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Maskerade

Maskerade

Titel: Maskerade
Autoren: Dorothy Gilman Butters
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mehr als sonst irgend jemanden vermissen würde, aber das war wohl ein Teil ihrer wohlverdienten Strafe.
    „Penny wollte auch kommen“, plauderte Liz weiter, „aber sie mußte nach der Schule zur Bibliothek gehen. Vermutlich wird sie morgen zu dir hereinschauen.“
    Auch Penny würde ihr fehlen, erkannte Cara.
    „Wie lange wird es dauern, bis du wieder ins Heim darfst, Cara? Hat man es dir schon gesagt?“
    Draußen auf dem Flur erhob sich Stimmengewirr. Liz drehte sich fragend um. Zwei Schwestern tauchten aus dem Dunkel des Korridors auf, und man sah ihnen an, wie peinlich ihnen ihr Auftrag war. Die ältere, die Cara bisher noch nicht gesehen hatte, trat auf das Bett zu, lächelte nervös und wurde dann endlich ihre Botschaft los: „Da ist ein Mann im Empfangsraum, Miß Jamison , der vorgibt, Ihr Vater zu sein.“
    Caras Blick streifte Liz’ Gesicht, das völlig ahnungslos war. Sie konnte ja nicht wissen, warum diese Nachricht peinlich sein konnte. Oh, Liz, dachte sie traurig, hier und jetzt endet unsere Freundschaft. Ich mache dir keinen Vorwurf daraus, daß jeder, der anders ist als ihr Weißen, von Geburt an von euch gemieden wird. Ihr habt ein Vorurteil, ihr habt Angst vor der Farbe Schwarz. Schwarze Magie — der Kinderschreck vom schwarzen Mann!
    „Ja“, bestätigte sie dann tapfer, „ich habe ihn erwartet.“
    „Aber — aber er ist ein Neger!“ erwiderte die Schwester.
    „Stimmt“, nickte Cara sanft.
    Jawohl, sie konnte Liz’ Blicke auf ihrem Gesicht spüren, und sie errötete, aber sie sagte nichts weiter. Es folgte Stille. Und dann ordnete die ältere Schwester steif an: „Nun denn! Schicken Sie ihn herauf, Miß Nebbs .“
    Caras Augen blieben fest auf die Tür geheftet. Draußen verhallten die Schritte. Es tut mir leid, dachte Cara, sehr leid für dich, Liz. Du warst hierauf nicht vorbereitet. Ich bedaure, daß dies hier nun geschehen muß.
    „Ja, das ist meine Tochter!“ hörte sie ihren Vater erleichtert ausrufen.
    „Papa!“ lächelte sie dankbar. Sie stützte sich auf einen Ellenbogen und stellte sodann mit einer Stimme, aus der jeglicher Ausdruck gewichen war, förmlich vor: „Liz, ich möchte dich mit meinem Vater bekannt machen; Papa, dies ist Liz Gordon.“
    Ihr Vater wandte sich Liz zu und begrüßte sie mit jener maskenhaften Miene, die er Weißen gegenüber stets zu tragen pflegte. „Guten Tag!“ sagte er und verneigte sich kurz und formell.
    Liz’ Augen wurden groß und starr. „Guten Tag!“ keuchte sie und fügte dann atemlos hinzu: „Es freut mich, Sie kennenzulernen.“
    Mit Ironie im Blick beobachtete Cara, wie Liz sich mühte, Haltung nach dem Schreck zu wahren und Herr ihrer Verwirrtheit zu werden.
    „Sie müssen sich sehr um Cara gesorgt haben“, stammelte Liz und wurde dunkelrot dabei.
    Mr. Jamison lächelte höflich, aber reserviert.
    „Ich kann mir denken, daß Sie und Cara allein sein wollen“, plapperte Liz weiter, „ich gehe also lieber.“ Einen Moment war es, als könne sie ihr verbindliches Lächeln nicht länger aufrechterhalten. „Bis später, Cara!“ rief sie, mied Caras Blick, drehte sich um und lief davon.

26. KAPITEL

    „Und was passierte dann?“ fragte Marc, als sie nebeneinander an einem Tisch in Marcelleros Quelle saßen.
    „Dann bin ich fortgegangen“, erzählte Liz weiter.
    Seine Augen ruhten lange und sehr nachdenklich auf ihr. „Und was hast du bei all dem empfunden?“ fragte er schließlich, „was war deine Reaktion?“
    „Was ist die deine?“ versuchte sie auszuweichen.
    Er schüttelte abwehrend den Kopf. „Cara ist deine Freundin“, stellte er fest.
    Liz überlegte, suchte nach Worten und platzte heraus: „Ich habe mich dumm benommen. Ich stotterte, wurde rot und sagte dauernd etwas Verkehrtes. Es war gräßlich!“
    „Das ist alles durchaus entschuldbar“, führte Marc aus. „Du warst überrascht. Was ich wissen möchte, ist, wie es in dir aussieht, was tief in dir drinnen vorging...“
    „Ich spürte plötzlich, daß ich Cara bisher nicht richtig gekannt hatte. Ich ärgerte mich, weil sie mir nie gesagt hat, daß sie abstammungsmäßig eine Farbige ist. Das finde ich töricht!“
    „Wie? Die Tatsache, daß sie Negerin ist, oder weil sie es dir verschwieg?“
    „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Ich war einfach nur wütend, weil ich dadurch, daß ich nichts wußte, in diese Lage kam und mich blamierte. Ich betrachtete sie als Freundin, und sie hat mir trotzdem nichts gesagt.“
    „Stört es dich,
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