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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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Saunders! Ein Jammer, wirklich ein Jammer!
    Sie bürstete sich die Haare, so gut das mit Penny Saunders spärlichem Schopf möglich war, und empfand es dabei immerhin als Trost, daß Liz und Cara ihr erlaubt hatten, mit ihnen zu ziehen. Sie selbst verließ das Heim ja nur, um sich nicht von den Freundinnen trennen zu müssen. Zuweilen schämte sie sich geradezu, daß sie selbst sich nicht in eine so angriffslustige Weltverbesserungsstimmung hineinsteigern konnte wie die andern, aber sie nahm sich vor, den beiden eine gute Mitbewohnerin zu sein.
    Unten in der Halle rief jemand: „Penny Saunders! Ein Mann für dich!“ Penny lächelte vor sich hin, denn es war nett zu wissen, daß ein Mann auf sie wartete, auch wenn es nicht der richtige war. Vor einem Jahr hatte sie noch keinen Verehrer aufzuweisen gehabt, aber jetzt war ihr Phil ein guter Freund geworden, brüderlich, mit gleichen Interessen wie sie und stets angenehm im Umgang. Er sah in ihr wohl den Typ des Mädchens, den er später einmal seiner Braut vorstellen wollte, und wenn sie lange genug in Kontakt mit ihm blieb, war es ihr durch ihn wohl auch möglich, Taylor Cartwrights weiteren Lebensweg zu verfolgen, aber darüber dachte sie jetzt lieber nicht nach.
    „Komme!“ rief sie zurück. Sie warf ihren frisch gefärbten Mantel über den Arm, schlüpfte in ihre Pumps und griff mit der einen Hand nach ihrer Tasche, während die andere frei blieb, um die Tür zu schließen. Schon lange schloß sie diese nicht mehr ab, wenn sie ausging, und wenn sie daheim war, ließ sie sie nun wie die andern stets offen oder zumindest angelehnt. Auch das bewies, daß Penny kein Zaungast des Lebens mehr war, sondern ein Mensch mit allen ihr gebührenden Rechten und Pflichten.
    Am Fuß der Treppe bog sie in den kleinen Gang ein, der zum Empfangsraum führte und rief: „Phil!“
    Aber es war nicht Phil, der sich da vom Sofa erhob, als sie eintrat. Es war Taylor Cartwright !
    „Oh!“ hauchte sie und blieb ganz still stehen. Sie fühlte sich wie eine verwelkte Blume, die man mit frischem Wasser wieder zum Leben erweckt. In ihr rührte sich wieder jene innere Freude am Dasein, jene Selbstsicherheit und wache Aufgeschlossenheit wie am ersten Abend, den sie zusammen mit Taylor verbracht hatte.
    „Phil hat gesagt“, platzte er heraus, „daß er Sie nicht liebt. Haben Sie etwas dagegen vorzubringen?“
    Wortlos schüttelte sie den Kopf.
    „Ich habe bisher gewartet, um dessen sicher zu sein. Es war die Hölle, mich die ganze Zeit zurückzuhalten, aber solange ich nicht genau wußte, wie er zu Ihnen steht, mußte ich schweigen. Ich wollte ihm nicht weh tun.“
    „Ja“, hauchte sie.
    „Jetzt aber, da er es selbst sagt...“ — Taylor atmete tief — , „... glaube ich, daß wir beide eine bereits gemeinsam begonnene Aufgabe fortzusetzen haben. Meinen Sie nicht auch?“
    Sie empfand keinerlei Scheu und nicht einmal Erstaunen bei seinen Worten. Es blieb einfach kein Raum für irgend etwas anderes als jenes wunderbare Gefühl, das nun zwischen ihm und ihr schwang. Er mußte es neulich auch gespürt haben, aber er war klüger gewesen als sie. Er hatte gewußt, daß dies nicht von der Form oder Farbe des Gesichtes abhängt oder von Worten, die zwischen zwei Menschen gesprochen werden.

28. KAPITEL

    Am Nachmittag, als Penny und Liz aus dem Heim auszogen, schloß Melanie sich in ihr Zimmer ein. Es gab wohl keine der Mitbewohnerinnen, die nicht gemerkt hätte, daß irgendein Skandal passiert war, aber Melanie wußte mehr, denn sie hatte Primrose ausgefragt. Dienstboten haben ihre Ohren überall, und Melanie wußte, wie man es anstellt, um an dem allgemeinen Klatsch teilhaben zu können. Nachdem sie gehört hatte, weshalb Liz nicht mehr hier wohnen wollte, bezeichnete sie sie als Närrin. Allerdings hatte sie das auch vorher mehrmals getan, und geholfen hatte es nie.
    Woran lag es nur, so fragte sie sich immer wieder, daß Liz, wie die Tochter von Turners daheim, ihr ständig unerreichbar blieb? Ihr Haß und Zorn gegenüber Liz hatten sich selbst aufgezehrt, und nun fühlte Melanie sich nur noch müde und wund, sowohl vom Kampf gegen sich selbst als auch mit Liz. Sie ahnte, daß diese Erfahrungen für sie den Beginn einer bitteren Wahrheit darstellten, nämlich der Erkenntnis, daß es einige Menschen auf der Welt gab, die sich von Melanie nicht beeindrucken ließen.
    Ihre Wut war an jenem Abend verflogen, als sie mit Peter in die „Quelle“ gegangen war und dort Liz traf, wie sie es
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