schau dir diese Aussicht an!“ rief sie. „Wir müßten Möbel kaufen. Damit hatten wir freilich nicht gerechnet.“
    „Vielleicht sollten wir erst mit Cara reden, obgleich sie die Sache ja völlig uns überlassen hat“, wandte Penny zögernd ein. „Ich weiß. Glaubst du, daß deine Eltern —“
    „—ein paar Sachen beisteuern?“ vervollständigte Penny. „Wir haben einen Lastwagen auf der Farm, und schließlich brauchen wir ja noch nicht in dieser Woche alles zu möblieren. Wir haben Zeit bis nach Weihnachten.“
    „Ich habe immer noch die Schlafzimmergarnitur, die Peter und ich... Ich will sagen, daß ich zwei Betten beisteuern könnte und auch Handtücher und derartige Dinge.“
    „Ich habe einige Ersparnisse in meiner Reisekasse. Stell dir nur vor, was für ein herrliches Studio das Mittelzimmer abgeben würde! Meine Eltern haben einen alten Kühlschrank in der Scheune stehen. Er funktioniert noch. Wir haben ihn im letzten Sommer für Picknicks benutzt.“
    „Der Herd hier ist in Ordnung.“
    Sie liefen aufgeregt von einem Raum in den andern, sahen im Geist bereits das Studio mit Bildern über den Rissen in der Wand und Teppichen auf den rauhen Dielen. Mr. Merton wartete geduldig und war dann keineswegs erstaunt, als Liz ihm eine Fünfzigdollarnote als Anzahlung anbot und ihm eröffnete, daß sie die Wohnung haben wollten. Er schrieb eine Quittung, maß sie noch einmal mit neugierigen Blicken und ging dann den beiden voraus treppab.
    „Von mir aus können Sie noch heute abend einziehen“, versicherte er.
    „Wir bringen unsere Sachen am Freitag her, ehe wir alle in die Weihnachtsferien nach Hause fahren“, bestimmte Liz.
    Nachdem nun alles geregelt war, kehrte Penny ins Heim zurück, um sich für einen Vortrag über Samoa umzuziehen, den sie mit Phil heute abend besuchen wollte. Als sie gerade nach den Knöpfen auf dem Rücken ihrer Bluse angelte, fiel ihr Blick auf ein Notizbuch, das Liz offenbar auf dem Bett hatte liegenlassen. Sie streifte mit einem Blick die oberste Seite und las: Januar: Küche — Liz Gordon; Saubermachen — Penny Saunders; Geschirrwaschen — Cara Jamison . Sie lächelte beim Gedanken an Liz’ Organisationstalent und Ordnungssinn. Wenn nur sie auch eine kleine Portion davon besäße! Ihr Vater hatte nur zu recht gehabt, als er von ihrer romantischen Seele sprach, und vermutlich verbrachte sie den Rest ihres Lebens in Träumereien über ferne, unerreichbare Länder und — ja, der Liebe zum verkehrten Mann. Es war ein Jammer, daß die Menschen nicht von außen so aussahen, wie sie innen empfanden. Sich zu fühlen wie Kleopatra und auszuschauen wie Penny
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